Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ärzteunion statt Ärztemangel
Bad Wurzacher Unternehmen geht mit neuem Konzept auf den Markt
BAD WURZACH - Mit einer neuen Idee gegen den Ärztemangel in ländlichen Gebieten: Ein Bad Wurzacher Unternehmen hat ein Konzept namens „codox|ärzteunion“entwickelt. Diese Union sei „wie ein lokales Medizinisches Versorgungszentrum basierend auf einer Zwölf-Augen-Medizin“, erklärte Gero Hoffmann, Generalbevollmächtigter der Asana Euro Medical Projektentwicklungsgesellschaft, die ihren Sitz in Unterschwarzach hat und als Gesellschafter die Codox-Kommanditgesellschaften führen wird.
Von der Umsetzung würden Ärzte wie Patienten gleichermaßen profitieren, ist Hoffmann überzeugt. Weil in der Riedstadt zu Hause, würde er das Konzept gerne in Bad Wurzach erstmals umsetzen. Ziel sei letztlich aber eine bundesweite Ausbreitung. Einige Unternehmen der Medizin- und Dentalbranche hätten bereits Unterstützung zugesagt. Hierzu gehöre auch die im Ärztebereich führende Deutsche Apothekerund Ärztebank sowie bedeutende Einrichtungs- und Vollsortimenter im ärztlichen Feld.
Stark vereinfacht dargestellt, schließen sich Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter dem Dach der Ärzteunion zusammen und werden Teilhaber dieser GmbH & Co. KG. Diese Gesellschaft übernimmt zum Beispiel die Praxisräume von ärztlichen Ruhestandskandidaten, modernisiert dieselben, sorgt, wo gewünscht, für Partner- oder Assistenzärzte (auch als potenzielle spätere Nachfolger) und organisiert Urlaubsvertretungen. Die Mediziner werden miteinander vernetzt, sodass bei der Behandlung der Patienten eine ganzheitliche Diagnostik zeitnah gewährleistet ist, so die Idee.
Auf eigene Rechnung
Die Mediziner pachten die Räume und deren Ausstattung, sind aber grundsätzlich selbstständig und arbeiten auf eigene Rechnung. Gleichzeitig nutzen sie den Liefer- und Supportservice einer weiteren CodoxGesellschaft.
Darüber hinaus sollen die Praxen der Ärzteunion auf hohem Niveau standardisiert werden und durch Technologieeinsatz mit weniger Personal und Raum auskommen. Das bedeutet weniger Kosten und Risiko für die Praxisanfänger.
In dem Maße, wie die bundesweite Ausdehnung vorankommt, soll es für die Ärzte mehr Möglichkeiten zum Standortwechsel innerhalb der Union geben. So werde eine anfängliche Niederlassung auf dem Land keine Entscheidung für das ganze Leben, sagt Hoffmann. „Ein Vorteil, der vor allem junge Ärztinnen anziehen wird“, ist er überzeugt.
Auch die Patienten würden massiv von der Ärzteunion profitieren, so der Generalbevollmächtigte. Geht sein Konzept auf, würde dem Kranken der oft mühsame Weg vom Hausarzt zum Facharzt und zurück in den meisten Fällen erspart bleiben, so seine Vision. Durch die einheitliche digitale und telemedizinische Vernetzung der Unionsärzte untereinander wäre eine sofortige Hinzuziehung eines Kollegen bei der Untersuchung eines Patienten möglich.
Bereits in diesem Februar beginnt nach seinen Worten die Anwerbung der Ärzte jedweden Status: der Senioren, die einen Nachfolger und/ oder Assistenten suchen, der Etablierten, die den Traum eines Ortswechsels verwirklichen wollen, und natürlich der Jungärzte, „die einen wichtigen Anstoß zum Wagnis Niederlassung erhalten, indem sie den Schutz einer starken Gemeinschaft genießen“, so Hoffmann und weiter: „Wir suchen einen Startpunkt und würden den sehr gerne in Bad Wurzach setzen.“
Der 64-Jährige bekleidete nach eigenen Angaben Geschäftsführerund Vorstandspositionen in renommierten Dentalunternehmen, bevor er die eigene EM Euro Medical Gruppe entwickelte, zu der auch die Asana Euro Medical GmbH gehört, die von seiner Frau Sunarti Hoffmann (37) als deren Geschäftsführerin geleitet wird.
Da eine stärkere Bereitschaft der Ärzte, sich in ländlichen Gegenden niederzulassen, der ländlichen Bevölkerung sehr entgegenkäme, will Gero Hoffmann einen gemeinnützigen Verein ins Leben rufen mit dem Ziel „Mehr Ärzte und Praxen auf dem Land!“. Interessenten können sich bei ihm melden unter der Telefonnummer 07564 / 9488445 oder unter der E-Mail-Adresse: gero.Hoffmann@em-euromedical.com