Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wenn sie brav bleibt, dann heirate ich sie noch einmal“
Gerda und Kurt Rehwald feiern Diamantene Hochzeit
- Nachdem sich Kurt Rehwald und seine Gerda vor 60 Jahren in der Dreifaltigkeitskirche das Ja-Wort gegeben hatten, erneuerte er nun schmunzelnd sein Versprechen: „Wenn sie brav bleibt, dann heirate ich sie noch einmal“. Hierzu wäre die nächste Gelegenheit in fünf Jahren bei der Eisernen Hochzeit, rüstig, humorvoll und lebensbejahend, wie das Jubelpaar ist. Das beeindruckende Zusammenhalten und die innere Zufriedenheit begründen sich aus einem bewegten Leben, dessen Herausforderungen gemeistert wurden.
Die Kindheit der beiden „Diamanten“war geprägt durch den Krieg: In Leutkirch geboren, zog Gerda, geborene Burrer, mit ihrer Familie nach Friedrichshafen, wo ihr Vater „beim Zeppelin“arbeitete. Den verheerenden Bombenangriff 1944 nur knapp überlebend, folgte die abenteuerliche Rückkehr in die Allgäustadt ins Haus der Großmutter. „Strebsam und folgsam“stand im Zeugnis der Jubilarin, die nach dem Schulabschluss in der Trikotfabrik Epple eine Stelle fand.
Im Sudetenland in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, wurde Kurt nach der Mittelschule gegen Kriegsende mit 14 Jahren als Flakhelfer verpflichtet und arbeitete bis zur Vertreibung 1946 in einer Sägerei. Weitgehend zu Fuß bewegte sich der Flüchtlingstreck über 800 Kilometer nach Rostock, wo Kurt Maschinenschlosser lernte. Weitere Stationen waren Technischer Zeichner in Warnemünde, „das Abhauen über Westberlin nach Hannover und Ulm“, Arbeitsstellen beim Jugendsozialwerk und nach Abendkursen bei Liebherr.
In der Münsterstadt hatte das Jubelpaar seine erste Begegnung: „Beim Bier holen für den Vater“sah Kurt seine Gerda durch eine Durchreiche bei einer Familienfeier die Zither spielen. Nach ein paar Tänzen und Spaziergängen sagte er entschlossen: „Du musst meine Frau werden.“Während sie sich „ohne Aussteuer und Nähmaschine“noch etwas zierte, erreichte er zielsicher mit „großem Gefolge im Amischlitten“1957 die Verlobung und baldige Heirat. Zur Familie zählen heute zwei Töchter, drei Enkelinnen und drei Urenkel.
In Leutkirch sind die Rehwalds seit 1960, hier war Kurt Leiter der Arbeitsvorbereitung bei KaVo, um sieben Jahre später als Berater für Getränke-Unternehmen bis zur Rente selbstständig zu sein. 1965 zog die Familie in die Krählohsiedlung ins eigene Häuschen, das sie 20 Jahre lang „aus-, an- und umbauten“. Gerda fand Zeit, Ölbilder zu malen, Instrumente zu spielen und für das Amt der Kirchengemeinderätin. Bis heute arbeitet sie täglich im KunsthandwerkLaden „Ambra“. Gemeinsam fuhr die Familie auf dem Bodensee Wasserski und machte Urlaube in aller Welt.
Das Geheimnis ihres unverbrüchlichen Zusammenhaltens? „Jeder hat seine Schwächen, die man tolerieren muss, und Stärken, die er verwirklichen kann und die sich gegenseitig ergänzen.“Und „jeden Abend vor dem zu Bettgehen beten wir gemeinsam“, gefolgt von einem „Schnäpsle“.