Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kesselhaus und Kamin sollen nun bleiben
Investoren wollen in Wangen die aktuellen Pläne für das frühere NTW-Areal am 17. Oktober der Öffentlichkeit vorstellen
WANGEN - Auf dem Areal der insolventen Neuen Textilveredelung Wangen (NTW) soll noch vor der Landesgartenschau 2024 quasi ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Die Pläne für das gut 100 000 Quadratmeter große Gelände im Argenbogen haben sich seit der ersten Vorstellung im Frühjahr jedoch teilweise geändert. Über den aktuellen Stand wollen die Investoren die Öffentlichkeit am 17. Oktober informieren.
Wenn Jürgen Hauke oben am Waldhofplatz steht und vom Atzenberg runter auf die einstige Ausrüstung schaut, kommt er ins Schwärmen. Vor allem über die Möglichkeiten, die das Gelände der früheren NTW bietet: für Gewerbe, für Wohnen, für die Infrastruktur. Zusammen mit seinen Partnern Peter Horne und Alexander Köhle hat Hauke Ende 2015 die riesige Industriebrache erworben, in den nächsten sechs Jahren will das Investoren-Trio das Areal unter dem Motto „Urbanes Leben“komplett neu entwickeln. „Am Ende des Tages kann hier ein neuer Stadtteil entstehen“, sagt Jürgen Hauke. Und: „Mit dieser Fläche müssen wir sorgsam umgehen.“
Auch betreutes Wohnen könnte möglich sein
Wie genau dieser Umgang aussehen könnte, darüber hat es in den vergangenen Monaten diverse Gespräche mit der Verwaltung gegeben. Außerdem haben Hauke & Co. ihre Vorstellungen zweimal nicht-öffentlich dem Gemeinderat vorgestellt. An der Grundausrichtung mit dem Schwerpunkt auf Gewerbe hat sich zwar nichts geändert, in einigen Bereichen sieht die Planung aber mittlerweile anders aus. Die „Schwäbische Zeitung“fasst die Fakten zusammen:
Wohnen:
Auf der insgesamt rund 22 000 Quadratmeter großen Brunnenwiese im Ostteil des NTWAreals, Richtung Sigmanns/Kohlplatz, soll ein neues Wohngebiet entstehen. „Der Schwerpunkt liegt auf dem Geschosswohnungsbau“, sagt Jürgen Hauke. Geplant sind auf der Wiese etwa 250 Wohneinheiten. Als Abgrenzung zu den Gewerbeflächen auf dem restlichen Gelände wollen die Investoren jetzt einen „grünen Keil“schaffen, mit Möglichkeiten zum Spielen und zur Erholung.
Nach den modifizierten Plänen soll der Einzelhandel weiter östlich, angrenzend an den Grünstreifen, in zwei Gebäuden unterkommen. In Richtung Argenkanal könnte eine Pflegeeinrichtung entstehen. „Das Thema Betreutes Wohnen und/oder Pflegeeinrichtung würden wir aufgrund der demografischen Entwicklung gerne aufgreifen“, so Hauke.
Der Schwerpunkt auf dem NTW-Areal mit etwa 70 Prozent der Fläche soll weiterhin auf dem Gewerbe liegen. Geplant sind unter anderem Handwerkshallen und Werks-höfe für mittelständische Unternehmen und Betriebe. Im Westteil des Areals sehen die Pläne ein „eingeschränktes“Gewerbegebiet vor, vorstellbar sind hier ein Technologie-/Bildungszentrum, stilles Gewerbe, Büroflächen, gegebenenfalls auch ein Angebot zur Kinderbetreuung.
Nahversorgung: Arbeiten: Gastronomie, Hotel, Freizeit:
Die markanteste Änderungen zu den ursprünglichen Plänen: Der weithin sichtbare Kamin und das Kesselhaus am Knick des Kanals sollen erhalten bleiben. Dort könnte eine Erlebnisgastronomie einziehen. In diesem Bereich ist auch ein Parkhaus geplant. Das Hotel im Stil eines sogenannten „Business- und BoardingHouse“, wo auch längere Aufenthalte beispielsweise für Firmenmitarbeiter oder Klinikpatienten möglich sein sollen, soll nun im Nordzipfel des NTW-Areals stehen. Auf der anderen Seite des Kanals – wo früher ein Pflegeheim vorgesehen war – planen die Investoren nun ein Gebäude mit Reha-Angeboten sowie Freizeit- und Sportmöglichkeiten.
Hauke: Stadt befürwortet überwiegend vorgelegten Entwurf
Die Investoren wollen auch in Sachen Ökologie und Energie Maßstäbe setzen. Wasserkraft, Photovoltaik und ein eigenes Nahwärmenetz, gespeist mit dem Brunnenwasser der Wiese, sollen das frühere NTWAreal energieautark machen. Laut Jürgen Hauke stehe ein artenschutzrechtliches Gutachten vor dem Abschluss: „Mit Ausnahme des FFHGebiets an der Argen haben wir sehr moderate Einschränkungen.“Zielsetzung sei es zudem, dass der Anteil der zusätzlich versiegelten Fläche trotz des Mehrwerts der Bebauung nur „unwesentlich höher“sei.
Die Zahlen und Fakten des Mammutprojekts hören sich beeindruckend an. Neben den 250 Wohneinheiten sollen mindestens 500 Arbeitsplätze entstehen. Das Gesamtbauvolumen steigt von 150 auf nun rund 200 Millionen Euro. Erschlossen werden soll das Gelände durch eine zweite, schwerlasttaugliche Argenbrücke, die wenige hundert Meter weiter stadtauswärts von der bestehenden Brücke sein soll. „Die Rückmeldung der Stadt war, dass sie den vorgelegten Entwurf überwiegend befürwortet“, so Hauke.
Wegen der neuen Gewerbeansiedlung und wegen des geplanten Wohnens ist auch ein neuer Bebauungsplan nötig. „Jetzt geht es darum, das dazu nötige Verfahren in Gang zu bringen und hier einen Aufstellungsbeschluss zu fassen“, so Jürgen Hauke. Ziel sei es, vor der Landesgartenschau, also bis 2023, fertig zu werden. Der Abriss der Gebäude (bis auf Kesselhaus und Kamin) soll noch in 2018 beginnen. Es folgt die aufwändige Erschließung, bevor 2019/20 die ersten Neubauten entstehen könnten.