Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schloss Achberg zeigt „Kraftquellen“
Ausstellung widmet sich sakraler und zeitgenössischer Kunst
ACHBERG (sz) - Schloss Achberg zeigt in der neuen Ausstellung „Kraftquellen“Werke von 16 zeitgenössischen Künstlern, die im Zusammenspiel mit von ihnen selbst gewählten sakralen Werken aus der Zeit vor 1800 entstanden. Alte Kirchenkunst aus der Sammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) wird so in einen ganz neuen Kontext gesetzt, wie der Veranstalter mitteilt. Ausstellungseröffnung ist heute. Morgen, 13. August, führt Kuratorin Ilonka Czerny um 14.30 Uhr durch die Ausstellung.
Die religiös-bildlichen Darstellungen aus der OEW-Sammlung stammen aus mehreren Jahrhunderten. Das älteste ist ein schlichtes romanisches Kreuz und die jüngsten Werke sind Bildnisse von Heiligen und biblische Szenen aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden im Auftrag der Kirche geschaffen und dienten für die Gläubigen als Leit- und Vorbilder. Sie sollten in allen Situationen des menschlichen Daseins Hilfe leisten können. Jedes religiöse Objekt erfüllte eine besondere Funktion. Heute fristen viele solcher Werke ein Nischendasein, ruhen oft in den Depots der Museen. Es war die Idee der Kuratorin Ilonka Czerny, einige dieser Werke nicht nur wieder einmal in einer Ausstellung zusammenzuführen, sondern zeitgenössische Künstler zu bitten, Patenschaften mit ihnen einzugehen.
Die Ausstellung macht deutlich, dass die Kraftquellen von damals an Faszination nichts eingebüßt haben und nach wie vor Sinn-Bilder sind. Die Ergebnisse sind verblüffend: Einige Künstler haben die einstigen biblischen Erzählungen und Lebensgeschichten der Heiligen in die Gegenwart umgesetzt. Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten wird Pate für Zeichnungen, die in einem Berliner Flüchtlingsheim entstanden sind. Die Heiligen Drei Könige sind nun nicht mehr nur männlichen, sondern auch weiblichen Geschlechts.
Die Ausstellung „Kraftquellen“steht in einer Reihe von Veranstaltungen, die von der Gesellschaft Oberschwaben im Reformationsgedenkjahr unterstützt werden. Vor 500 Jahren kritisierten die Reformatoren die Bilderverehrung. In der Gegenwart stellen sich dieselben Fragen: Welche (Vor)Bilder verehren wir? Was und wen beten wir an? Betreiben wir Gottesoder Götzendienst? Sind Sünde und Gnade, Himmel und Hölle wirklich kein Thema mehr?
Impulse geben in der Ausstellung Sonja Alhäuser, Thom Barth, Matthias Beckmann, Daniel Bräg, Karolin Bräg, Christoph Brech, Jan Dietrich, Christoph Frick, Klaus Illi, Pietra Löbl, Susanna Taras, Laurenz Theinert, Wilm Weppelmann, Rolf Wicker, Iris Wöhr-Reinheimer und Jeanette Zippel.
Geöffnet ist freitags von 14 bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.