Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Polizist zu Bewährungsstrafe verurteilt
29-Jähriger hatte Freunde nach dem Abbrennen einer Rauchbombe bei einem Eishockeyspiel gedeckt
SONTHOFEN - Mehr als fünf Jahre sind vergangen, seit bei einem Eishockeyspiel in Schweinfurt vier Ordner durch das Abbrennen von zwei Rauchbomben im Sonthofer Fanblock schwer verletzt worden waren. Eine Frau leidet bis heute unter den Folgeschäden. Ihre Lunge wurde durch das Einatmen der giftigen Gase so stark geschädigt, dass sie ihren Beruf als Sicherheitsfachkraft aufgeben musste.
Die juristische Aufarbeitung des Falls dauert immer noch an. Der Haupttäter wurde in einem ersten Verfahren freigesprochen, weil Zeugen ihre Aussagen vorher abgestimmt hatten, um ihn zu decken. Erst als die s aufflog wurde er verurteilt.
Jetzt saß ein Polizist auf der Anklagebank. Er soll die Täuschung des Gerichts Anfang 2013 eingefädelt haben. Die Anklage lautete auf Strafvereitelung und Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage. Das Schöffengericht verurteilte den 29-Jährigen zu acht Monaten auf Bewährung. Zudem muss er 10 000 Euro zahlen. Vom Polizeidienst wurde er unmittelbar nach Bekanntwerden seines Verhaltens im November 2013 vorläufig suspendiert. Die Dienstbezüge erhielt er aber weiterhin. Unmittelbar nach der Tat erfuhr der Polizist, der zugleich Vorsitzender eines Fanclubs des ERC Sonthofen war, wer den Rauchtopf im Eisstadion gezündet hatte.
Doch als ihn der ermittelnde Beamte kurz darauf anrief, erzählte er seinem Kollegen, nichts von der Tat mitbekommen zu haben. Stattdessen gab er seinen Kumpels Tipps, wie sie aussagen sollten, um einer Strafe zu entgehen.
„Wenn Sie auf die Frage Ihres Kollegen wahrheitsgemäß geantwortet hätten, wäre Polizei und Justiz unglaublich viel Aufwand erspart worden“, kritisiert Richterin GramatteDresse den Angeklagten. Jahrelange Ermittlungen, zwei aufwendige Schöffengerichtsverfahren mit tagelangen Zeugenbefragungen und dann allein sechs Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage als Folge der Lügen in der ersten Verhandlung. „Sie haben Ihre Tätigkeit als Fanclub-Vorsitzender und Ihre Kumpels über Ihren Beruf gestellt.“
„Es ging mir immer nur um mich, ich wollte mich selbst schützen“, widersprach der 29-Jährige der Richterin. Er habe um seine Zukunft als Polizist gefürchtet und wollte vermeiden, dass ein schlechtes Licht auf ihn fällt, weil er zum Zeitpunkt der Tat noch Beamter auf Probe war. „Der Beruf war für mich immer an allererster Stelle.“Er räumte die Vorwürfe schließlich komplett ein, nachdem sich das Schöffengericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf einen Strafrahmen geeinigt hatten.
„Ich bereue es wirklich zutiefst“, sagte er unter Tränen. „Ich bin mir meiner Schuld bewusst und werde jeden Tag daran erinnert.“Mit brüchiger Stimme bat er seine früheren Kollegen um Entschuldigung, dass er ihr Vertrauen missbraucht habe. „Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht.“
Das Schöffengericht gab dem jungen Mann, der in den vergangenen Jahren ein Studium absolviert hat, schließlich noch eine Chance, seinen Beruf eines Tages wieder auszuüben. Eine Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr hätte zugleich das Ende seiner Beamtenlaufbahn bedeutet. Jetzt steht ihm wohl ein Disziplinarverfahren bevor, das darüber entscheiden wird, ob der 29-Jährige eines Tages wieder als Polizist arbeiten darf.