Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hauen und Stechen bei Alno
Gläubiger des Küchenmöbelherstellers fordern Neuanfang ohne Hastor
- Dem insolventen Küchenhersteller Alno aus Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) steht ein Machtkampf ins Haus. Das hat das „Manager Magazin“in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Demnach fordern Großgläubiger wie der Haushaltsgerätehersteller Whirlpool einen Neuanfang ohne Beteiligung der Unternehmerfamilie Hastor.
Die bosnischen Großaktionäre halten seit Jahresanfang über die Firma Tahoe 43 Prozent der Alno-Anteile und gelten spätestens seit der Fehde mit dem Volkswagen-Konzern im vergangenen Jahr als schwieriger Partner. Beim US-Konzern Whirlpool steht Alno angeblich mit einem zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in der Kreide. Zugleich ist Whirlpool einer der größten Lieferanten von Alno.
Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“wollte sich Tahoe am Freitag nicht zu dem Bericht äußern, allerdings hatte ein Sprecher vor wenigen Tagen angedeutet, dass es im Gläubigerkreis Differenzen gebe. Demnach konnten sich die Kreditgeber – zu denen auch Tahoe mit einem Engagement von 35 Millionen Euro gehört – in den zurückliegenden Wochen nicht auf ein dringend notwendiges Brückendarlehen einigen, um die finanziellen Engpässe bei Alno zu überbrücken. Die Konsequenz daraus war der Insolvenzantrag des Küchenmöbelherstellers am 12. Juli beim Amtsgericht Hechingen (Zollernalbkreis).
Vorwurf der Befangenheit
Wie das „Manager Magazin“weiter berichtete, gibt es darüber hinaus auch Streit um die Auswahl der Anwälte, die das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begleiten. Als vorläufiger Sachwalter war vom Amtsgericht Hechingen vergangene Woche der Rechtsanwalt Martin Hörmann eingesetzt worden. Darüber hinaus wurde Andreas Ziegenhagen als Restrukturierungsexperte und Stefan Denkhaus als Berater engagiert. Der per Gegenantrag vorgeschlagene Insolvenzexperte Detlef Specovius sei dagegen nicht zum Zug gekommen.
Denkhaus von der Hamburger Kanzlei Boege Rohde Luebbehuesen werden Verbindungen zur Familie Hastor nachgesagt. Sowohl Denkhaus als auch dessen früherer Kanzleikollege Andreas Ziegenhagen gelten daher in Gläubigerkreisen als befangen, weshalb verärgerte Kreditgeber nun weitere Schritte prüfen würden, hieß es im „Manager Magazin“.
Zustimmung zu Massedarlehen
Unterdessen teilte Alno am Freitag mit, dass die Gläubiger der Aufnahme eines Massedarlehens in Höhe von neun Millionen Euro zugestimmt hätten. Der Betrag soll der Alno AG sowie der Alno-Tochter Gustav Wellmann GmbH & Co. KG zufließen. Massedarlehen sind Kredite, die im Rahmen von Insolvenzverfahren zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs vergeben werden.
Darüber hinaus sei die Tochtergesellschaft Pino Küchen GmbH in das Insolvenzverfahren einbezogen worden. Bislang waren von der Pleite nur die Alno AG sowie die Töchter Gustav Wellmann und Alno Logistik & Service GmbH betroffen. Grund für den Schritt: Verhandlungen mit den Pino-Gläubigern, unter anderem eine Liechtensteiner Gesellschaft, hätten zu keiner Einigung geführt. Alno will den Antrag am kommenden Montag zurückziehen, wenn über das Wochenende doch noch eine Lösung erzielt werden kann.
Alno schreibt seit Jahren Verluste. Unter dem neuen Großaktionär Tahoe fährt das Unternehmen seit Jahresbeginn einen Sanierungskurs und hatte angekündigt, Stellen zu streichen. Unter dem Strich sollen so Personalkosten von jährlich 20 Millionen Euro eingespart werden.