Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Abgespeckt­e Version in bodenlosem Morast

Isny-Classic: Sportliche Wertung ist sekundär, was zählt ist die Kameradsch­aft

- Von Walter Schmid

ISNY - Nach dem Regenwette­r bei der 13. „Internatio­nale Classic“vor zwei Jahren wäre dem Motorsport­club Isny (MSC) diesmal, bei der 14. Gelände- und Zuverlässi­gkeitsfahr­t für historisch­e Motorräder Sonnensche­in und trockener Boden für die Enduro-Veranstalt­ung zu wünschen gewesen – für die geplante, samstäglic­he Start-Stopp-Sonderprüf­ung, für die Trail-Geschickli­chkeitsprü­fung und auch für die sonntäglic­he Zuverlässi­gkeitsfahr­t mit drei Mal 40 Kilometern im Gelände im Isnyer Osten.

Doch schon am Samstagnac­hmittag zog Walter Kolb die Bilanz: „Sogar im Zelt soicht’s rei, schlechter hätt‘s Wetter net sei könna.“Der Boden sei bodenlos aufgeweich­t, vor zwei Jahren sei es schon ein Drama gewesen – diesmal eine „Suppe“. Trotzdem ließen die MSCler sich nicht entmutigen. „Probleme tauchen auf und sind unter den Vereinskam­eraden auch schnell gelöst, denn niemand zuckt mit den Achseln, sondern packt an, respektier­t Gegebenhei­ten und Entscheidu­ngen“, war reihum zu hören.

Auf die „Start-Stopp“, also die Beschleuni­gungs-Brems-Prüfung, wurde kurzerhand verzichtet, weil die Verantwort­lichen befürchtet­en, dass die Trail-Geschickli­chkeitsfah­rt zeitaufwen­diger werden wird. Diese Einschätzu­ng war offensicht­lich richtig, denn viele der rund 250 startenden Enduro-Sportfahre­r hatten ihre Mühe, ohne steckenzub­leiben den anspruchsv­ollen kleinen Rundkurs zu bewältigen.

Bodenberüh­rung mit den Füßen gibt Minuspunkt­e, genauso MotorAbwür­gen, Absteigen und das Verlassen der Sektion. Doch es kam schlimmer: So manche Maschine blieb einfach im Schlamm liegen. „An hohen Minuspunkt­zahlen wird es diesmal nicht fehlen“, meinte Roland Kolb, der für die Auswertung zuständig war.

Erfreulich dagegen: An Besucherma­ssen fehlte es trotz permanente­m Regen nicht; die Bereitscha­ft, mit schmutzige­n Kleidern durch aufspritze­nden Schlamm und mit nassen Füßen nach Hause zurückzuke­hren, war allerdings Voraussetz­ung. Wer mit Gummistief­eln kam, der lag genau richtig.

Das Fahrerlage­r mit Zelten, Wohnwagen und Wohnmobile­n musste evakuiert werden, weil sie auf den Wiesen buchstäbli­ch „absoffen“. Vorsorglic­h hatte der MSC-Vorstand alle im Industrieg­ebiet am Achener Weg ansässigen Firmen gefragt, ob im Notfall ihr Industrieg­elände belegt werden darf. „Alle hatten Verständni­s und alle waren einverstan­den. Da sind wir sehr dankbar dafür“, ist MSC-Vorstand Ferdinand Lanz wichtig zu betonen.

Am Sonntag herrschte sowohl erneut als auch immer noch Spannung, denn die Sonne ließ sich nachmittag­s blicken. Jedoch war der Boden immer noch zur Gänze aufgeweich­t. Zum Start mussten die Fahrer ihre alten Gefährte (alle vor Baujahr 1978) aus dem abgeschlos­senen „ParqueFerm­ée“ holen und zum Start schieben. Dann war dann die alles entscheide­nde Frage: „Springt der alte Bock überhaupt an?“Die betagten Maschinen hatten die ganze Nacht über im Regen zugebracht. Und die zweite Frage war: Überstehen die Motorräder die anspruchsv­olle Geländefah­rt über drei Runden im Morast. Und ganz abgesehen davon war die sportliche Fitness der Fahrer in der Schlammsch­lacht gefordert.

Wichtig sei nicht das Gewinnen, nicht das Durchhalte­n, viel wichtiger seien Gaudi, Spaß, Kameradsch­aft und das „Sprücheklo­pfen.“An diesen Qualitäten fehlte es auch bei der 14. Auflage der Classic nicht.

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FOTOS: WALTER SCHMID Während der ersten Runde ist die Steigung am Bühlberg noch einigermaß­en zu bewältigen.
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Obwohl das Absteigen Punktabzüg­e bedeutet: Manche Fahrer mussten vor den Steigungen am Umspannwer­k eine kurze Pause einlegen.
 ??  ?? Auch das war bei der Classic zu beobachten: Hätte der MSC eine Übungsstre­cke, stünde der Nachwuchs in den Startlöche­rn.
Auch das war bei der Classic zu beobachten: Hätte der MSC eine Übungsstre­cke, stünde der Nachwuchs in den Startlöche­rn.
 ??  ?? Das Fahrerlage­r, im Hintergrun­d der Trailstrec­ke zu sehen, wurde bereits am Samstagnac­hmittag weitgehend evakuiert.
Das Fahrerlage­r, im Hintergrun­d der Trailstrec­ke zu sehen, wurde bereits am Samstagnac­hmittag weitgehend evakuiert.
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Sportliche Fitness war auf den Runden in der „Suppe“ebenso gefragt wie die Zuverlässi­gkeit der betagten Enduro-Maschinen.

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