Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Brauer mit Leib und Seele
Unternehmerstammtisch besuchte die Isnyer Traditionsbrauerei Stolz
ISNY - Erfolgreich muss nicht unbedingt erfolgreich sein. Der Begriff „erfolgreich“wird gerne geradezu inflationär verwendet. Der Isnyer Unternehmerstammtisch hat jedoch diesen Superlativ verdient. Am Wirtschaftsstandort Isny und Umgebung Interessierte treffen sich nicht um einen Stammtisch, sondern reihum in einem Unternehmen, beim Handwerker oder Dienstleister, um diese näher kennenzulernen und um möglichst das Netz geschäftlicher Verbindungen zu stärken. Diesmal traf sich der Unternehmerstammtisch mit gut 40 Personen in der Brauerei Stolz. Die Hoffnung, dass es dort anschließend im zugehörigen Gasthof Engel noch ein gemütliches Beisammensein mit Freibier geben könnte dieser Wunsch ging denn auch in Erfüllung.
Zu Beginn gab es im Gär- und Lagerkeller der Brauerei eine ganze Menge Information über die Geschichte des Unternehmens. Bei der Führung durch diverse Stationen des Brauvorgangs gaben die Braumeister Einblicke in die Geheimnisse der Braukunst. Senior Hans Stolz und Juniorchef Johannes führten gemeinsam mit ihren Ehefrauen das Unternehmen. Beiden war es wichtig zu betonen, dass sie die Last der Verantwortung und der täglichen Arbeit gemeinsam mit ihren Ehefrauen tragen und auch auf weitere zehn erfahrene und fleißige Mitarbeiter zählen könnten, sowie auf einige Teilzeitund saisonabhängige Kräfte.
Wurzeln gehen bis in 19. Jahrhundert zurück
Die Wurzeln ihres mittelständischen Betriebes lägen in Kempten, so erzählen Hans und Johannes Stolz, und gehe bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Von den ursprünglich fünf Brauereien der fünf Brüder Stolz in Urgroßvaters Zeit im Bayrischen existiere heute als einzige noch die Isnyer Stolz-Brauerei. Der Großvater der heutigen Eigentümer habe 1919 die damalige Engelbrauerei in Isny, nebst Gasthaus und Landwirtschaft von Friedrich Thormann erworben. In Isny gab es damals noch stattliche 14 Brauereien, denn jedes Gasthaus habe sein Bier selbst gebraut.
Heute würden die meisten noch verbliebenen Gaststätten in Isny mit den insgesamt sieben Biersorten und elf verschiedenen Limonadengetränken der Brauerei Stolz beliefert. „Stolz ist damit zum Vollsortimenter geworden – alle Getränke aus einer Hand“, erklären die Braumeister Stolz mit Stolz.
Im Sudhaus – dem Herzen der Braukunst – beginnt der achtstündige Brauprozess durch das Einmaischen mit geschrotetem Malz mittels Wasser und Wärme. Dem folgt die Maischentrennung, das heißt, der Treber wird ausgeschieden und kann für die Tierfütterung verwendet werden.
Im folgenden Kochprozess wird Hefe zugeführt, die maßgeblich das Aroma und die Haltbarkeit des Bieres beeinflusst. In den kühlen Tanks des Gärkellers erfolgt die Hauptgärung. Der Zucker wird dabei umgewandelt in Kohlendioxid und Alkohol. Im Folgenden ruht das Bier im kühlen Lagerkeller circa sechs Wochen, erläutern die beiden Braumeister, ehe es – ausgenommen die naturtrüben Biere – nach einem Filtervorgang durch Tücher in Edelstahlrohren zur Flaschen- oder Fass-Abfüllanlage weitergeleitet wird.
Beim Einkauf der Rohstoffe Malz, Hopfen und Hefe, werde sowohl auf höchste Qualität als auch auf Regionalität geachtet. Zu den wichtigsten von Stolz hergestellten Bieren zählen drei verschiedene Weizenbiere, sowie die untergärigen Blaubändele hell, Export hell, Hopfenperle Pils und das Zunftrat dunkel. Hinzu kommen drei saisonale Biere: Weihnachtsbier, Märzenbier und das Jahrgangsbier, das sich durch 120 Tage Lagerung auszeichnet.
Das Geheimnis der verschiedenen, allesamt genussvollen Biere liege in der Qualität der Rohstoffe, der Brautechnologie, der manuellen Arbeit und Erfahrung der Braumeister sowie in der langen Lagerruhe. Gut 5000 Hektoliter Qualitätsbiere verlassen pro Jahr die Stolz-Brauerei, 30 Prozent davon werden in die Gastronomie geliefert, 20 Prozent in den Getränkefachhandel und rund 50 Prozent für Feste, Automaten, Vereinsheime. Bei Bieren der großen Konzerne könne man heute nicht mehr sicher wissen, wo sie gebraut wurden. Bei jedem Schluck Stolzbier wisse man, wo es herkommt, das garantieren die beiden Braumeister und Chefs.