Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wissbegierige Wildschweine
Während im schönen Land Baden-Württemberg viele Politiker leidenschaftlich über den Wolf diskutieren, der bei genauerer Betrachtung durch sein zwischenzeitliches Ausgestorbensein ein vierbeiniges Luxusproblem ist, treibt die Nachrichtenlage in Japan eine ganz andere Sau durchs Dorf. Wobei das Dorf eigentlich kein Dorf, sondern eine Stadt ist. Kyoto nämlich. Und die Sau ist keine einzelne Sau, sondern es handelt sich um zwei Wildsauen. Diese drangen in wildem Furor in eine Schule ein, was die dort zur Zwischenprüfung sitzenden Schüler doch als arg störend empfanden.
Nun könnte man leichtfertig sagen, dass insbesondere junge Menschen mitunter selbst gern einmal die Sau rauslassen und sich daher nicht so haben sollen. Das KyotoNachrichtenprotokoll beschreibt auch gar keinen unmittelbaren Angriff. Vielmehr ist die Rede davon, wie eines der Wildschweine durch ein Klassenzimmer saut und dort gegen ein Fenster prallt. Das zweite Schwein habe sich währenddessen im zur Schule gehörenden Außenschwimmbecken vergnügt.
Die Humorlosigkeit der Kyotoner hat dazu geführt, dass die Sauen zunächst mittels Elektroschockpistole betäubt wurden und ihnen später der Garaus gemacht wurde. Warum die Wildschweine überhaupt eine Bildungseinrichtung besucht haben, bleibt schleierhaft. In der Pisa-Studie schneidet Japan stets ausgezeichnet ab. Daran wird auch der Zwischenfall mit den wissbegierigen Tieren nichts ändern. Im Allgemeinen gilt nicht nur in Japan: Lieber Schwein gehabt, als vom Wolf gerissen. (nyf)