Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein beseelendes musikalisches Geschenk
Spitzenensemble „Singer Pur“bezaubert in St. Martin mit adventlicher Vokalmusik
LEUTKIRCH - Ohne Übertreibung: Der Volkshochschule Leutkirch und dem Verein zur Förderung der Kirchenmusik ist mit dem Konzert von „Singer Pur“ein ganz großer Wurf gelungen. Das Vokal-Sextett ist mit drei Klassik-Echos ausgezeichnet, international preisgekrönt und in mehr als 50 Ländern aufgetreten. Jetzt also in St. Martin, vor voll besetzten Bänken. Langer, langer Applaus, viele klatschen im Stehen.
Die fünf ehemaligen Regensburger Domspatzen sind seit 25 Jahren zusammen, ergänzt durch die Sopranistin Claudia Reinhard. Sie beginnen mit „Veni Domine, et noli tardare“von Orlando di Lasso. Gar prächtig erklingt diese polyphone Gottesverehrung, die Stimmen schrauben sich ineinander verschlungen in die Höhe, verhallen harmonisch im Kirchenschiff. Welch ein Auftakt!
Durch vier Jahrhunderte führt dieses adventliche Programm, 26 Stücke, bekannte und weniger bekannte, alle kunstvoll arrangiert. Aus der Volksweise „Maria durch ein Dornwald ging“wird ein A-cappella-Vorzeigelied, ohne dabei den schlichten Charakter des Originals aufzugeben. Der „Adventsruf “eines anonymen Komponisten kommt archaisch, ergreifend. Einer der drei Tenöre singt diesen Ruf ganz hinten im Altarchor, die fünf vorne antworten unisono, dann mehrstimmig mit ihrer ganzen Kunst. Ein spiritueller Moment. Auch später gibt es zartes Summen, dann glänzende Stimmen, ein strahlender Sopran. Magisch.
Natürlich bringen die sechs auch Populäres, etwa ein fröhliches „Macht hoch die Tür“oder „Lasst uns froh und munter sein“. Letzteres bietet ein wenig reichlich Tralala, könnte ebenso gut von den Prinzen arrangiert worden sein. Wobei hier nichts gegen die ehemaligen Thomaner aus Leipzig gesagt sein soll. Zum Schluss wird’s volkstümlich. „Freu dich, du liaba Christ“aus dem Fischbachauer Liederbuch ertönt als Dreigesang, innig. „Oh du stille Zeit“ist ein Nachtlied, über die Berge weit. Schön. Zuletzt der Wunsch „Fröhliche Weihnacht“, er kommt von Herzen.
Überwältigender Beifall, wie gesagt. Als Zugabe bringen die Tenöre Rüdiger Ballhorn, Markus Zapp, Manuel Warwitz, Reiner Schneider-Waterberg (Bariton), Marcus Schmidl (Bass) und die Sopranistin „Drei Schiffe sah ich segeln“, einem der Stücke auf ihrer opulenten DoppelAdvents-CD.
Wer Singer Pur verpasst hat, sich nicht mit CD-Klang begnügen will sowie Zeit und Geld zum Reisen hat: 2018 ist das Ensemble auch in der Elbphilharmonie Hamburg zu hören, auf Einladung von Kent Nagano. Vor weiteren Auftritten in Asien und in den USA.