Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hohe Wahlbeteiligung, Verluste für die Großen
So verlief die Bundestagwahl in Isny und in den Ortsteilen
ISNY - Die Menschen in Isny und den Ortsteilen Großholzleute, Rohrdorf, Beuren, Neutrauchburg und Kleinhaslach haben gewählt – deutlich mehr, als bei der letzten Bundestagswahl 2013: Die Wahlbeteiligung stieg von 73 auf knapp über 78 Prozent, Stand 21.20 Uhr. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand das Ergebnis der Auszählung im Wahlbezirk Kleinhaslach noch nicht fest beziehungsweise war es noch nicht in die Auswertung der Wahlbeteiligung eingeflossen. Der Anteil der Briefwähler lag in der Stadt bei rund 20 Prozent. Stimmenkönig in Isny bei den Erststimmen wurde Axel Müller (CDU) mit 40 Prozent, Heike Engelhardt (SPD; 16,5 Prozent) und Agnes Brugger (Bündnis 90/Die Grünen; 15,8 Prozent) lagen fast gleichauf.
Analog zum Bundestrend haben die beiden großen Parteien auch in Isny deutliche Stimmeneinbußen verbucht: Bei den Zweitstimmen fiel die CDU von 47,4 auf 38,3 Prozent. Alexander Sochor, Fraktionsvorsitzender im Isnyer Rathaus, gab sich, gefragt nach dem Ergebnis vor Ort, in seiner ersten Stellungnahme betont bundespolitisch: „ Die CDU ist froh, dass Frau Merkel eindeutig wiedergewählt worden ist und weiter eine Nahmen die zwei Stimmen von Bürgermeister Rainer Magenreuter (l.) am Nachmittag in Neutrauchburg in Empfang: Jürgen Immler, Karl Anwander, Monika Würtenberger-Rist und Ingrid Moosmann (v.l.).
christlich-soziale Politik gemacht werden kann. Wir denken an unseren wirtschaftlichen Wohlstand, unsere innere Sicherheit, ein starkes Europa. Bedauerlich und negativ ist, dass die AfD so stark zugelegt hat.“
In Isny erhielt sie 9,9 Prozent der Stimmen und hat damit den Anteil gegenüber 2013 nahezu verdreifacht.
Das thematisierte auch Jan Rübsam, Ortsvereinsvorsitzender der SPD am Rande der „Trauerfeier“im
Schwarzen Adler kurz nach 18 Uhr, als sich das schlechteste Wahlergebnis bei einer Bundestagswahl nach dem Zweiten Weltkrieg abzeichnete: „Meine größte und auch die zweitgrößte Hoffnung haben sich zerschlagen: dass die AfD nicht so viele Stimmen holt und dass die SPD über 25 Prozent kommt“, analysierte er die erste Hochrechnung aus Berlin. In Isny fielen die SPD-Verluste von 19,2 Prozent bei der Wahl 2013 auf 16,5 Prozent in diesem Jahr verhältnismäßig glimpflich aus.
Bürgermeister Rainer Magenreuter wertete „erstens als gut für unsere Demokratie, dass die Wahlbeteiligung gestiegen ist“. Zweites Merkmal der Wahl sei, „dass die etablierten Parteien deutlich verloren und die AfD gewonnen hat – das erfreut mich nicht, aber es überrascht mich auch nicht“. Sein Fazit sowohl für den Bund als auch die Lokalpolitik: „Das Wichtigste ist, dass die großen Parteien die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen und Lösungen
präsentieren“. Mit Blick auf Berlin glaubt Magenreuter: „Die Koalitionsverhandlungen werden sehr schwierig.“
Was bei der Wahl in Isny weiter bemerkenswert ist: Die Grünen liegen mit 12,9 Prozent im zweistelligen Bereich, obwohl sie in der Stadt nicht organisiert sind. Ähnliches gilt, wenngleich auf niedrigerem Niveau, für FDP (9,3 Prozent) und Linke (7,7 Prozent).
Reges Interesse an der Wahl schon am frühen Vormittag
Die hohe Wahlbeteiligung hatte sich bereits am frühen Vormittag angedeutet: Von 671 Wählern, die neben den 129 Briefwählern im Wahlbezirk 3, Felderhaldekindergarten ihre Stimme hätten abgeben können, waren um 10.15 Uhr bereits 100 erschienen, berichtete Wahlhelfert Michael Wick. Von einer „regen Beteiligung“sprach auch Claus Fehr, der die Wahl am Vormittag im Rathaus begleitete: „Wir kommen kaum zum Essen, das ist ein guter Maßstab“, sagte er.
Ähnliches war am Nachmittag bei einer Runde der SZ-Redaktion durch die Wahllokale in den Ortsteilen zu hören: In Großholzleute hatten neben 165 Briefwählern um 13.45 Uhr 249 von 548 Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. In Rohrdorf waren es bis 14 Uhr 225 von 424 im Wählerverzeichnis eingetragenen, zu denen noch einmal 131 Briefwähler kamen. „Es läuft ganz rege, wir haben relativ wenige Pausen“, sagte auch Monika Krug im Beurener Rathaus. Sie und ihr Team zählten 112 Briefwähler und bis 14.30 Uhr 338 Stimmabgaben. „Bis auf eine Person sind das bis jetzt genau 66,6 Prozent“, rechnete Wahlhelfer Hermann Hengge flugs hoch, insgesamt waren in Beuren 676 Menschen wahlbereichtigt.
Vier Wahlhelfer nahmen am Nachmittag um kurz nach 15 Uhr in Neutrauchburg den Stimmzettel von Bürgermeister Magenreuter entgegen, der frisch geduscht vom Schwarzen-Grat-Lauf eintraf und zu 860 im Wählerverzeichnis Eingetragenen gehörte. 133 machten von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch, von den restlichen 727 Wählberechtigten waren bis 15 Uhr 412 an die Urne getreten.
„Bemerkenswert war vor allem, dass manche, teils schon sehr alte Menschen, sich für die Wahl sehr schick gekleidet und herausgeputzt hatten“, berichtete Neutrauchtburgs Ortsvorsteher Claus Zengerle am Abend respektvoll im Isnyer Rathaus. Den älteren Menschen scheine es am Herzen zu liegen unterstreichen zu können, wie wichtig ihnen ist, das Wahlrecht auszuüben.