Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zersplittert, fanatisch, gefährlich
Amerikas rechte Szene bildet keinen geschlossenen Block
WASHINGTON (dpa) - Wohl nie zuvor waren Gruppierungen der extremen Rechten in den USA prominenter als in der Ära Donald Trumps. Amerikanische „White Power“Gruppierungen durchdringen und berühren sich, bilden aber keinen insgesamt geschlossenen Block einer „Weißen Macht“. Die rechte Szene ist zerfasert, ideologiegetränkt, unübersichtlich und gefährlich.
Weiße Suprematisten sind überzeugt, dass es so etwas wie eine weiße Rasse gibt. Sie verwenden diesen Begriff synonym für Menschengruppen bestimmter Hautfarbe, Abstammung oder Zugehörigkeit. Suprematisten wie die „Aryan Nations“glauben fanatisch an die biologische Überlegenheit von Menschen europäischen Ursprungs. In multiethnischen Ländern wie den USA sind sie von einer natürlichen Hierarchie überzeugt, an deren Spitze die Weißen stehen. In Charlottesville waren auch Suprematisten der Gruppierung „Vanguard America“(Avantgarde, Vorreiter) vertreten, sie trugen schwarze Schilde mit weißem Kreuz. Amerikanische Nationalisten denken ähnlich und stehen den Suprematisten nahe, unterscheiden sich aber in einer wichtigen ideologischen Komponente. Sie lehnen die Idee einer multiethnischen Gesellschaft ab, ihr Ziel ist ein rein weißer Staat.
Amerikanische Neonazis haben Ideologie und Symbolik der Nationalsozialisten übernommen. Sie hetzen gegen Juden, Nicht-Weiße, Homosexuelle oder Behinderte. Ende der 1960er-Jahre wurde eine amerikanische Nazipartei gegründet, sie hatte aber keinen rechten Erfolg. „Heute agieren Hass-Webseiten wie „Stormfront“als ein dezentralisierter Hub für neonazistische Ideen und Debatten“, schreibt „The Atlantic“. Das National Socialist Movement NSM ist eine der größten Neonazivereinigungen. In Charlottesville marodierten auch Anhänger des Ku-Klux-Klan. In einer Art dritter Auflage entstand der KKK in den 1960er-Jahren aufs Neue als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Auf das Konto des Klans gehen zahlreiche Morde. Ein bekannter Führer war David Duke. Im Wahlkampf 2016 widerstrebte es Donald Trump, sich klar von dem rechtsradikalen Hetzer zu distanzieren. Der KKK wird auf 5000 bis 8000 Mitglieder geschätzt.
Den Begriff Alt-Right prägte Richard Spencer 2008. Er verbrämt als so etwas wie „Alternative Rechte“das neonazistische, rechtsradikale und rassistische Gedankengut der Bewegung – so redete Spencer einer „friedlichen ethnischen Säuberung“der USA das Wort. Die „Alt Right“ist eng verzahnt mit Suprematisten und Nationalisten, agiert aber oft verdeckter. Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center SPLC verweist auf zahlreiche junge und etablierte Mitglieder der Bewegung. Sie versuche, offen im rechtskonservativen Spektrum zu fischen.