Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kunterbunte Räuber
Sea Life Konstanz zeigt Seesterne in prächtigen Formen und Farben
Sie haben kein Gehirn, sehen mit den Armen und um ihre Tischmanieren ist es nicht gut bestellt. Das Konstanzer Sea Life zeigt in der Ausstellung „Bucht der Seesterne“, wie vielfältig die Stachelhäuter aussehen und weshalb man sie am Strandspaziergang nicht einfach zurück ins Wasser werfen sollte.
Nein, hier kommt jede Hilfe zu spät. Von dem kleinen Fischlein ist nur noch die Schwanzflosse zu sehen. Den Rest hat sich der Seestern im wahrsten Sinne einverleibt. Ohne einen der langen Arme krumm zu machen, wird zum Dinner kurzerhand der Magen aus der Mitte des Körpers herausgestülpt. Nach drei Stunden hat der Eisseestern seine Beute verschlungen.
Der Eisseestern ist einer von 100 Seesternen, die im Konstanzer Sea Life ihr Quartier bezogen haben. Manche kommen aus den Tropen, andere leben normalerweise im kalten Wasser der Nord- und Ostsee. Sie alle haben eines gemein: „Sie sind Räuber“, erklärt Timm Wulf. Als Entertainment Supervisor ist er zuständig für das pädagogische Begleitprogramm im Konstanzer Sea Life Aquarium.
Die Ausstellungsmacher haben sich ein paar Tricks einfallen lassen, um die Tiere den Besuchern nahezubringen. Überhaupt: Einige sind ganz verblüfft, dass Seesterne Tiere sind und sich fortbewegen können – vorzugsweise Richtung Beute. Die finden sie über ihren feinen Geruchssinn und über ihre Augen am Ende der Arme. Zwar können sie damit nur hell und dunkel unterscheiden, doch das reicht, um Schnecken, Muscheln oder Korallenfelder aufzuspüren.
Die filigranen Tierchen sind auch echte Kraftprotze. Fünf Kilogramm Kraft kann so ein kleiner Stern mit seinen feinen Ärmchen entwickeln. Ein kleiner Besucher testet an einem Kraftmesser aus, wie viel das ist. Ein anderer steckt mutig seine Hand in eine Fühlbox und ertastet an Kunststoffmodellen, wie sich die verschiedenen Stachelhäuter anfühlen. Kleine Besucher können unter die Becken schlüpfen und in Glaskuppeln mitten im Becken auftauchen. Am sogenannten Begegnungsbecken hinter der Seestern-Ausstellung darf der Besucher einen Seestern auch auf die Hand nehmen.
„Es gibt 1600 Seesternarten“, erklärt Wulf. „Der größte Seestern ist über einen Meter groß, der kleinste Seestern hat die Größe eines menschlichen Fingernagels.“Manche stehen unter Naturschutz, andere, wie der sogenannte Killerseestern, sind eine echte Plage. Dieser Stachelhäuter ist sehr giftig, erklärt Wulf. Er ernährt sich von Korallen und bedroht mittlerweile mit dem Great Barrier Reef das größte Koral- lenriff der Welt. Da er giftig ist, hat er keine Fressfeinde. Mittlerweile rücken ihm Taucher mit Giftspritzen auf den Leib, um die Korallen zu schützen.
Giftige Exemplare oder vom Aussterben bedrohte Arten gibt es in Konstanz nicht zu sehen. Dafür Sterne in erstaunlich verschiedenen Formen und Farben. Der Kissenseestern schimmert bläulich, und der Giant Pink Sea Star erstrahlt in knalligem Rosa. Er ist nicht nur farbtechnisch ein Hingucker, sondern beeindruckt auch, weil er mit bis zu einem Kilo- gramm und 70 Zentimetern auch eine stattliche Größe erreichen kann.
Immer wieder wird über Seesternsterben spekuliert, erklärt Wulf. Allerdings würden die Tiere vor allem nach schweren Stürmen an Land gespült. Wer beim Spaziergang am Strand einen Seestern findet, solle ihn jedoch nicht einfach zurück ins Meer schmeißen, da viele dies nicht überleben. Besser sei es, das Tier zu drehen. „Wenn die Füßchen sich bewegen, lebt er noch“, erklärt Wulf. Dann solle man den Seestern unter Wasser auf steinigem Grund absetzen. Und wer dann ganz viel Zeit hat, kann vielleicht sogar sehen, wie der Seestern sich in Richtung Beute davonmacht.
Projekte: Im Sea Life finden immer wieder Projekte statt. Derzeit das Forscherabenteuer, das aufgrund der großen Nachfrage bis zum 10. September verlängert wird. Bei diesem Sommerevent können kleine und große Besucher die Unterwasserwelt erkunden und zum Meeresforscher werden. Eintritt: Kinder: 12,95 Euro, Erwachsene 17,75 Euro. OnlineTickets sind günstiger. Auch mit der Abokarte der „Schwäbischen Zeitung“gibt’s Ermäßigungen. Öffnungszeiten: zehn bis 17 Uhr, im August bis 18 Uhr. Weitere Infos unter