Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Rote Heidi
Die frühere Entwicklungsministerin Heidemarie WieczorekZeul (SPD) wird am morgigen Dienstag 75 Jahre alt. Im Sinne ihrer sozialdemokratischen Vorbilder Willy Brandt und Erhard Eppler verschrieb sich die hessische Politikerin mit viel Elan dem Kampf gegen Armut, Hunger, Diskriminierung und Umweltzerstörung. Bis heute engagiert sie sich in Ehrenämtern für eine gerechtere Welt und gehört dem Rat für nachhaltige Entwicklung an: „Meine Lebensthemen“, sagt sie.
Die „rote Heidi“trägt nicht nur das Haar leuchtend rot, sondern zählt auch zu den Linken in ihrer Partei. Sie war elf Jahre lang Entwicklungsministerin, länger als alle ihrer zehn Vorgänger. 1998 kam Wieczorek-Zeul ins rot-grüne Kabinett von Kanzler Gerhard Schröder (SPD), später war sie Ministerin in der schwarz-roten Koalition unter Angela Merkel (CDU).
Die gebürtige Frankfurterin stritt vehement für einen größeren Einfluss und eine Aufwertung ihres Ressorts, auch bei Waffenexporten und Weltfinanzthemen, und für höhere Entwicklungshilfe. Bei den Vereinten Nationen setzte sie sich für eine faire Handelspolitik und eine gerechtere Globalisierung ein. Wieczorek-Zeul gehörte 2002 zu den weltweit ersten Regierungspolitikern, die eine Steuer auf Finanzspekulationen forderten. Auch heute ist ihr die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ein Herzensanliegen, um die Armut wirksamer zu bekämpfen.
Bis 2013 gehörte die Wiesbadenerin und ehemalige SPDVizepräsidentin dem Bundestag an, insgesamt 26 Jahre lang. Zuvor war die Grundschullehrerin mehrere Jahre im Europaparlament. Auch ihr Mann Norbert Wieczorek, von dem sie sich 1979 scheiden ließ, war SPD-Politiker. Heute engagiert sich Wieczorek-Zeul unter anderem für den Globalen Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose sowie die internationale Mikrobiozid-Initiative, die einen wirksamen Schutz für Frauen gegen HIV entwickeln will. (epd)