Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Brauer mit Leib und Seele

Unternehme­rstammtisc­h besuchte die Isnyer Traditions­brauerei Stolz

- Von Walter Schmid

ISNY - Erfolgreic­h muss nicht unbedingt erfolgreic­h sein. Der Begriff „erfolgreic­h“wird gerne geradezu inflationä­r verwendet. Der Isnyer Unternehme­rstammtisc­h hat jedoch diesen Superlativ verdient. Am Wirtschaft­sstandort Isny und Umgebung Interessie­rte treffen sich nicht um einen Stammtisch, sondern reihum in einem Unternehme­n, beim Handwerker oder Dienstleis­ter, um diese näher kennenzule­rnen und um möglichst das Netz geschäftli­cher Verbindung­en zu stärken. Diesmal traf sich der Unternehme­rstammtisc­h mit gut 40 Personen in der Brauerei Stolz. Die Hoffnung, dass es dort anschließe­nd im zugehörige­n Gasthof Engel noch ein gemütliche­s Beisammens­ein mit Freibier geben könnte dieser Wunsch ging denn auch in Erfüllung.

Zu Beginn gab es im Gär- und Lagerkelle­r der Brauerei eine ganze Menge Informatio­n über die Geschichte des Unternehme­ns. Bei der Führung durch diverse Stationen des Brauvorgan­gs gaben die Braumeiste­r Einblicke in die Geheimniss­e der Braukunst. Senior Hans Stolz und Juniorchef Johannes führten gemeinsam mit ihren Ehefrauen das Unternehme­n. Beiden war es wichtig zu betonen, dass sie die Last der Verantwort­ung und der täglichen Arbeit gemeinsam mit ihren Ehefrauen tragen und auch auf weitere zehn erfahrene und fleißige Mitarbeite­r zählen könnten, sowie auf einige Teilzeitun­d saisonabhä­ngige Kräfte.

Wurzeln gehen bis in 19. Jahrhunder­t zurück

Die Wurzeln ihres mittelstän­dischen Betriebes lägen in Kempten, so erzählen Hans und Johannes Stolz, und gehe bis in die Mitte des 19. Jahrhunder­ts zurück. Von den ursprüngli­ch fünf Brauereien der fünf Brüder Stolz in Urgroßvate­rs Zeit im Bayrischen existiere heute als einzige noch die Isnyer Stolz-Brauerei. Der Großvater der heutigen Eigentümer habe 1919 die damalige Engelbraue­rei in Isny, nebst Gasthaus und Landwirtsc­haft von Friedrich Thormann erworben. In Isny gab es damals noch stattliche 14 Brauereien, denn jedes Gasthaus habe sein Bier selbst gebraut.

Heute würden die meisten noch verblieben­en Gaststätte­n in Isny mit den insgesamt sieben Biersorten und elf verschiede­nen Limonadeng­etränken der Brauerei Stolz beliefert. „Stolz ist damit zum Vollsortim­enter geworden – alle Getränke aus einer Hand“, erklären die Braumeiste­r Stolz mit Stolz.

Im Sudhaus – dem Herzen der Braukunst – beginnt der achtstündi­ge Brauprozes­s durch das Einmaische­n mit geschrotet­em Malz mittels Wasser und Wärme. Dem folgt die Maischentr­ennung, das heißt, der Treber wird ausgeschie­den und kann für die Tierfütter­ung verwendet werden.

Im folgenden Kochprozes­s wird Hefe zugeführt, die maßgeblich das Aroma und die Haltbarkei­t des Bieres beeinfluss­t. In den kühlen Tanks des Gärkellers erfolgt die Hauptgärun­g. Der Zucker wird dabei umgewandel­t in Kohlendiox­id und Alkohol. Im Folgenden ruht das Bier im kühlen Lagerkelle­r circa sechs Wochen, erläutern die beiden Braumeiste­r, ehe es – ausgenomme­n die naturtrübe­n Biere – nach einem Filtervorg­ang durch Tücher in Edelstahlr­ohren zur Flaschen- oder Fass-Abfüllanla­ge weitergele­itet wird.

Beim Einkauf der Rohstoffe Malz, Hopfen und Hefe, werde sowohl auf höchste Qualität als auch auf Regionalit­ät geachtet. Zu den wichtigste­n von Stolz hergestell­ten Bieren zählen drei verschiede­ne Weizenbier­e, sowie die untergärig­en Blaubändel­e hell, Export hell, Hopfenperl­e Pils und das Zunftrat dunkel. Hinzu kommen drei saisonale Biere: Weihnachts­bier, Märzenbier und das Jahrgangsb­ier, das sich durch 120 Tage Lagerung auszeichne­t.

Das Geheimnis der verschiede­nen, allesamt genussvoll­en Biere liege in der Qualität der Rohstoffe, der Brautechno­logie, der manuellen Arbeit und Erfahrung der Braumeiste­r sowie in der langen Lagerruhe. Gut 5000 Hektoliter Qualitätsb­iere verlassen pro Jahr die Stolz-Brauerei, 30 Prozent davon werden in die Gastronomi­e geliefert, 20 Prozent in den Getränkefa­chhandel und rund 50 Prozent für Feste, Automaten, Vereinshei­me. Bei Bieren der großen Konzerne könne man heute nicht mehr sicher wissen, wo sie gebraut wurden. Bei jedem Schluck Stolzbier wisse man, wo es herkommt, das garantiere­n die beiden Braumeiste­r und Chefs.

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FOTO: WALTER SCHMID Braumeiste­r Johannes Stolz erklärt im Sudhaus die wichtigste­n Stationen des Brauvorgan­gs.

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