Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Lob für deutsches Gesundheitssystem
Bei der Lebenserwartung sind die Deutschen dennoch nur im Mittelfeld – Schlechte Quote bei den Risikofaktoren
BERLIN (dpa) - Deutschland liegt bei den Ausgaben für Gesundheit mit an der Weltspitze. Mehr als Deutschland mit 11,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) geben im OECD-Vergleich noch die Schweizer (12,4) und die USA (17,2) aus, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Freitag mitteilte. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 9,0 Prozent. Auch der Service sei besser als in vielen anderen Ländern. So hätten deutsche Patienten relativ geringe Wartezeiten.
BERLIN (dpa) - Kaum ein anderes Land gibt so viel Geld für die medizinische Versorgung seiner Bürgerinnen und Bürger aus, und in kaum einem anderen Land gibt es mehr Krankenhäuser und Ärzte pro Einwohner. Bei der Lebenserwartung sind die Deutschen dennoch nur im Mittelfeld, wie die Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt. Tobias Schmidt hat dazu Fragen und Antworten.
Leben die Deutschen länger oder kürzer als ihre Nachbarn?
Wer jetzt in Deutschland geboren wird, hat eine Lebenserwartung von 80,7 Jahren. Das sind zehn Jahre und einen Monat mehr als 1970 und liegt nahe am OECD-Durchschnitt von 80,6 Jahren, aber unter dem EUDurchschnitt. In Spanien und der Schweiz etwa werden die Menschen 83 Jahre alt – das sind die Spitzenwerte in Europa. International am höchsten ist die Lebenserwartung in Japan (83,9). Am Ende der OECD-Tabelle liegen Russland (71,3 Jahre), Indonesien (69,1 Jahre), Indien (68,3 Jahre) und Südafrika (57,4 Jahre).
Worauf ist die im EU-Vergleich eher kurze Lebenserwartung der Deutschen zurückzuführen?
Bei den wichtigsten Risikofaktoren schneidet die deutsche Bevölkerung besonders schlecht ab: Mit elf Litern reinem Alkohol pro Jahr trinken die über 15-Jährigen hierzulande deutlich mehr. An der Spitze liegt Belgien (12,6 Liter). In Schweden, Griechenland oder Italien wird gut zweieinhalb Liter Alkohol weniger pro Jahr getrunken. Auch beim Rauchen liegt die Quote in Deutschland mit 21 Prozent der Erwachsenen über dem OECD-Schnitt. In Schweden sind es nur 11,2 Prozent, in Griechenland hingegen 25,8 Prozent. Um die Quote zu senken, fordert die OECD von der Bundesregierung ein konsequentes Tabakwerbeverbot. Als dritten entscheidenden Faktor haben die OECD-Experten die Fettleibigkeit ausgemacht. Fast jeder vierte Erwachsene (23,6) hierzulande ist fettleibig. Der OECD-Schnitt liegt bei 19,4 Prozent. An der Spitze liegen die USA, wo fast vier von zehn Erwachsenen fettleibig sind.
Wie steht Deutschland bei den Gesundheitsausgaben und dem Angebot da?
11,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden für die Gesundheit ausgegeben, unter allen OECD-Ländern sind es nur in der Schweiz (12,4 Prozent) und in den USA (17,2 Prozent) mehr. Der Durchschnitt liegt bei neun Prozent. Aber sowohl in der Schweiz als auch in den USA müssen die Patienten selbst deutlich mehr für ihre Behandlung bezahlen als in Deutschland. Die Quote von 8,1 Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner liegt in Deutschland um 70 Prozent über dem Durchschnitt. Auch stehen der deutschen Bevölkerung überdurchschnittlich viele Ärzte und Krankenpfleger zur Verfügung, 4,1 beziehungsweise 13,3 pro 1000 Einwohner, im OECD-Durchschnitt sind es 3,4 Ärzte und neun Krankenpfleger.
Ist das Gesundheitssystem effizient?
Nein, viel zu häufig würden Patienten ins Krankenhaus eingewiesen, obwohl auch ambulant behandelt werden könne, heißt es in dem Bericht, das gelte gerade für chronisch Kranke wie Diabetiker. Durch eine Stärkung der Primärversorgung könnten die Kosten gesenkt werden.