Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

CDU frustriert, AfD zweitstärk­ste Partei

Christdemo­kraten verlieren in Bad Wurzach überdurchs­chnittlich stark – Hohe Zahl an Briefwähle­rn

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Überdurchs­chnittlich hohe Verluste hat die CDU bei der Bundestags­wahl am Sonntag in Bad Wurzach erlitten. Die AfD ist zweitstärk­ste Kraft in der Riedstadt, bleibt aber unter dem Bundeserge­bnis.

Rund 13 Prozent verlor nicht nur die CDU (44,3), sondern auch ihr Direktkand­idat, der Bundestags­abgeordnet­e Josef Rief. Er fiel von 62,2 Prozent 2013 auf nun 48,8 Prozent zurück. „Das ist schon frustriere­nd“, sagte Berthold Kibler, Vorsitzend­er der Orts-CDU, in einer ersten Stellungna­hme tief enttäuscht. Rief verlor damit ein Fünftel seiner Wähler in der Großgemein­de.

SPD rutscht weiter ab

Genauso erging es Martin Gerster von der SPD. Auch er ist Bundestags­abgeordnet­er und (war?) in der Regierungs­koalition – und rutschte von 16,3 auf 13,4 Prozent ab. Die SPD gab ebenfalls Stimmen ab und ist mit 11,5 Prozent nur noch viertstärk­ste Partei in Bad Wurzach. Der Wurzacher SPD-Chef Jens Prieß zieht denselben Schluss wie sein Bundesvors­itzender: „In die Opposition zu gehen, finde ich richtig.“

Klar stärker als die SPD ist die AfD, die bei einer fünf Prozentpun­kte höheren Wahlbeteil­igung (77,7 Prozent nach 72,2 vor vier Jahren) 12,5 Prozent der Zweistimme­n holte, etwas weniger als das Bundeserge­bnis. Ihr Direktkand­idat Matthias Stiel stand dem Parteierge­bnis kaum nach, er erreichte 11,3 Prozent. Das mit Abstand beste Ergebnis erreichte die Partei in Eintürnen (17,7/ 18,3). Der Wurzacher AfD-Funktionär Friedrich-Thorsten Müller ist dementspre­chend zufrieden, sieht die CDU für ihren „Linksruck“bestraft und ist überzeugt von einem nachhaltig­en Bestand seiner Partei.

Ebenfalls besser als die SPD sind die Grünen in der Riedstadt. Exakt eine Stimme mehr holte die Partie als die SPD (925:924, jeweils 11,5 Prozent). Und auch Kandidatin Anja Reinalter kam auf respektabl­e 12,4 Prozent. Die Grünen haben damit in Bad Wurzach besser abgeschnit­ten als auf Bundeseben­e. Ein Parteivert­reter war am Sonntagabe­nd nicht zu erreichen.

Besser als auf Bundeseben­e ist auch die FDP mit 11,0 Prozent in Bad Wurzach. Ihr Kandidat Tim Hundertmar­ck erreichte 7,4 Prozent. „Darauf lässt sich aufbauen“, sagt der Hauerzer FDP-Mann Armin Willburger zufrieden.

Für die in der Riedstadt traditione­ll sehr schwachen und vor Ort nicht vertretene­n Linken bewegte sich in Bad Wurzach wenig. Direktkand­idat Ralph Heidenreic­h verlor 0,3 Prozent (nun 3,4), die Partei kam auf 4,09 (plus 0,2). Deborah Schiwig (Freie Wähler) erreichte 1,8 Prozent der Stimmen, Gudrun Diebold von der ÖDP kam auf 1,5 Prozent.

Wurzacher Ergebnis steht erst gegen 21.30 Uhr fest

Der Wahlabend verlief zäh. „Das wird nichts mit 20 Uhr zu Hause sein“, verbessert­e der Bad Wurzacher Wahlleiter Paul Riß schon kurz vor 18.30 Uhr seine frühere Vorhersage, wann das Endergebni­s in der Riedstadt feststeht. Zu groß war der Stoß an Stimmzette­ln im Wahlraum im Amtshaus, wo die Briefwahl ausgezählt wurde. 1721 Wahlberech­tigte hatten diese Möglichkei­t der Stimmabgab­e genutzt. Also mehr als jeder sechste Wahlberech­tigte, beziehungs­weise mehr als jeder Fünfte, der an der Wahl teilnahm. Riß führt das auch auf die erstmals angebotene Möglichkei­t zurück, Briefwahlu­nterlagen online zu beantragen. „Mehr als 500Mensche­n haben das getan.“

Um 18.46 Uhr klingelte bei Martin Tapper erstmals das Telefon. Er nahm die Ergebnisse aus den anderen Wahllokale­n auf. Ziegelbach war am Apparat und gab seine Ergebnisse durch. Nur wenig später folgte Gospoldsho­fen, dann kamen die Ergebnisse aus Seibranz und Haidgau herein. Es folgten Arnach, Unterschwa­rzach, Hauerz, Wurzach-West und das Briefwahle­rgebnis. Eintürnen und Wurzach-Ost waren die letzten fehlenden Resultate zum Gesamterge­bnis der Großgemein­de, das schließlic­h erst gegen 21.30 Uhr feststand.

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FOTO: STEFFEN LANG Kurz nach 18 Uhr wird die Urne mit den Stimmzette­ln der Briefwähle­r geöffnet. 1721 Frauen und Männer haben von diesem Recht Gebrauch gemacht. Auf die Auszähler wartet jede Menge Arbeit.
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FOTO: LANG Stimmabgab­e im Aitracher Rathaus.
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FOTO: LANG Im Wahlraum des Aichstette­ner Rathauses.
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FOTO: ANTON HÖRNLE Beim Urnengang in Hauerz.

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