Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Deutsche Abfahrer im Aufwind
Mit Thomas Dreßen fährt zum ersten Mal nach 13 Jahren ein Deutscher in der Abfahrt wieder aufs Podest – auch Viktoria Rebensburg aufs Podest
Skirennläufer Thomas Dreßen (rechts/Foto: dpa) hat bei der Weltcup-Abfahrt in Beaver Creek mit Platz drei überrascht. Beim Triumph des Norwegers Aksel Lund Svindal (Mitte) vor dem Schweizer Beat Feuz raste der Mittenwalder auf der Raubvogel-Piste aufs Podium.
BEAVER CREEK/LAKE LOUISE (dpa/ SID) - Der beste Saisonstart seit sieben Jahren und das hervorragende Abfahrts-Wochenende mit einem zweiten Platz von Viktoria Rebensburg und einem fast schon sensationellen dritten Platz von Thomas Dreßen haben Alpindirektor Wolfgang Maier ins Schwärmen gebracht. „Das ist ein Traum. Wir haben heute das fünfte Podium gefahren, wir haben drei Siege. Gestartet sind wir sehr gut“, sagte Maier. „Dazu kommt, dass es nicht nur Vicky und Felix sind. Dreßen, Sander, Weidle, Dürr – da bringen viele ihre Leistung.“
Nach elf Rennen haben tatsächlich bereits sieben Fahrer die nationale Quali-Norm für die Olympischen Spiele geschafft: Neben Rebensburg, die nun auch in den SpeedDisziplinen für einen Platz auf dem Podest gut ist, und Überraschungsmann Dreßen sind dies Andreas Sander, Josef Ferstl, Lena Dürr, Kira Weidle und Felix Neureuther, der freilich mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Am Sonntag schaffte auch der Allgäuer Stefan Luitz (Bolsterlang) die Olympia-Norm – in herausragender Weise. Er wurde Dritter im Riesenslalom. Dazu kommen die Sportler mit der halben Norm, Fritz Dopfer und Marina Wallner.
Besser in eine Saison gestartet waren die Alpinen im DSV zuletzt 2011, als es in den ersten zwölf Rennen drei Siege und insgesamt neun Podestplätze gab. Einziger großer Wermutstropfen des Winters: Neureuthers schwere Verletzung.
Aber selbst der hat den Traum von Olympia noch nicht aufgegeben. Wenn es geht, will er in sechs Wochen wieder auf Ski stehen, erzählte Neureuther der „Bild am Sonntag“, „ich muss trainieren, bestenfalls ein Rennen vor Olympia fahren. Das ist fest in meinem Kopf eingebrannt“, sagte er. Noch darf der 33-Jährige sein Knie noch nicht voll belasten, was möglich ist zeigt sich wohl erst in zwei Wochen, wenn die Schwellung weg ist. Grund zur Freude hatte Neureuther aber bereits am Samstagabend, als er von zu Hause aus sah, wie Dreßen in Beaver Creek sensationell zum ersten Podest-Resultat seiner Karriere raste.
Nach seinem Coup auf der berüchtigten Raubvogelpiste bespritzte Dreßen Aksel Lund Svindal und Beat Feuz mit Champagner. „Mit diesen Größen auf dem Podest zu stehen, ist Wahnsinn, ein Traum, einfach geil“, sagte er, „vor fünf Jahren saß ich noch vor dem Fernseher und habe davon geträumt, dass ich mit denen überhaupt mitfahren darf.“Und weiter: Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich bin normalerweise eher der gesprächige Typ, aber im Moment fehlen mir ein bisschen die Worte.“Sogar die Bestzeit von Olympiasieger Svindal griff er an, lag zwischenzeitlich vorne, am Ende fehlten ihm 0,49 Sekunden. Dreßen, sagte Maier, verfüge über „sehr außergewöhnliche Abfahrtsgene“, doch Rang drei des Mittenwalders „auf dieser schwierigen Abfahrt kam auch für mich überraschend früh“. Dreßen ist mit 24 sehr jung für einen Weltklasse-Abfahrer. Dreßen raste als erster Deutscher seit dem Sieg von Max Rauffer in Gröden vor 13 Jahren in einer Abfahrt aufs Podium, 2010 fuhr Stephan Keppler dort beim Super-G als bislang letzter Deutscher im Speed unter die Top 3.
Andreas Sander (Ennepetal) rundete das beste deutsche Abfahrtsergebnis seit 1992 als Siebter ab. „Amerika zieht mir meinen besten Läufer weg mit dem Felix, aber dann geht mit den Abfahrern eine andere Tür auf“, sagte Maier kopfschüttelnd. Neureuther hatte sich in Copper Mountain verletzt.
Panne vor dem Start
Rebensburg hatte vor ihrer Fahrt auf Platz zwei noch aus dem Lift springen müssen. Nach einem Stromausfall steckte sie auf dem Weg zum Start fest, befreite sich mit einem Sprung aus eineinhalb Metern Höhe. „Ich hatte zum Glück den ersten Sessel, da konnte ich rausspringen und musste nicht länger frieren“, sagte sie. 0,13 Sekunden fehlten ihr am Ende auf Slalom-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin (USA), die erstmals eine Abfahrt gewann. Kira Weidle aus Starnberg wurde starke Achte.