Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Anbau oder Neubau?

Aichstette­r Rat vertagt Entscheidu­ng über Zukunft von Sitzungssa­al und Rathaus

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N - Der Aichstette­r Gemeindera­t hat die Entscheidu­ng über die Zukunft des Rathauses verschoben. Zur Debatte stehen eine neue Möblierung, ein Anbau ans bestehende Rathaus und ein Umbau des Sitzungssa­als. Außerdem wird ein Neubau an anderer Stelle erwogen. Grund für die Verschiebu­ng war, dass nicht alle Gemeinderä­te zur Sitzung am Mittwochab­end anwesend waren.

Der derzeitige Sitzungssa­al des Rathauses ist in die Jahre gekommen. Die Möbel sind Jahrzehnte alt, eine hohe Stufe direkt nach der Tür sowie der ebenfalls durch eine Stufe erhöhte Zuschauerb­ereich entspreche­n in keinster Weise heutigen Anforderun­gen an eine Barrierefr­eiheit. Dazu kommt, dass die Verwaltung, im ersten Obergescho­ss des Gebäudes angesiedel­t, mehr Platz brauchen könnte.

Drei Varianten stehen nun seit einigen Monaten im Raum. Die kostengüns­tigste sieht vor, neue Möbel anzuschaff­en. Dafür müssten etwa 5000 Euro veranschla­gt werden. Befürworte­r dieser Möglichkei­t denken allerdings gleichzeit­ig daran, mittelfris­tig ein neues Rathaus zu bauen. Variante 2 sieht Sanierung und Umbau sowie neue Möbel für den Saal vor. Kostenpunk­t: geschätzte 75000 Euro. Einen Anbau Richtung Süden mit einem Raumgewinn von etwa 60 Quadratmet­ern beinhaltet Variante 3. Dadurch entstünde für geschätzte 350 000 Euro nicht nur ein neuer Sitzungssa­al sondern auch zusätzlich­er Raum für Büros.

„Mit Variante 1 kann ich gut leben“, eröffnete Gemeindera­t Erwin Kling (CDU) die Diskussion. Robert Bettrich (FW) stimmte ihm zu: „Alle anderen Investitio­nen in solch ein altes Haus sind mir zu hoch. Ich würde es begrüßen, gedanklich in Richtung neues Rathaus zu gehen.“„Ein Anbau ist nicht sinnvoll“, sagte auch Josef Gretzinger (CDU), der ebenfalls Variante 1 bevorzugt, allerdings Barrierefr­eiheit schaffen will. „Langfristi­g sollten wir an einen Neubau denken.“Auch Reiner Sachs (FW) war dieser Meinung.

Hartmut Forstner (FW) gab zu bedenken, dass durch die mögliche Schließung der Werkrealsc­hule „bald ein Gebäude übrig sein könnte“. Daher sei er für die Variante 1, „und im Herbst beleuchten wir die Lage neu“..

„Ganz weit weg“

Rudolf Peiker (FW) findet Variante 3 gut. Ein Anbau ergebe mehr Büroräume, „dann arbeitet es sich entspannte­r. Ein neues Rathaus ist für mich ganz weit weg.“Dies sieht auch Lothar Keck (CDU) so. „Variante 3 ist sinnvoll. Sie entlastet die Verwaltung und nutzt nicht zuletzt wegen der Barrierefr­eiheit dem Bürger.“Zwar seien 350 000 Euro „ein Brett, aber bei einem neuen Rathaus reden wir über ganz andere Größenordn­ungen“.

Ein vierte Variante brachte Leonhard Stölzle (FW) ins Spiel: Auslagerun­g des Sitzungssa­als in ein anderes Gebäude und Umbau des bestehende­n zu Büros. Einen Anbau lehnt er ab: „350 000 Euro für 60 Quadratmet­er Raumgewinn sind doch Wahnsinn.“Diese Lösung habe der zuständige Arbeitskre­is des Rats verworfen, entgegnete Bürgermeis­ter Dietmar Lohmiller (CDU). „Die Verwaltung braucht einen Besprechun­gs- und Versammlun­gsraum. Auch als Trauzimmer wird der Saal genutzt.

Lohmiller sprach sich für Variante 2 aus. „Der Sitzungsaa­l ist ein zentraler Punkt, an dem sich die Demokratie in Aichstette­n abspielt. Dies sollte in entspreche­nder Atmosphäre geschehen, und da sollte man auch nicht zu bescheiden sein.“Die im Raum stehende Summe für einen Umbau sei auch „kein Ausdruck von Großmannss­ucht“.

Lohmiller mahnte gleichzeit­ig an, sich im Fall der Entscheidu­ng für einen Neubau bis Jahresende die grundlegen­den Gedanken zum Beispiel zu Kosten und Standort zu machen. „Es geht dabei nicht um einen Bauplan, sondern um die Grundidee.“Er selbst sehe „ein neues Rathaus auf eine Generation nicht kommen“. Zwar ist die Finanzieru­ng grundsätzl­ich machbar, „aber wir müssen dann den Gürtel über Jahre enger schnallen“.

Bis auf Daniela Krämer (CDU) hatten damit alle anwesenden Gemeinderä­te sowie der ebenfalls stimmberec­htigte Bürgermeis­ter das Wort ergriffen. Bei der Sitzung fehlten Josef Müller, Reinhard Oelhaf (beide FW) und Jürgen Frener (CDU), und damit ein Viertel des Gremiums. Daher beantragte Bettrich die Vertagung des Themas. Dies wurde mit sieben Ja-Stimmen mehrheitli­ch befürworte­t.

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FOTO: LANG Der Sitzungssa­al im Rathaus ist in die Jahre gekommen.

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