Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kitas müssen Impfmuffel künftig melden
Bundesregierung erhöht mit neuem Gesetzentwurf den Druck auf Verweigerer
- Die Bundesregierung ist zwar weiter gegen eine Impfpflicht nach italienischem Vorbild, will aber eine härtere Gangart gegenüber Verweigerern einschlagen. Bereits in der kommenden Woche soll der Bundestag die Regelung auf den Weg bringen. Demnach müssen Kitas jene Eltern, die bei der Anmeldung keinen Nachweis über eine Impfberatung vorlegen können, künftig beim Gesundheitsamt melden.
Seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes Mitte 2015 ist der Nachweis einer Impfberatung bei der Anmeldung von Kindern in der Kita Pflicht. Wird der Vorschrift nicht gefolgt, können schon jetzt bis zu 2500 Euro Geldbuße verhängt werden. Künftig müssen Kitas Eltern, die keinen Nachweis einer Impfberatung vorlegen, den Gesundheitsbehörden melden. Bisher lag die Entscheidung in ihrem Ermessen.
Die erste Masernimpfung wird im Alter von elf bis 14 Monaten empfohlen, die zweite ist für 15 bis 23 Monate alte Kinder vorgesehen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die als Kind nicht oder nur einmal geimpft worden waren, zu einer Masernimpfung. Ausnahme: Schwangere dürfen nicht geimpft werden.
Im laufenden Jahr sind bislang 634 Erkrankungen gemeldet worden. Im gesamten Jahr 2016 waren es 326 Fälle. Aktuell ist Nordrhein-Westfalen mit 361 Fällen am stärksten betroffen, davon betrafen allein 306 die Stadt Duisburg. In Bayern gab es bislang 30, in Baden-Württemberg 38 und in Niedersachsen vier Fälle.
Risiko von Spätfolgen hoch
Masernerkrankungen können zu Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündungen führen. Bei Kindern unter fünf Jahren und Erwachsenen ab 20 Jahren ist das Risiko von Spätfolgen hoch. Bei schwerem Verlauf können die Masern tödlich sein. Laut RobertKoch-Institut (RKI) sterben zwei von 1000 Patienten an den Folgen einer Maserninfektion.
Nur 73,7 Prozent des Geburtsjahrgangs 2013 waren Ende ihres zweiten Lebensjahres zweimal gegen Masern geimpft. Rund 180 000 Zweijährige in Deutschland haben keinen ausreichenden Schutz. Experten zufolge sind die Impflücken bei Erwachsenen besonders hoch. Nur 13,5 Prozent der Frauen beziehungsweise 12,6 Prozent der Männer zwischen 45 und 64 Jahren in Westdeutschland verfügen über einen ausreichenden Impfschutz. Im Osten sind es 25,2 Prozent bei Frauen, 28,6 Prozent bei Männern.