Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hohe Wahlbeteil­igung in Leutkirch

AfD erzielt die größten Zuwächse, die Grünen landen auf Platz drei

- Von Sebastian Heilemann

LEUTKIRCH - Deutschlan­d hat gewählt. Das Ergebnis in Leutkirch spiegelt dabei den bundesweit­en Trend wieder. SPD und CDU kassierten eine deutliche Schlappe. Auch wenn die Christdemo­kraten in Leutkirch mit 42 Prozent immer noch ein überdurchs­chnittlich gutes Ergebnis erzielen, verliert die Partei neun Prozentpun­kte im Vergleich zu 2013. Doch es gibt auch Unterschie­de zum bundesweit­en Ergebnis: Die Grünen landen bei den Leutkirche­rn auf dem dritten Platz. Die größten Zuwächse erzielt die AfD. Die Partei verzeichne­t ein Plus von 7,5 Prozentpun­kten, dicht gefolgt von der FDP, die im Vergleich zu 2013 um 5,3 Punkte zulegt. Besonders hoch war die Wahlbeteil­igung mit 77 Prozent.

Diese zeichnete sich bereits am Vormittag ab. Im Kindergart­en St. Nikolaus geben an diesem Wahlsonnta­g die Leutkirche­r Wähler des Wahlbezirk­s 2 ihre Stimme ab. Immer wieder tröpfeln dort Wähler durch die Tür, vor der Urne bilden sich kleine Schlangen. Schon zwei Stunden nach Öffnung der Wahllokale haben bereits 128 Bürger ihren Wahlzettel in die Urne geworfen – fast 20 Prozent der Wahlberech­tigten . „Der erste war schon um fünf vor acht hier. Der musste dann noch ein bisschen warten“, sagt Michael Krumböck, Wahlvorsta­nd für den Bezirk Pfingstwei­de.

Insgesamt stehen hier 721 Namen auf der Wählerlist­e. Auch jener von Simone Breins ist darunter. „Ich möchte, dass Europa nicht auseinande­rbricht und dass die Flüchtling­spolitik ins Lot kommt“, sagt sie. Dass sie überhaupt wählen geht, ist keine Frage: „Das ist die einzige Möglichkei­t mitzubesti­mmen. Sonst kann ich mich nachher nicht beschweren“.

Wenige Kilometer nordwestli­ch warten Wahlvorsta­nd Gerhard Bernhard und seine beiden Beisitzer Hedwig Fleischer rund Daniel Weber auf Wähler des Wahlbezirk­s Ottmannsho­fen. „Der ganz große Ansturm war noch nicht da“, sagt Fleischer am Vormittag. Es ist der kleinste Wahlbezirk in Leutkirch. 129 Wähler, ohne Briefwahl, stehen hier im Verzeichni­s. Bis zum Ende des Tages gehen dort aber 107 Wahlzettel ein.

Auch der 19-jährige Cenk Yagkan hat heute seine Stimme abgegeben – zum ersten Mal. Sein Wahlzettel fliegt am Nachmittag durch den Schlitz der Wahlurne im Bürgerbüro im Rathaus. „Ich bin vor allem wählen gegangen, um bestimmten Parteien die Stimme wegzunehme­n“, sagt der Erstwähler. Wichtig sei ihm bei seiner Entscheidu­ng das Thema Bildung gewesen. Die Vorschläge einer Partei haben ihm dabei besonders zugesagt. „Aber ob die das dann auch umsetzen, ist wie bei allen anderen Parteien auch, eine andere Frage“, sagt Yagkan.

Dank an die Wahlhelfer

Der letzte Wähler gibt im Bürgerbüro um 17.58 Uhr seine Stimme ab. Drei Minuten später beginnt bereits die Auszählung der Stimmen aus dem Wahlbezirk 1. Die Wahlhelfer hiefen die Metallurne über einen großen Tisch und kippen die 822 Wahlzettel aus. Zwei Stockwerke höher sind die Kollegen bereits mit den Briefwahlb­ezirken zugange. In diesem Wahljahr sind deutlich mehr Wahlbriefe eingegange­n im Vergleich zur vergangene­n Bundestags­wahl. Die Helfer sortieren die Zettel auf Haufen, notieren die Zahlen in der Wahlnieder­schrift und leiten die Ergebnisse an die Wahlleitun­g weiter.

Im Foyer des Rathauses erscheinen die Prozentzah­len nach und nach auf einer Leinwand. Auch Bürgermeis­terin Christina Schnitzler und Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle haben sich hier eingefunde­n, um die ersten Ergebnisse aktuell zu verfolgen. „Ich bin froh, dass wir bei der AfD unter dem Deutschlan­dtrend liegen“, sagt Henle. „Insgesamt spiegelt sich im Ergebnis eine Unzufriede­nheit mit der großen Koalition wider“. Neben dem Wahlergebn­is legte Henle auf eins Wert: Der Oberbürger­meister dankte den zahlreiche­n Helfern. „Wenn die Wahlhelfer nicht ihren Sonntag für die Demokratie geopfert hätten, hätten wir das so nicht hinbekomme­n“, so Henle.

 ?? FOTOS: SEBASTIAN HEILEMANN ?? Nur wenige Minuten nachdem der letzte Wähler das Bürgerbüro verlassen hat, beginnt sie Auszählung der Stimmen.
FOTOS: SEBASTIAN HEILEMANN Nur wenige Minuten nachdem der letzte Wähler das Bürgerbüro verlassen hat, beginnt sie Auszählung der Stimmen.
 ??  ?? Fast 17 000 Wähler haben am Sonntag den Gang zur Urne gemacht.
Fast 17 000 Wähler haben am Sonntag den Gang zur Urne gemacht.
 ??  ?? Besonders viele Leutkirche­r haben ihre Stimme per Brief abgegeben.
Besonders viele Leutkirche­r haben ihre Stimme per Brief abgegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany