Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Anbau oder Neubau?
Aichstetter Rat vertagt Entscheidung über Zukunft von Sitzungssaal und Rathaus
AICHSTETTEN - Der Aichstetter Gemeinderat hat die Entscheidung über die Zukunft des Rathauses verschoben. Zur Debatte stehen eine neue Möblierung, ein Anbau ans bestehende Rathaus und ein Umbau des Sitzungssaals. Außerdem wird ein Neubau an anderer Stelle erwogen. Grund für die Verschiebung war, dass nicht alle Gemeinderäte zur Sitzung am Mittwochabend anwesend waren.
Der derzeitige Sitzungssaal des Rathauses ist in die Jahre gekommen. Die Möbel sind Jahrzehnte alt, eine hohe Stufe direkt nach der Tür sowie der ebenfalls durch eine Stufe erhöhte Zuschauerbereich entsprechen in keinster Weise heutigen Anforderungen an eine Barrierefreiheit. Dazu kommt, dass die Verwaltung, im ersten Obergeschoss des Gebäudes angesiedelt, mehr Platz brauchen könnte.
Drei Varianten stehen nun seit einigen Monaten im Raum. Die kostengünstigste sieht vor, neue Möbel anzuschaffen. Dafür müssten etwa 5000 Euro veranschlagt werden. Befürworter dieser Möglichkeit denken allerdings gleichzeitig daran, mittelfristig ein neues Rathaus zu bauen. Variante 2 sieht Sanierung und Umbau sowie neue Möbel für den Saal vor. Kostenpunkt: geschätzte 75000 Euro. Einen Anbau Richtung Süden mit einem Raumgewinn von etwa 60 Quadratmetern beinhaltet Variante 3. Dadurch entstünde für geschätzte 350 000 Euro nicht nur ein neuer Sitzungssaal sondern auch zusätzlicher Raum für Büros.
„Mit Variante 1 kann ich gut leben“, eröffnete Gemeinderat Erwin Kling (CDU) die Diskussion. Robert Bettrich (FW) stimmte ihm zu: „Alle anderen Investitionen in solch ein altes Haus sind mir zu hoch. Ich würde es begrüßen, gedanklich in Richtung neues Rathaus zu gehen.“„Ein Anbau ist nicht sinnvoll“, sagte auch Josef Gretzinger (CDU), der ebenfalls Variante 1 bevorzugt, allerdings Barrierefreiheit schaffen will. „Langfristig sollten wir an einen Neubau denken.“Auch Reiner Sachs (FW) war dieser Meinung.
Hartmut Forstner (FW) gab zu bedenken, dass durch die mögliche Schließung der Werkrealschule „bald ein Gebäude übrig sein könnte“. Daher sei er für die Variante 1, „und im Herbst beleuchten wir die Lage neu“..
„Ganz weit weg“
Rudolf Peiker (FW) findet Variante 3 gut. Ein Anbau ergebe mehr Büroräume, „dann arbeitet es sich entspannter. Ein neues Rathaus ist für mich ganz weit weg.“Dies sieht auch Lothar Keck (CDU) so. „Variante 3 ist sinnvoll. Sie entlastet die Verwaltung und nutzt nicht zuletzt wegen der Barrierefreiheit dem Bürger.“Zwar seien 350 000 Euro „ein Brett, aber bei einem neuen Rathaus reden wir über ganz andere Größenordnungen“.
Ein vierte Variante brachte Leonhard Stölzle (FW) ins Spiel: Auslagerung des Sitzungssaals in ein anderes Gebäude und Umbau des bestehenden zu Büros. Einen Anbau lehnt er ab: „350 000 Euro für 60 Quadratmeter Raumgewinn sind doch Wahnsinn.“Diese Lösung habe der zuständige Arbeitskreis des Rats verworfen, entgegnete Bürgermeister Dietmar Lohmiller (CDU). „Die Verwaltung braucht einen Besprechungs- und Versammlungsraum. Auch als Trauzimmer wird der Saal genutzt.
Lohmiller sprach sich für Variante 2 aus. „Der Sitzungsaal ist ein zentraler Punkt, an dem sich die Demokratie in Aichstetten abspielt. Dies sollte in entsprechender Atmosphäre geschehen, und da sollte man auch nicht zu bescheiden sein.“Die im Raum stehende Summe für einen Umbau sei auch „kein Ausdruck von Großmannssucht“.
Lohmiller mahnte gleichzeitig an, sich im Fall der Entscheidung für einen Neubau bis Jahresende die grundlegenden Gedanken zum Beispiel zu Kosten und Standort zu machen. „Es geht dabei nicht um einen Bauplan, sondern um die Grundidee.“Er selbst sehe „ein neues Rathaus auf eine Generation nicht kommen“. Zwar ist die Finanzierung grundsätzlich machbar, „aber wir müssen dann den Gürtel über Jahre enger schnallen“.
Bis auf Daniela Krämer (CDU) hatten damit alle anwesenden Gemeinderäte sowie der ebenfalls stimmberechtigte Bürgermeister das Wort ergriffen. Bei der Sitzung fehlten Josef Müller, Reinhard Oelhaf (beide FW) und Jürgen Frener (CDU), und damit ein Viertel des Gremiums. Daher beantragte Bettrich die Vertagung des Themas. Dies wurde mit sieben Ja-Stimmen mehrheitlich befürwortet.