Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Memminger Klinikum bekommt Neurochirurgie
Freistaat bewilligt gemeinsamen Antrag von Stadt und Landkreis
MEMMINGEN - Am Memminger Klinikum gibt es künftig eine neurochirurgische Abteilung: Dies hat Oberbürgermeister Manfred Schilder bei der Jahresschluss-Feier des Stadtrates bekannt gegeben. Demnach hat das bayerische Gesundheitsministerium einen gemeinsamen Antrag der Stadt und des Landkreises Unterallgäu bewilligt. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Schilder, dass es noch keinen Zeitplan für die Eröffnung der Neurochirurgie gebe: „Jetzt geht es erst einmal an die Detailarbeit. Wir brauchen Bettenkapazitäten, Neurochirurgen und Pflegepersonal.“Die Neurochirurgie befasst sich unter anderem mit Erkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks.
Manfred Schilder sagte in seiner Rede im Kreuzherrnsaal, dass Stadt und Landkreis die Gespräche über eine engere Kooperation bei den Krankenhäusern wieder aufgenommen haben. Gegenüber unserer Zeitung erläuterte er die Entscheidung, für die Neurochirurgie einen gemeinsamen Antrag zu stellen: „Wir diskutieren über die Zusammenführung der Kliniken unter einem gemeinsamen Dach. Da gibt es nicht mehr dein oder mein, sondern nur noch unser.“Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis sei geprägt von Vertrauen und Solidarität, sagte Schilder. Eine Neurochirurgie am Memminger Klinikum bezeichnete er als „deutliche Aufwertung des medizinischen Angebots“.
„Nah an den Menschen“
In seinem Rücklick auf 2017 sagte Schilder, dass das Jahr für ihn mit einer besonderen Herausforderung begonnen hat. Im Wahlkampf habe er gespürt, was das Amt des Oberbürgermeisters so außergewöhnlich macht: Ein Rathauschef sei „nah an den Menschen und genießt deren Vertrauen. Das empfinde ich als in höchstem Maße bereichernd und erfüllend“.
Im März wurde Schilder als Oberbürgermeister vereidigt. Seither sei „sehr viel geschehen“, sagte der neue Rathauschef in der Jahresschluss-Feier. Die Diskussionen um die geplante Ikea-Filiale am Autobahnkreuz fasste der Rathauschef so zusammen: „Viele, zum Teil kontroverse Meinungen galt es abzuwägen.“Auch Verkehrsfragen waren heuer ein wichtiger Bestandteil der stadtpolitischen Arbeit. Schilder erwähnte unter anderem den Beschluss für einen Neubau der Europabrücke beim Autobahnkreuz und die probeweise Sperrung des Weinmarktes an Wochenenden.
Im Zusammenhang mit Straßenbau-Projekten gebe es auch ein „großes Ärgernis“, sagte der Rathauschef. „Häufig sind wir gezwungen, die Anlieger an den Kosten des Straßenausbaus zu beteiligen. Die Kommunen stehen alleine im Regen.“Hier erwarte er „klare Entscheidungen vom Gesetzgeber“.
Schilder erinnerte im Kreuzherrnsaal an seinen Vorgänger Markus Kennerknecht, der noch im vergangenen Jahr die Jahresschluss-Rede hielt und wenige Tage später im Alter von 46 Jahren völlig überraschend starb. Obwohl er nur 38 Tage im Amt war, habe Kennerknecht „tiefe Spuren in unseren Herzen hinterlassen“, sagte Schilder. Nach dem Tod des Rathauschefs übernahm die Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh vorübergehend die Amtsgeschäfte. Sie habe diese Aufgabe „mit hoher Kompetenz und Souveränität“gemeistert, lobte Schilder.
Traditionell spricht beim Jahresschluss auch der älteste Stadtrat. Der 76-jährige Helmut Börner, Fraktionschef der Freien Wähler, sprach von einem „sehr strapaziösen Jahr“für die Verwaltung, das die Mitarbeiter hervorragend gemeistert hätten. Er erwähnte unter anderem die OB- und Bundestagswahl, die Klausursitzung zu Ikea und die BR-Radltour. Eine der künftigen Aufgaben sei es, die Stadt besser zu vermarkten. Zur Tradition gehört ebenfalls, dass die Sing- und Musikschule unter der Leitung von Otfried Richter die Jahresschluss-Feier musikalisch gestaltet. Zu den Mitwirkenden gehörte ein Chor mit Sängerinnen aus fünf Nationen.