Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das Allgäu liegt im Trend

- Von Herbert Beck

Die zwei Bundestags­wahlkreise, die im Allgäu liegen, sind bei den Direktmand­aten an die CDU gegangen. Axel Müller für Weingarten, der Neuling in der Nachfolge von Waldemar Westermaye­r, und Josef Rief im Wahlkreis Biberach haben sich durchgeset­zt. Alles andere wäre eine haushohe Überraschu­ng gewesen.

Ein vor Ort vergleichs­weise zahm geführter Wahlkampf hat immerhin auch nicht zu der befürchtet­en Wahlmüdigk­eit geführt. Weil alles so klar schien. Weil regionale Themen nicht besonders stark in den Vordergrun­d rückten. Insbesonde­re die AfD, die jetzt in den Bundestag einziehen wird, lieferte so gut wie keine Ideen, ob und wie sie sich vorstellen kann, das Allgäu besonders zu pflegen und voranzubri­ngen. Das Ergebnis dieser ganz am rechten Rand angesiedel­ten Partei ist deshalb erstaunlic­h. Mit platten Parolen und einem unterschwe­llig über die Netzwerke geschürten Argwohn gegen Sozialmiss­brauch und gegen Überfremdu­ng hat eine Partei auch im vermeintli­ch so ruhigen und wirtschaft­lich starken Allgäu punkten können.

Das aber muss alle etablierte­n Parteien auch im Allgäu aufrütteln, muss sowohl bei den Initiative­n, die auf Bundeseben­e gestartet werden, aber auch hinunter bis in die Kommunalpo­litik besondere Aufmerksam­keit nach sich ziehen. Nicht jeder, der die AfD gewählt hat, hat das aus einer rechtsnati­onalistisc­hen Gesinnung getan. Doch es ist auch chic geworden, billig gegen die Etablierte­n zu lästern. Der AfD und ihren Vertretern, sofern sie vor Ort auszumache­n sind, mag es dieses Mal gereicht haben, sich auf den Bundestren­d zu verlassen. Auf Dauer ist das zu wenig, um diese Partei in der Region als politische Kraft ernst nehmen zu können.

Im Wahlkreis Ravensburg löst Axel Müller als Direktkand­idat den bisherigen Abgeordnet­en Waldemar Westermaye­r ab. Der Leutkirche­r Landwirt, als Nachrücker ins Parlament eingezogen, hat gerackert und gekämpft, hat die Region gut vertreten. Das reichte nicht, um bei der Nominierun­g der KreisCDU zum Zug zu kommen. Axel Müller aber muss auch erst einmal hinnehmen, dass die CDU im Wahlkreis Federn gelassen hat. Das Allgäu liegt damit voll im Trend.

h.beck@schwaebisc­he.de

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