Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mobil mit 60 plus
Der ADAC hat untersuchen lassen, wie Senioren im Allgäu auch ohne Auto von A nach B kommen
KEMPTEN - Im ländlichen Raum wie dem Allgäu haben es Senioren ohne eigenes Auto oder eine Mitfahrmöglichkeit besonders schwierig, beispielsweise zum Einkaufen oder zum Arzt zu kommen. Und in Zukunft werden noch mehr Menschen betroffen sein, denn der Anteil der Senioren in der Bevölkerung nimmt weiter zu. Der Automobilclub ADAC hat jetzt das Mobilitätsverhalten der älteren Bevölkerung in Schwaben und im Allgäu in einer Studie untersuchen lassen. Dabei ging es dem Club nach eigenen Angaben darum, die Diskussion über das Thema in Gang zu setzen. Einige zentrale Ergebnisse:
Alltagsmobilität: Das Auto ist und bleibt vor allem auf dem Land Verkehrsmittel Nummer eins. Zum Einkaufen nutzen beispielsweise 81 Prozent der 55- bis 64-Jährigen das Auto als Fahrer oder Beifahrer. Bei den über 74-Jährigen sind es immerhin noch 59 Prozent. Ganz ähnlich sieht es beispielsweise aus, wenn der Weg in die Arztpraxis führt. Auto und Führerschein: 16 Prozent der Allgäuer ab 55 Jahren haben keinen Führerschein, sieben Prozent haben keine Möglichkeit, ein Auto als Fahrer oder Beifahrer zu nutzen.
Steigende Preise? 51 Prozent aller Älteren im Allgäu gehen davon aus, dass sie für Mobilität künftig mehr zahlen müssen. Eine Steigerung um bis zu zehn Euro im Monat halten die meisten für tragbar. Mitfahrgelegenheit: 93 Prozent aller Älteren fahren am liebsten mit Verwandten oder dem Partner mit im Auto. 62 Prozent auch mit Freunden
und Bekannten, nur acht Prozent bei Fremden. Erreichbarkeit: 52 Prozent bewerten die Erreichbarkeit ihres Wohnortes mit Bus oder Bahn als „weniger gut“oder als schlecht.
Alternativen: Mit einem Ruf- oder Bürgerbus zu fahren, könnten sich 17 Prozent aller befragten Allgäuer vorstellen, 14 Prozent sehen eine Alternative im E-Bike. An einem Carsharing-System haben nur vier Prozent Interesse.
Kommunikationsverhalten: Flexible Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs könnten zumindest teilweise digital gestützt sein. Denn in Schwaben nutzen 64 Prozent aller älteren Menschen das Internet, etwa die Hälfte hat ein Smartphone. In der Mobilitäts-Studie heißt es aber auch, dass auf die „analoge Verfügbarkeit von Informationen vor Ort“(beispielsweise Anzeigetafeln) nicht verzichtet werden dürfe.
E-Bikes: Zehn Prozent der älteren Allgäuer besitzen ein E-Bike, 22 Prozent denken darüber nach, sich eins anzuschaffen. Daraus folgern die Mache der Studie: „Die Radinfrastruktur sollte ausgebaut und sicher gestaltet werden.“Automatisiertes Fahren: Nur 38 Prozent der Befragten können sich nach eigenen Angaben vorstellen, in einem voll automatisierten Auto zu fahren, 47 Prozent verneinten das. 13 Prozent der Befragten hatten keine eindeutige Meinung. Gesamtstrategie: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die „Mobilität in der Fläche“nur durch eine „sinnvolle Verzahnung“aller Angebote verbessert werden kann.