Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Von „Der richtige Mann zur richtigen Zeit“bis „Desaströse Politik“– Banker über den Notenbanker Draghi
Ulrich
Stephan, den
Italiener. „Sein
,Whatever it takes’ hat 2012 die Wende in der Eurozonenkrise eingeleitet, seine geldpolitischen Entscheidungen haben definitiv zur Stabilisierung der Eurozone beigetragen“, sagt Stephan. Die Chancen Weidmanns auf die Nachfolge Draghis beurteilt der Deutschbanker „möglicherweise nicht schlecht“. Allerdings wäre die Personalie sicher „mit Kompromissen Deutschlands außerhalb der Geldpolitik“verknüpft. Peter Schneider, Chef des Sparkassenverbands BadenWürttemberg die Politik Draghis. „Die Politik mit der faktischen Abschaffung des Zinses ist fatal. Für die Altersvorsorge hat das dramatische Auswirkungen und auch viele junge Menschen sehen im Sparen keinen Sinn mehr“, sagt Schneider. Weidmann sei ein „sehr guter Mann“, den sich Schneian die EZB-Spitze wünscht. „Aber ich fürchte, dass die Länder, die ein vitales Interesse an niedrigen Zinsen haben, versuchen werden, eine Person durchzusetzen, die diese Politik weiter gewährleistet.“
Chris-Oliver Schickentanz,
Chefanlagestratege der Commerzbank, für unfair. „Sein beherztes Eingreifen 2012 hat wesentlich dazu beigetragen, dass es den Euro heute noch gibt. Mit den Anleihekäufen hat Draghi der Politik Zeit gekauft. Doch viele Politiker haben die Zeit nicht genutzt.“Nach einem Niederländer, einem Franzosen und einem Italiener hält der Commerzbanker es nicht für ausgeschlossen, dass der nächste EZB-Präsident aus Deutschland kommt.
Gerhard
Schorr, Verbandsdirektor beim Genossenschaftsverband, der die Volksund Raiffeisenbanken vertritt. „Aber der Preis dafür war und ist zu hoch, die Nebenwirkungen sind desaströs. Die faktische Abschaffung der Zinsfunktion ist langfristig für Volkswirtschaft und Gesellschaft schädlich“, sagt Schorr. „Wenn es um Qualifikation und Persönlichkeit geht“, hält Schorr Weidmann für eine erstklassige Wahl als Draghi-Nachfolger. „Das ist unbestritten. Alles andere ist Polit-Basar.“(ben/ank)