Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
CDU frustriert, AfD zweitstärkste Partei
Christdemokraten verlieren in Bad Wurzach überdurchschnittlich stark – Hohe Zahl an Briefwählern
BAD WURZACH - Überdurchschnittlich hohe Verluste hat die CDU bei der Bundestagswahl am Sonntag in Bad Wurzach erlitten. Die AfD ist zweitstärkste Kraft in der Riedstadt, bleibt aber unter dem Bundesergebnis.
Rund 13 Prozent verlor nicht nur die CDU (44,3), sondern auch ihr Direktkandidat, der Bundestagsabgeordnete Josef Rief. Er fiel von 62,2 Prozent 2013 auf nun 48,8 Prozent zurück. „Das ist schon frustrierend“, sagte Berthold Kibler, Vorsitzender der Orts-CDU, in einer ersten Stellungnahme tief enttäuscht. Rief verlor damit ein Fünftel seiner Wähler in der Großgemeinde.
SPD rutscht weiter ab
Genauso erging es Martin Gerster von der SPD. Auch er ist Bundestagsabgeordneter und (war?) in der Regierungskoalition – und rutschte von 16,3 auf 13,4 Prozent ab. Die SPD gab ebenfalls Stimmen ab und ist mit 11,5 Prozent nur noch viertstärkste Partei in Bad Wurzach. Der Wurzacher SPD-Chef Jens Prieß zieht denselben Schluss wie sein Bundesvorsitzender: „In die Opposition zu gehen, finde ich richtig.“
Klar stärker als die SPD ist die AfD, die bei einer fünf Prozentpunkte höheren Wahlbeteiligung (77,7 Prozent nach 72,2 vor vier Jahren) 12,5 Prozent der Zweistimmen holte, etwas weniger als das Bundesergebnis. Ihr Direktkandidat Matthias Stiel stand dem Parteiergebnis kaum nach, er erreichte 11,3 Prozent. Das mit Abstand beste Ergebnis erreichte die Partei in Eintürnen (17,7/ 18,3). Der Wurzacher AfD-Funktionär Friedrich-Thorsten Müller ist dementsprechend zufrieden, sieht die CDU für ihren „Linksruck“bestraft und ist überzeugt von einem nachhaltigen Bestand seiner Partei.
Ebenfalls besser als die SPD sind die Grünen in der Riedstadt. Exakt eine Stimme mehr holte die Partie als die SPD (925:924, jeweils 11,5 Prozent). Und auch Kandidatin Anja Reinalter kam auf respektable 12,4 Prozent. Die Grünen haben damit in Bad Wurzach besser abgeschnitten als auf Bundesebene. Ein Parteivertreter war am Sonntagabend nicht zu erreichen.
Besser als auf Bundesebene ist auch die FDP mit 11,0 Prozent in Bad Wurzach. Ihr Kandidat Tim Hundertmarck erreichte 7,4 Prozent. „Darauf lässt sich aufbauen“, sagt der Hauerzer FDP-Mann Armin Willburger zufrieden.
Für die in der Riedstadt traditionell sehr schwachen und vor Ort nicht vertretenen Linken bewegte sich in Bad Wurzach wenig. Direktkandidat Ralph Heidenreich verlor 0,3 Prozent (nun 3,4), die Partei kam auf 4,09 (plus 0,2). Deborah Schiwig (Freie Wähler) erreichte 1,8 Prozent der Stimmen, Gudrun Diebold von der ÖDP kam auf 1,5 Prozent.
Wurzacher Ergebnis steht erst gegen 21.30 Uhr fest
Der Wahlabend verlief zäh. „Das wird nichts mit 20 Uhr zu Hause sein“, verbesserte der Bad Wurzacher Wahlleiter Paul Riß schon kurz vor 18.30 Uhr seine frühere Vorhersage, wann das Endergebnis in der Riedstadt feststeht. Zu groß war der Stoß an Stimmzetteln im Wahlraum im Amtshaus, wo die Briefwahl ausgezählt wurde. 1721 Wahlberechtigte hatten diese Möglichkeit der Stimmabgabe genutzt. Also mehr als jeder sechste Wahlberechtigte, beziehungsweise mehr als jeder Fünfte, der an der Wahl teilnahm. Riß führt das auch auf die erstmals angebotene Möglichkeit zurück, Briefwahlunterlagen online zu beantragen. „Mehr als 500Menschen haben das getan.“
Um 18.46 Uhr klingelte bei Martin Tapper erstmals das Telefon. Er nahm die Ergebnisse aus den anderen Wahllokalen auf. Ziegelbach war am Apparat und gab seine Ergebnisse durch. Nur wenig später folgte Gospoldshofen, dann kamen die Ergebnisse aus Seibranz und Haidgau herein. Es folgten Arnach, Unterschwarzach, Hauerz, Wurzach-West und das Briefwahlergebnis. Eintürnen und Wurzach-Ost waren die letzten fehlenden Resultate zum Gesamtergebnis der Großgemeinde, das schließlich erst gegen 21.30 Uhr feststand.