Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schlussakt einer krassen Woche
VfB-Trainer Wolf wählt vor Pokalspiel klare Worte zum Wechsel seines Vorgesetzten
STUTTGART (dpa/sz/SID) - Für Stuttgarts Trainer Hannes Wolf ist das DFB-Pokal-Spiel gegen Energie Cottbus am Sonntag (18.30 Uhr/Sky) eine Partie voller neuer Erfahrungen. Erstmals muss der 36-Jährige in einem Pflichtspiel auf Stammspieler Emiliano Insua als Linksverteidiger verzichten. „Das ist schon eine große Verletzung“, so Wolf. „Da hat auch der Muskel richtig was abbekommen und musste genäht werden. Er wird leider monatelang fehlen, acht bis zwölf Wochen.“Insua hatte sich im letzten Test gegen Betis Sevilla am vergangenen Wochenende eine Risswunde zugezogen. Der Argentinier spielt seit 2015 für den Club und verpasste nur ein Pflichtspiel. Erstmals muss Wolf beim Spiel gegen den Regionalligisten auch zwischen den Konkurrenten um den Torwartposten, Mitch Langerak und Ron-Robert Zieler, entscheiden. Wer dann spiele, „spielt auch die ersten Bundesligaspiele“, so der Trainer. Die wohl intensivste Veränderung in Wolfs Zeit beim VfB Stuttgart aber: Erstmals fehlt sein Förderer Jan Schindelmeiser bei einem Pflichtspiel.
Eine Woche nach der Freistellung des Sportvorstands und der Verpflichtung von Michael Reschke vom FC Bayern München als dessen Nachfolger bezeichnete Wolf das Thema als „krasse Entwicklung“. Schindelmeiser war es, der ihn nach Jos Luhukays Abschied zum VfB geholt hatte und dem unbekannten Jugendtrainer von Borussia Dortmund die Chance bei einer Profi-Mannschaft gab.
Dafür ist Wolf noch immer „zutiefst dankbar“. Er lobte auch das Miteinander: „Auf persönlicher Ebene und auch von der Zusammenarbeit her war das gut. Es ist krass gewesen, dass es so einen Wechsel gibt“, berichtete Wolf. „Es ist aus persönlicher Sicht schwierig. Aber ich respektiere und akzeptiere diese Entscheidung und werde weiter alles geben, damit das hier gut wird“, sagte Wolf am offiziell ersten Arbeitstag von Reschke in Stuttgart.
Präsident Wolfgang Dietrich verteidigt den Zeitpunkt des Personalwechsels: „Ich hätte es mir doch bequem machen können, mich zurücklehnen und zugucken, um dann irgendwann populistisch mit den üblichen Mechanismen zu argumentieren, so wie es vielleicht früher beim VfB passiert ist. Aber das ist nicht meine Auffassung von Führung.“Dass es so schnell ging, ist für Dietrich eine Demonstration der Handlungsfähigkeit und kein Signal für Unruhe so kurz vor dem Start in die Saison. „Unser Verein hatte die Kraft und Stärke, innerhalb von 24 Stunden einen Nachfolger für Jan Schindelmeiser als Sportvorstand präsentieren zu können, um den uns die meisten Bundesligavereine beneiden“, erklärte er.
Am Bedarf im Kader habe sich dadurch nichts verändert, die Einschätzung von Reschke stimme mit Wolfs eigener überein. „Wir haben schon noch ein, zwei offene Planstellen. Wir hoffen, und ich glaube auch, dass da mit Sicherheit noch ein bisschen was passiert“, sagte Wolf. Insbesondere auf der offensiven Außenbahn gebe es durch den langen Ausfall von Carlos Mané noch Bedarf.
Auf die beiden Ex-Nationalspieler Holger Badstuber und Dennis Aogo, der als erster Zugang von Reschke gilt, kann Wolf gegen Cottbus nur bedingt Hannes Wolf
setzen. Badstuber brachte eine Pokal-Sperre mit und darf erst in der zweiten Runde eingreifen. Aogo bescheinigte Wolf zwar sehr gute Fitnesswerte, aber ihn „nach vier Einheiten mit der Mannschaft von Anfang an spielen zu lassen, das machen wir nicht“. Fraglich ist der Einsatz von Stürmer Daniel Ginczek (Adduktorenprobleme), Linksverteidiger Ailton (Reaktion auf Trainingsbelastung) und Mittelfeldspieler Anto Grgic (Schlag aufs Sprunggelenk).
Und auch wenn die Vorzeichen beider Vereine unterschiedlicher nicht sein könnten, erwartet Wolf 20 Jahre, nachdem der VfB die Cottbuser im Pokalfinale besiegte, viel Arbeit für sein Team. „Wir brauchen die volle Bereitschaft, alles zu geben und ans Limit zu gehen. Wenn wir mit Hängen und Würgen weiterkommen, wäre das gut.“Cottbus ist mit drei Siegen Tabellenführer der Regionalliga Nord-Nordost. „Wir nehmen das zutiefst ernst“, betonte Wolf. „Man kann sagen, dass ist das letzte Zweitligaspiel. Von dem, was du da bringen musst an Intensität und Kampfkraft.“
„Man kann sagen, das ist das letzte Zweitligaspiel. Von dem, was du da bringen musst an Intensität und Kampfkraft.“