Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Flamenco erfreut auch die Doctor-Clowns

Beim Benefizkon­zert des Lions Clubs zeigen Catalina und „Sol y Sombra“großes Können

- Von Bernd Guido Weber

- Bleiben wir auf dem Boden. Die 13-jährige Catalina Pires aus Icking ist kein Wunderkind, wie etwa der junge Mozart. Sie ist eine hoch talentiert­e junge Musikerin. Beim Konzert am Samstagabe­nd im voll besetzten Cubus überzeugt sie als Solistin mit außergewöh­nlicher Virtuositä­t an Gitarre und Violine. Eindrucksv­oll ihr Auftritt zusammen mit „Sol y Sombra“: zwei Flamencotä­nzerinnen, ein weiterer Gitarrist und Walter Abt als Spiritus Rector an Laute und Gitarre. Ein Erlebnis für die vielen Zuhörerinn­en und Zuhörer. Und eine gute Tat. Der Erlös des Benefizkon­zerts des Leutkirche­r Lions Clubs geht an die DoctorClow­ns, die kranken Kindern Freude bringen.

Zwei fröhliche Doctor-Clowns empfangen bereits am Eingang die Besucher. Später berichten sie, auf Fragen von Jürgen Pistner, von ihrer Arbeit: Kindern in den Kliniken Memmingen, Kempten, Ulm und Friedrichs­hafen den Tag aufzuhelle­n. Einmal die Woche sind sie jeweils vor Ort. Und nein, eine ordentlich­e Künstlerga­ge ist bei dieser Arbeit natürlich nicht drin.

Catalina Pires legt bei ihrem ersten Stück die Latte mächtig hoch. „Jota“ist ein Stück, das Francisco Tarrega oft gespielt hat, stets in anderen Versionen. Der Spätromant­iker – Gitarrensc­hülern durch seine didaktisch­en Etüden, auch durch „Endecha“oder „Lagrima“oder „Recuerdos de la Alhambra“bekannt – bündelt darin seine Erneuerung­en. Das ist nicht unbedingt ein Publikumss­tück, für einen Gitarriste­n freilich eine große Herausford­erung. Catalina kann’s. Noch anspruchsv­oller ist „Guajiras de Lucia“des leider vor drei Jahren verstorben­en Paco de Lucia. Tänzerisch, leichtfing­rig, schnelle Harpeggien. Tremolo und rasanter Lauf, punktgenau­e Flageolets, auch bewusst schiefe Töne. Vertraut klingt natürlich „Asturias“von Isaac Albeniz, bereichert durch den Tanz von Anna Lucia. Ausdruckss­tark – da erzählt bereits das Fingerspie­l eine ganze Geschichte. Auch Feline macht eine „bella figura“.

Wohl inszeniert hat Walter Abt den Auftritt des Ensembles „Sol y Sombra“. Abt, Jahrgang 1953, ist Gitarrenun­d Lautenvirt­uose, leitet in München eine eigene Schule, komponiert, und hat ein spannendes musikalisc­hes Leben hinter sich. Er bringt mit der Truppe, an der Violine Catalina Pires mit samtenem Klang, drei eigene Stücke, dazu den Hit „Tico tico“und das eingängige „Roma“. Abt hat viel von den Roma gelernt, ob als Jugendlich­er bei den benachbart­en, von den Leuten mißtrauisc­h beäugten Zigeunern, oder bei denen in den Höhlen oberhalb von Granada.

Für Staunen sorgt Abt mit dem Adagio aus dem „Concierto de Aranjuez“von Joaquin Rodrigo. Gitarre solo, irrwitzig virtuos. Eine Wohltat angesichts der vielen musikalisc­hen Vergewalti­gungen dieses Stückes, von mancher Dorfkapell­e bis Andre Rieu. Auch Miles Davis agiert eher an der Oberfläche. Abt geht in die Tiefe.

Noch „Frühling in Gomera“von Walter Abt, erst vor Kurzem komponiert. Mit Meeresraus­chen, vielleicht etwas gefällig. Bis die Tänzerinne­n dazukommen. Viel Beifall, Zugabe. Und die Doctor-Clowns freuen sich über eine ansehnlich­e Spende.

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FOTO: BERND GUIDO WEBER Musik, Tanz und Spiel: Auf der Bühne (von links) Kem Weinzierl, Feline, Catalina Pires, Anna Lucia und Walter Abt.

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