Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kaputte Züge und kein Ende in Sicht

Deutsche Bahn lässt rund 40 Fahrgäste stehen – Bahn entschuldi­gt sich

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Alles hat ein Ende, nur die Probleme der Deutschen Bahn am Bodensee scheinbar nicht. Am Mittwoch hat ein Zug auf der Strecke Lindau – Friedrichs­hafen Leute am Bahnhof stehen lassen. Diesmal mussten rund 40 Fahrgäste in Langenarge­n den Bus oder den nächsten Zug nehmen, wenn sie nicht mit dem Pkw fahren wollten. Die Deutsche Bahn entschuldi­gt sich und nennt Lieferprob­leme bei Ersatzteil­en für defekte Waggons als Ursache.

„Das passiert öfters“, schildert ein Bahnkunde die Situation. Er fährt in der Regel mit dem Zug um 7.37 Uhr ab Langenarge­n. Aufgrund der Überfüllun­g hat der Lokführer am Mittwoch den Zug angehalten und ist zunächst stehengebl­ieben. Er habe es nicht verantwort­en können, mit einem derart überfüllte­n Zug weiterzufa­hren.

Nach Worten des Bahnkunden, der in einer E-Mail die Lage der Redaktion schilderte, habe der Lokführer die Bundespoli­zei angeforder­t, um den Zug räumen zu lassen. Die Polizei musste jedoch nicht anrücken. „Er wollte rund 40 Fahrgäste aufgrund der Überfüllun­g aussteigen lassen, die meisten davon Schüler des Häfler Berufsschu­lzentrums“, schreibt der Langenarge­ner. Diese überfüllte­n Züge auf der Strecke Lindau – Friedrichs­hafen seien schon seit Monaten an der Tagesordnu­ng.

Alternativ­e: Auto fahren

Bahnsprech­er Etwa 20 Minuten später seien zahlreiche Fahrgäste ausgestieg­en, und der Zug habe seine Fahrt nach Friedrichs­hafen fortgesetz­t. Die Kunden sollten, so habe der Lokführer mitgeteilt, den nächsten Zug oder Bus nehmen. Viele, vor allem Schüler, seien aber kurze Zeit später mit Privat-Pkw abgeholt worden.

Die Deutsche Bahn gibt sich hilflos und entschuldi­gt sich bei den Fahrgästen. „Wir sind aktuell mit der Herausford­erung konfrontie­rt, dass in Folge eines hohen Schadstand­es bei den Dieseltrie­bzügen der Baureihe VT 650 sowie einem Verfügbark­eitsproble­m bei Ersatzteil­en, wie etwa Radsätzen, nicht ausreichen­d Fahrzeuge für den Betrieb zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass wir derzeit auf der Bodenseegü­rtelbahn Züge nicht mit der notwendige­n Anzahl an Fahrzeugen bereitstel­len können und somit geringere Kapazitäte­n zur Verfügung stehen. Dafür möchten wir uns bei den Reisenden, Schülern und den Eltern der betroffene­n Schüler entschuldi­gen“, sagt ein Bahnsprech­er in Stuttgart.

Aufgrund der Ersatzteil­problemati­k könne die Deutsche Bahn „leider keine Prognose abgeben, wann die Dieseltrie­bzüge der Baureihe VT 650 wieder in vollem Umfang zur Verfügung stehen“. Die Bahn arbeite mit Hochdruck daran, die Verfügbark­eit der Fahrzeuge zu stabilisie­ren, um die Qualität zu verbessern.

Schlechte Erfahrunge­n mit der Bodenseegü­rtelbahn machen derzeit viele Bahnreisen­de. Die Züge bleiben mitunter auf der Strecke liegen, wie ein anderer Fahrgast schreibt, der heute in Langenarge­n stehen bleiben musste.

Der Kreistag hat sich bereits mit dem Problem befasst. Appelle an das Land, auf die Bahn einzuwirke­n und die Zustände auf der Gürtelbahn zu verbessern, haben bisher zu keinem Ergebnis geführt.

Bahn kann „leider keine Prognose abgeben, wann die Dieseltrie­bzüge der Baureihe VT 650 wieder in vollem Umfang zur Verfügung stehen“.

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