Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Allgäu liegt im Trend
Die zwei Bundestagswahlkreise, die im Allgäu liegen, sind bei den Direktmandaten an die CDU gegangen. Axel Müller für Weingarten, der Neuling in der Nachfolge von Waldemar Westermayer, und Josef Rief im Wahlkreis Biberach haben sich durchgesetzt. Alles andere wäre eine haushohe Überraschung gewesen.
Ein vor Ort vergleichsweise zahm geführter Wahlkampf hat immerhin auch nicht zu der befürchteten Wahlmüdigkeit geführt. Weil alles so klar schien. Weil regionale Themen nicht besonders stark in den Vordergrund rückten. Insbesondere die AfD, die jetzt in den Bundestag einziehen wird, lieferte so gut wie keine Ideen, ob und wie sie sich vorstellen kann, das Allgäu besonders zu pflegen und voranzubringen. Das Ergebnis dieser ganz am rechten Rand angesiedelten Partei ist deshalb erstaunlich. Mit platten Parolen und einem unterschwellig über die Netzwerke geschürten Argwohn gegen Sozialmissbrauch und gegen Überfremdung hat eine Partei auch im vermeintlich so ruhigen und wirtschaftlich starken Allgäu punkten können.
Das aber muss alle etablierten Parteien auch im Allgäu aufrütteln, muss sowohl bei den Initiativen, die auf Bundesebene gestartet werden, aber auch hinunter bis in die Kommunalpolitik besondere Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Nicht jeder, der die AfD gewählt hat, hat das aus einer rechtsnationalistischen Gesinnung getan. Doch es ist auch chic geworden, billig gegen die Etablierten zu lästern. Der AfD und ihren Vertretern, sofern sie vor Ort auszumachen sind, mag es dieses Mal gereicht haben, sich auf den Bundestrend zu verlassen. Auf Dauer ist das zu wenig, um diese Partei in der Region als politische Kraft ernst nehmen zu können.
Im Wahlkreis Ravensburg löst Axel Müller als Direktkandidat den bisherigen Abgeordneten Waldemar Westermayer ab. Der Leutkircher Landwirt, als Nachrücker ins Parlament eingezogen, hat gerackert und gekämpft, hat die Region gut vertreten. Das reichte nicht, um bei der Nominierung der KreisCDU zum Zug zu kommen. Axel Müller aber muss auch erst einmal hinnehmen, dass die CDU im Wahlkreis Federn gelassen hat. Das Allgäu liegt damit voll im Trend.
h.beck@schwaebische.de