Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Launig, lustig und überaus virtuos geben sich Beethoven, Bach, Beatles und Billy Joel
Murat Parlak spielt zum 14. Mal in Leutkirch – vor vollen Rängen und begeisterten Fans in der Festhalle
LEUTKIRCH - Der Bösendorfer klingt wunderbar. Die Saitenverstärkung übers Mikrofon hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, denn Murat Parlak kann sowieso volle Pulle und beherrscht das Instrument virtuos, das noch vom Abschlusskonzert der Sommerakademie Leutkirch bestens gestimmt zum Auftritt bereitstand. Christian Skrodzki begrüßte „den Mann der ersten Stunde, einen Freund und treuen Leutkirch-Fan“bereits zum 14. Mal. „Und gefühlt zum 14. Mal spielt er in der Festhalle“, so Skrotzki.
Die Erinnerung an den überwältigenden Auftakt im Jahr 2003 „draußen am Stadtweiher auf dem Floß“ist immer noch frisch, aber so etwas ist im Allgäu einfach selten. „Eigentlich ist er ja froh, dass das Wetter nicht mitspielt, denn bei unter 18 Grad laufen seine Finger nicht.“Seine Fingerfertigkeit konnte der Vollblutmusiker, der gerade mit Theaterproduktionen in Weimar und Zürich beschäftigt ist und für Leutkirch einen Auftritt in Berlin abgesagt hat, dann wieder einmal voll unter Beweis stellen. Ob Klassik oder Pop, ob Variationen über „Bunt sind schon die Wälder“oder „Ein Männlein steht im Walde“, der Vollblutmusiker und Klaviervirtuose hat in der vollbesetzten Festhalle schnell wieder seine erstklassige Form präsentiert und seine treuen Fans begeistert. Er fühlt sich scheinbar in allen musikalischen Genres wohl. Mal Soul, mal Jazz, mal Pop, mal Klassik.
Parlak ist schnell, mit den Fingern sowieso, aber auch im Kopf und mit dem Mundwerk. Einem Fan war’s fast zuviel: „Ich fühle mich wie bei ihm daheim im Wohnzimmer, aber hätte er ein bisschen weniger geschwätzt, wäre mehr Zeit für Musik gewesen.“Aber auch mit dem „Geschwätz“kamen die Zuhörer voll auf ihre Kosten. Mitsingen, mitsummen, mitklatschen. Alles war erlaubt, sogar gewünscht, und alles klang schön. Ein buntes Potpurri an Liedern, Hits und klassicher Musik wurde geboten, mal mit Gesang, mal ohne. Beethoven, Bach, Beatles und Billy Joel: Die Mischung macht’s und schließlich hatte er nicht zuviel versprochen mit „Es ist für jeden was dabei, auch für mich“.
Von seiner Liebe zu Leutkirch und den Leutkirchern war immer wieder die Rede, er bedankt sich „für Hunderte von Kässpätzle-Rezepten und für die Ehre, dass so viele seit 14 Jahren kommen“. Und natürlich gab’s – wie immer – frenetischen Applaus nach jedem Stück und besonders am Ende. Und viele Zugaben. Es ist nicht sicher, ob im nächsten Jahr mal wieder eine Openair-Sommernacht möglich ist. Dass Murat Parlak wieder kommt (und glänzen wird) schon.