Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Prominente Unionspolitiker brechen bei den Erststimmen ein
Trotz hoher Verluste holen die Kandidaten von CDU und CSU alle Direktmandate in der Region – Auch SPD-Abgeordnete verlieren Zuspruch
RAVENSBURG - Die Bundestagswahl war eine Schlappe für CDU, CSU und SPD – das gilt durch die Bank auch für prominente Abgeordnete im Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung.
Besonders hart traf es einen der engsten Vertrauten von Kanzlerin Angela Merkel, den Vorsitzenden der CDU/CSUBundestagsfraktion Volker Kauder (Foto: shy), der seit 1990 im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen jedes Mal das Direktmandat geholt hat. Er kam nur noch auf 43 Prozent der Stimmen – das entspricht einem Verlust von 14,8 Prozentpunkten im Vergleich zu 2013. Damit gaben aber immer noch mehr Menschen Kauder persönlich die Stimme als seiner Partei: Bei den Zweitstimmen kam die CDU in Kauders Wahlkreis nur noch auf 38,1 Prozent (-13,7). Das Ergebnis vom Sonntag sei „auch nicht das schlechteste“beharrte Kauder auf Nachfrage.
Im Wahlkreis Oberallgäu, zu dem auch der Landkreis Lindau gehört, trat Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (Foto: dpa) zur Wiederwahl an – und verlor bei den Erststimmen 10,2 Prozentpunkte – er kam noch auf 50,4 Prozent. Daraus las der CSU-Politiker, dass ihm die Wähler durchaus ihr Vertrauen schenkten, wie er der „Schwäbischen Zeitung“am Sonntagabend gesagt hatte – schließlich kam seine Partei bei den Zweitstimmen nur auf 41,5 Prozent (-10,8).
Noch größere Verluste fuhr Thomas Bareiß
(Foto: dpa) im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen ein. Der Vorsitzende der CDUWürttembergHohenzollern, der ein betont konservatives Profil pflegt, brach bei den Erststimmen um 15,7 Prozentpunkte ein – mehr als jeder andere Unionsabgeordnete
in der Region. Er kam noch auf 45 Prozent der Erststimmen. In seinem Wahlkreis schnitt die AfD über dem baden-württembergischen Landesdurchschnitt ab.
Zum dritten Mal in Folge zieht
Roderich Kiesewetter (Foto: Rasemann) als Direktkandidat für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim in den Bundestag ein. Der Experte für Außenpolitik konnte sein hohes Erststimmen-Ergebnis der vergangenen Wahl allerdings nicht wieder erreichen. Der CDU-Abgeordnete verlor 11,2 Prozentpunkte und holte am Sonntag noch 46,4 Prozent der Erststimmen der Wähler in seinem Wahlkreis . Ihm sei es nun vor allem wichtig, die Region gemeinsam zu vertreten, sagte er über die künftige Zusammenarbeit mit seiner Wahlkreis-Kollegin Leni Breymaier von der SPD.
Genauso viele Prozentpunkte bei den Erststimmen hat auch Annette Widmann-Mauz (Foto: Bollenbacher) in ihrem Wahlkreis TübingenHechingen für die CDU verloren: 11,2 Prozent. Mit 35,7 Prozent der Erststimmen zieht sie nun aber trotzdem als Direktkandidatin in den Bundestag ein. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit verlor in ihrem Wahlkreis Stimmen auch an die AfD, die auf Anhieb 8,7 Prozent der Erststimmen holte.
„Das war ein schlimmer Wahlabend und eine klare Niederlage für die SPD“, sagt Martin Gerster
(Foto: oh) über die Wahl am Sonntag. Trotzdem kann der Abgeordnete künftig den Wahlkreis Biberach für die SPD vertreten. 16,9 Prozent der Erststimmen erhielt der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Biberach (-2,9). Er zieht über die Landesliste in den Bundestag ein.
Ebenfalls über die Landesliste schafft es Hilde Mattheis (Foto: dpa) für die SPD in den Bundestag. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Verteilungsgerechtigkeit und soziale Integration“der SPD-Bundestagsfraktion holte 20,2 Prozent der Erststimmen in ihrem Wahlkreis Ulm/Alb-Donau, 3,6 Prozentpunkte weniger als 2013. „Das ist eine Herausforderung“, kommentierte sie das bundesweite SPD-Ergebnis.
Zufrieden mit ihrem Ergebnis ist Agniezka Brugger (Foto: Rasemann). Sie holte im Wahlkreis Ravensburg
20,2 Prozent der Erststimmen: ein Plus von 6,6 Prozent. „Aller Unkenrufe zum Trotz haben wir ordentlich zugelegt“, so die Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung der Bundestags-Grünen.