Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ohne Zitterhand nach Paris
Beim FC Bayern beruhigen sie nach dem 2:2 gegen Wolfsburg auf dem Oktoberfest ihre Nerven
MÜNCHEN - Die Erlaubnis zum Runterspülen kam vom Trainer höchstpersönlich: „Die Spieler können trinken, was sie wollen. Ich bin nicht ihr Vater, nicht ihr Bruder, ich bin nur der Trainer“, sagte Carlo Ancelotti nach dem weder eingeplanten noch angesichts des Spielverlaufs zu erwartenden 2:2 (2:0) des FC Bayern München am Freitag gegen den VfL Wolfsburg über den für den Samstag anstehenden Besuchs der Mannschaft des Oktoberfests.
Und so hoben die Spieler am Samstag pflichtschuldig die Krüge und lächelten in die Kameras. Der „ganz schöne Scheißtag“, den Sportchef Hasan Salihamidzic am Vorabend erwartet hatte, wurde es dann doch nicht, wahrscheinlich eher „ein ganz guter Stimmungsaufheller“, für das „Teambuilding nicht schlecht“, wie Angreifer Thomas Müller vorhergesagt hatte. Und doch: Geplant war das alles natürlich ganz anders gewesen. Am Mittwoch geht es in Paris schließlich in der Champions League gegen den Blingbling-Club Paris Saint-Germain (20.45/ZDF und Sky). Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat das Duell – wie so oft ein wenig zur Übertreibung neigend – zum „Aufeinandertreffen zweier Kulturen und unterschiedlicher Philosophien“hochgejazzt. Verteidiger Mats Hummels sprach am Freitag von einem „der fünf schwersten Spiele in Europa“, und „wenn wir ein super Spiel machen, ist alles wieder gut“. Ja, wenn.
Um in Paris zu bestehen, dürfen die Bayern, wie Salihamidzic anmerkte, „viel konzentrierter und entschlossener sein.“Auch wenn Paris möglicherweise auf 222-MillionenMann Neymar, der beim 0:0 in Montpellier wegen einer Fußverletzung fehlte, verzichten muss, dürfen die Bayern „nicht so viele Fehler machen“. Der spektakulärste Fehler mindestens des Spieltags unterlief am Freitag Sven Ulreich, dem Vertreter des verletzten Kapitäns Manuel Neuer. Ulreich, vor allem auf der Linie ein sehr guter Keeper, war schon zu Stuttgarter Zeiten immer wieder für unerklärliche Patzer gut. Doch ein weiteres Mal dürfte ihm sicher nicht noch einmal der Ball so fatal durchflutschen wie beim Freistoß von Maximilian Arnold, der den Wolfsburgern unverhofft das 1:2 in der 56. Minute bescherte, ehe Daniel Didavi in der 83. Minute ausglich. Vorwürfe an den Keeper gab es ohnehin keine. „Sein Fehler hat das Resultat nicht beeinflusst. Das Resultat kommt von unserer Performance und die war nicht gut“, sagte Ancelotti, der es, möglicherweise auch bedingt durch etwas zu starke Rotation, nicht schafft, Konstanz in sein Team zu bringen. Für die Partie in Paris müsse man sich wegen Ulreich „keine Sorgen machen“, versicherte Müller: „Er wird nicht mit einer Zitterhand auflaufen.“