Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hohe Wahlbeteiligung in Leutkirch
AfD erzielt die größten Zuwächse, die Grünen landen auf Platz drei
LEUTKIRCH - Deutschland hat gewählt. Das Ergebnis in Leutkirch spiegelt dabei den bundesweiten Trend wieder. SPD und CDU kassierten eine deutliche Schlappe. Auch wenn die Christdemokraten in Leutkirch mit 42 Prozent immer noch ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis erzielen, verliert die Partei neun Prozentpunkte im Vergleich zu 2013. Doch es gibt auch Unterschiede zum bundesweiten Ergebnis: Die Grünen landen bei den Leutkirchern auf dem dritten Platz. Die größten Zuwächse erzielt die AfD. Die Partei verzeichnet ein Plus von 7,5 Prozentpunkten, dicht gefolgt von der FDP, die im Vergleich zu 2013 um 5,3 Punkte zulegt. Besonders hoch war die Wahlbeteiligung mit 77 Prozent.
Diese zeichnete sich bereits am Vormittag ab. Im Kindergarten St. Nikolaus geben an diesem Wahlsonntag die Leutkircher Wähler des Wahlbezirks 2 ihre Stimme ab. Immer wieder tröpfeln dort Wähler durch die Tür, vor der Urne bilden sich kleine Schlangen. Schon zwei Stunden nach Öffnung der Wahllokale haben bereits 128 Bürger ihren Wahlzettel in die Urne geworfen – fast 20 Prozent der Wahlberechtigten . „Der erste war schon um fünf vor acht hier. Der musste dann noch ein bisschen warten“, sagt Michael Krumböck, Wahlvorstand für den Bezirk Pfingstweide.
Insgesamt stehen hier 721 Namen auf der Wählerliste. Auch jener von Simone Breins ist darunter. „Ich möchte, dass Europa nicht auseinanderbricht und dass die Flüchtlingspolitik ins Lot kommt“, sagt sie. Dass sie überhaupt wählen geht, ist keine Frage: „Das ist die einzige Möglichkeit mitzubestimmen. Sonst kann ich mich nachher nicht beschweren“.
Wenige Kilometer nordwestlich warten Wahlvorstand Gerhard Bernhard und seine beiden Beisitzer Hedwig Fleischer rund Daniel Weber auf Wähler des Wahlbezirks Ottmannshofen. „Der ganz große Ansturm war noch nicht da“, sagt Fleischer am Vormittag. Es ist der kleinste Wahlbezirk in Leutkirch. 129 Wähler, ohne Briefwahl, stehen hier im Verzeichnis. Bis zum Ende des Tages gehen dort aber 107 Wahlzettel ein.
Auch der 19-jährige Cenk Yagkan hat heute seine Stimme abgegeben – zum ersten Mal. Sein Wahlzettel fliegt am Nachmittag durch den Schlitz der Wahlurne im Bürgerbüro im Rathaus. „Ich bin vor allem wählen gegangen, um bestimmten Parteien die Stimme wegzunehmen“, sagt der Erstwähler. Wichtig sei ihm bei seiner Entscheidung das Thema Bildung gewesen. Die Vorschläge einer Partei haben ihm dabei besonders zugesagt. „Aber ob die das dann auch umsetzen, ist wie bei allen anderen Parteien auch, eine andere Frage“, sagt Yagkan.
Dank an die Wahlhelfer
Der letzte Wähler gibt im Bürgerbüro um 17.58 Uhr seine Stimme ab. Drei Minuten später beginnt bereits die Auszählung der Stimmen aus dem Wahlbezirk 1. Die Wahlhelfer hiefen die Metallurne über einen großen Tisch und kippen die 822 Wahlzettel aus. Zwei Stockwerke höher sind die Kollegen bereits mit den Briefwahlbezirken zugange. In diesem Wahljahr sind deutlich mehr Wahlbriefe eingegangen im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl. Die Helfer sortieren die Zettel auf Haufen, notieren die Zahlen in der Wahlniederschrift und leiten die Ergebnisse an die Wahlleitung weiter.
Im Foyer des Rathauses erscheinen die Prozentzahlen nach und nach auf einer Leinwand. Auch Bürgermeisterin Christina Schnitzler und Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle haben sich hier eingefunden, um die ersten Ergebnisse aktuell zu verfolgen. „Ich bin froh, dass wir bei der AfD unter dem Deutschlandtrend liegen“, sagt Henle. „Insgesamt spiegelt sich im Ergebnis eine Unzufriedenheit mit der großen Koalition wider“. Neben dem Wahlergebnis legte Henle auf eins Wert: Der Oberbürgermeister dankte den zahlreichen Helfern. „Wenn die Wahlhelfer nicht ihren Sonntag für die Demokratie geopfert hätten, hätten wir das so nicht hinbekommen“, so Henle.