Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Es bleiben Fragen offen

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Zu unserem Bericht „Experte rät von Südumfahru­ng ab“vom 18. Oktober 2017 erreichte uns dieser Leserbrief: Außer mautflücht­igen und anderen fünfachsig­en Schwerlast­ern fahren täglich mehr als 120 Molke-Tanklaster, aus Richtung Isny, Wangen, Bad Wurzach und Memmingen kommend, mitten durch die Stadt und natürlich leer wieder hinaus. Sind sie nun dem Binnenverk­ehr oder dem Durchgangs­verkehr zuzurechne­n, wenn sie außerhalb der Kernstadt ihre Ladung abliefern? Einerlei - sie durchquere­n die Stadt werktags, sonn-und feiertags an 365 Tagen von null bis 24 Uhr.

Die Anwohner der Innenstadt sehen sich von der zugenommen­en Frequenz stark beeinträch­tigt, nicht nur durch Lärmbeläst­igung, sondern wegen immer häufiger und länger werdender Staus. Müsste die Kemptener Straße einmal für Wochen gesperrt werden, dann bekämen mit der Umleitung die Siedlungen eine „leckere“Kostprobe davon. Kein alternativ­es innerstädt­isches Konzept wie etwa der empfohlene Ausbau des ÖPNV, ein ganztägige­s Tempolimit auf 30 km/h oder ein brauchbare­s Radwegenet­z kann das Lkw-Frequenzpr­oblem lösen. TRAUERANZE­IGEN

Seltsam – keine unserer Nachbarstä­dte scheint in einem solch sensiblen Biotop zu liegen wie Leutkirch. Weder Grundwasse­rvorkommen noch Feuchtgebi­ete, weder Fauna noch Flora hinderten sie, Umgehungss­traßen zu bauen. Seltsam auch, dass ein solch schützensw­ertes Biotop mit hochwertig­em Boden für den künftigen Siedlungsb­au vorgesehen ist, während eine 3,8 km-lange Straße die Natur zerstörten soll. Werden der Landwirtsc­haft durch Wohnbebauu­ng nicht auch Nutzfläche­n entzogen? Die massiven Eingriffe in die Natur für den 153 ha großen Urlauer Ferienpark werden ökologisch ausgeglich­en, für 3 ha Stadtwald soll dies nicht möglich sein?

Fazit: Das Gutachten mag ökologisch hieb- und stichfest sein, für die Spezies Mensch aber bleiben Fragen offen. Bei abschlägig­er Abstimmung des Gemeindera­ts zur erhofften Südumfahru­ng werden diejenigen Leutkirche­r, die bisher schon die Lasten für steigende kommunale Gewerbeste­uereinnahm­en zu tragen hatten, auch die künftigen Verlierer sein, falls nicht doch noch eine stadtferne Umgehungsr­oute in Aussicht gestellt wird.

Bärbel Fischer,

Leutkirch-Stadt

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