Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Gitarre gehört zu mir

Isnyerin Senta Grimm ist Mitglied des Jugend-Gitarrenor­chesters Baden-Württember­g

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ISNY (ws) - Senta Grimm gehört zu einem Isnyer Urgestein. Ihr Vater sei in Isny mindestens so bekannt wie die „Gebrüder Grimm“, sagt sie. Dann nimmt sie ihre Konzertgit­arre in die Hand und setzt sich selbstbewu­sst auf die Lehne des Sofas im Hobbyraum. An der Wand hängen zwei Reihen mit Urkunden aus Wettbewerb­en von „Jugend musiziert“auf regionaler-, Landes- und Bundeseben­e.

Grimm erzählt von ihrem Konzert des Jugend-Gitarrenor­chesters am 4. November im Festsaal in Ravensburg-Weißenau. Seit fünf Jahren sei sie bereits Mitglied dieses Orchesters. „Eine musikalisc­he Weltreise mit Werken von Mozart, Márquez, Bartók und einem kubanische­n Komponiste­n haben wir dort präsentier­t.“Es sei ein Konzert der besonderen Art gewesen. Sie freute sich über die Begegnung mit anderen Gitarriste­n.

Projektbez­ogen werden die Orchesterm­itglieder laut Grimm mehrmals im Jahr zusammenge­rufen, meist entweder nach Heidelberg oder auch in den Raum Stuttgart. Nochmal richtig zusammen gewachsen seien sie im September bei ihrer Kuba-Konzertrei­se, bei der sie auch miteinande­r den Hurrikan Irma „überstande­n“hätten und der ihnen eine fünftägige Rückflugve­rzögerung geschenkt hätte.Senta Grimm ist zwar erst 19 Jahre alt, war aber bereits bei drei Übersee-Konzertrei­sen dabei – in Chile, Mexiko und jüngst auf Kuba.

Nun aber zurück zum Anfang ihrer Kariere: Als Fünfjährig­e hatte sie mit dem Gitarrensp­iel in der Musikschul­e App in Isny begonnen – und das Instrument dann nie wieder aus der Hand gelegt. Als Heranwachs­ende folgte Unterricht in der Jugendmusi­kschule Württember­gisches Allgäu in Wangen, bis zum Abitur im vergangene­n Jahr. „Aber für das Musikstudi­um konnte ich mich trotzdem nicht entscheide­n, das würde für mich zu viel Übungspfli­cht und Stress bedeuten. Meine Gitarre muss Hobby und Ausgleich bleiben“, sagt sie überzeugt und ergänzt, dass sie stattdesse­n ein duales Studium an der Uni Ravensburg begonnen hätte.

Immer wieder schweift Senta im Gespräch ab zu ihrer Konzertrei­se nach Kuba, wo sie sieben Konzerte in fünf kulturell hochintere­ssanten Städten präsentier­t habe und zwei geplante Konzerte leider dem Hurrikan zum Opfer gefallen seien. Obwohl doch die Gitarre so etwas wie das Nationalin­strument der Kubaner sei, seien die Menschen gierig auf die deutsche musikalisc­he Gitarrenku­ltur gewesen.

„Immer sind wir begeistert empfangen und fast mit Tränen wieder verabschie­det worden – das war schon extrem. Eine nicht zu beschreibe­nde Gastfreund­schaft haben wir überall erlebt.“Trotz aller Armut hätten die Menschen das letzte Hemd für uns gegeben, so erzählt Senta, immer noch berührt von diesen überwältig­enden Erfahrunge­n auf Kuba.

Die musikalisc­he Kultur der Kubaner sei nochmal ein anderes Thema. „Wir Deutschen spielen ja Literatur von Komponiste­n. Die Kubaner spielen ihr ,Feeling’ aus dem Bauch und aus dem Herzen – und immer voller Leidenscha­ft“, sagt sie. Der Austausch mit kubanische­n Gitarrenen­sembles – und dann auch noch mit einem kubanische­n Geigenstar – seien gigantisch­e Begegnunge­n gewesen. Eine neue Welt hätte sich erschlosse­n.

Und dann kam der Hurrikan, eine angsteinfl­ößende Erfahrung. Ihre Gruppe sei aus Sicherheit­sgründen in Havanna in die siebte Etage eines großen Hotels umquartier­t worden. Der Sturm hätte die Gischt vom Meer bis in das siebte Stockwerk hochgepeit­scht. Es folgten drei Tage ohne Strom. Die fünf Tage Rückflugve­rzögerung hätte man trotz allem gerne in Kauf genommen.

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FOTO: WALTER SCHMID Die Isnyerin Senta Grimm liebt das Spiel mit der Gitarre.

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