Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jugendgemeinderat als Mammutprojekt
Neues Gremium für Jugendliche in Leutkirch geplant – Mitglieder sollen gewählt werden
Neues Gremium für Jugendliche in Leutkirch geplant.
LEUTKIRCH - Junge Menschen sollen sich stärker in die Leutkircher Kommunalpolitik einbringen können. Um das zu erreichen laufen die Planungen für die Einrichtung eines Jugendgemeinderats. Die Beteiligten haben sich zum Ziel gesetzt, im kommenden November entsprechende Wahlen an den Schulen durchzuführen. Etliche Details sind bis dahin allerdings noch zu klären. Der bisherige Jugendrat besteht nur noch auf dem Papier und soll aufgelöst werden.
„Junge Menschen begeistern, befähigen und ihnen Lust machen, sich zu engagieren“, das hat sich Carmen Scheich – Kinder-, Jugend- und Familienbeauftragte der Stadt Leutkirch – auf die Fahnen geschrieben. Es gelte, den Jungen und Mädchen eine gewisse „Politikmüdigkeit“zu nehmen und Möglichkeiten zur Eigenbeteiligung aufzuzeigen. Dabei helfen soll künftig ein Jugendgemeinderat, und nicht wie bisher ein Jugendrat.
In diesem Konzept sieht Scheich einige Vorteile: „Ein Jugendgemeinderat hat im Vergleich mehr Rechte und Verbindlichkeiten.“Zudem könne er die Interessen eines breiten Spektrums an Jugendlichen darstellen, weil das Gremium die Wünsche von Bewohnern der Ortschaften im Blick habe. Wünschenswert sei auch, dass ein oder zwei Mitglieder regelmäßig in den Sitzungen des Gemeinderats der Stadt Leutkirch vertreten sind. „Das ist ein wichtiges Mammutprojekt, das anstrengend wird und viel Zeit kostet“, meint die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung.
Im Team soll in den kommenden Wochen das Konzept konkretisiert werden. Zu den Beteiligten zählen unter anderen Vertreter von Stadtverwaltung und Jugendhaus, Schulsozialarbeiter und ein Mitarbeiter des Kreisjugendrings Ravensburg. Unklar ist derzeit beispielsweise, wie der Jugendgemeinderat zusammengesetzt werden könnte. Klar ist hingegen, dass ein „verlässliches Gremium“entstehen soll, das die Ideen und Wünsche einer möglichst breiten Masse an jungen Menschen vertritt.
Um diese breite Masse abbilden zu können, sieht der bisherige Plan vor, dass Schüler verschiedenen Alters und von unterschiedlichen Schularten dem Rat angehören sollen. Bestimmt werden die Mitglieder durch Wahlen an den Schulen, die Ende November 2018 über die Bühne gehen könnten. Auch dieses Prozedere unterscheidet den Jugendgemeinderat vom Jugendrat. Weit im Vorfeld der Wahlen gilt es allerdings, Werbung für das neue Gremium zu machen. Dabei sollen die Leutkircher Schulen stark eingebunden werden. Die Hoffnung von Carmen Scheich ist, dass sämtliche Planungen im kommenden Sommer abgeschlossen werden.
Unterstützung für das Vorhaben gibt’s von Oberbürgermeister HansJörg Henle, der einen Jugendgemeinderat begrüßen würde. Zwei Punkte sind dem Rathauschef in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Er wünscht sich eine gute, demokratische Wahl sowie dass die Schulen stärker eingebunden werden. Nachhaltige Jugendbeteiligung hält er generell für einen wichtigen Faktor bei der Zukunftsgestaltung.
Der Leutkircher Jugendrat hat sich in der Vergangenheit vor allem um verschiedene Projekte bemüht. Dazu zählen etwa der Bau des Skateplatzes oder des Dirtparks in Diepoldshofen. „Er hatte weniger eine demokratische, politische Struktur“, meint Carmen Scheich. Weil die Zuständigkeitsbereiche sich häufig mit denen des Jugendhauses verschmolzen hätten, sei auch eine klare Trennung der beiden Einrichtungen ausgeblieben. Das soll sich mit der Einführung des Jugendgemeinderats ändern.