Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Jodler in Mexico City
„Alma“-Geigerin Marie-Theres Stickler zum Auftritt in Isny
ISNY - Im Adlersaal in der Vorstadt tritt am Sonntag, 28. Januar, ab 20 Uhr eins der spannendsten Ensembles auf, das die Szene junger alpenländischer Volksmusik aktuell zu bieten hat: das österreichische Quintett „Alma“. In ihrer Heimat stehen den Musikern bereits berühmte Konzertsäle offen: Wiener Konzerthaus und Musikverein, Brucknerhaus Linz, Festspielhaus Erl. Beim größten Weltmusik-Festival Deutschlands im thüringischen Rudolstadt wurden sie 2016 mit dem Sonderpreis als „wichtigste Pfleger und Erneuerer volksmusikalischer Ursprünge“, für „Bodenständigkeit und komplexe Arrangements“ausgezeichnet.
Vor der ersten Begegnung des fünfköpfigen „Geheimtipps“mit der Alpenregion Allgäu hat sich SZ-Redakteur Tobias Schumacher mit MarieTheres Stickler unterhalten. Die Berufsmusikerin spielt bei „Alma“diatonische Harmonika, sie singt und jodelt.
Frau Stickler, können Sie Ihr Ensemble „Alma“kurz charakterisieren?
Es gibt uns seit 2011, wir sind ein Quintett in relativ traditioneller Besetzung, was die Volksmusik angeht: drei Geigen, Harmonika, Kontrabass. Gleichzeitig bedeuten die Streicher die Verbindung zur Kammermusik und zur Klassik. Volksmusik ist aber unsere Ausgangsbasis.
Welchen musikalischen Hintergrund bringen Sie und Ihre Kollegen mit?
Wir haben alle Musik studiert – nur Geiger Matteo Haitzmann studiert noch. Julia Lachsertorfer und Evelyn Mair spielen ebenfalls Geige, Marlene Lacherstorfer Kontrabass. Wir alle fünf singen. Und wir jodeln, das ist das Esperanto der Alpen. Darüber hinaus sind wir alle in vielen verschiedenen anderen musikalischen Projekten unterwegs.
Ihr aktuelles Album und auch das Programm, mit dem Sie nach Isny kommen, heißt „Oeo“. Was bedeutet das?
Das ist eine Art abstrahierter Jodler. Er stammt aus einem Stück, das Julia Lachsertorfer geschrieben hat, ein Stück, das von einem Jodler erzählt, der nicht in den Bergen aufgewachsen ist, sondern eher in der Stadt, vielleicht in Mexico City. Das Stück erklärt, wie „Oeo“aufwächst.
Was alles umfasst das „Alma“-Repertoire?
Es entwickelt sich immer mehr in Richtung Eigenkompositionen. Wir haben drei Alben veröffentlicht, während dieser Arbeit verändert man sich in Klang, Stilistik, Herangehensweise. Wir komponieren immer mehr selber, trotzdem arrangieren wir auch Stücke aus der Volksmusikliteratur. Eigene Musik zu machen ist aber viel stärker, als Sachen nachzuspielen.
Wie ist die Altersstruktur Eures Publikums?
Das variiert sehr! Jüngere sparen ihr Geld eher für ein großes Festival im Jahr, als dass sie Kleinkunstbühnen besuchen, das ist in der Generation noch nicht so üblich. Wir wiederum spielen oft auf großen Konzertbühnen, weniger in Clubs – wobei uns das durchaus auch mal interessieren würde. Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass Konzertgänger eher der Generation 30, 40 plus angehören. Ich glaube, dass man reine Konzerte erst später besucht – wie man sich auch erst später im Kulturverein engagiert. Mit gesetzterem Alter wird man kulturinteressierter, vorher dreht sich zu viel um Familie und Kinder. Das umschreibt Ihre Frage vielleicht.
Und wo bewegen sich die „Alma“Musiker altersmäßig?
(lacht) Zwischen 27 und 35 Jahren.
Haben Sie schon „Allgäu-Erfahrung“?
Ein guter Freund von uns ist Jazztrompeter Matthias Schriefl aus Maria Rain bei Nesselwang. Wir waren noch nicht oft im Allgäu, es ist also höchste Zeit, dass wir mal kommen. Einmal sind wir durchgefahren, von einem Auftritt in der Schweiz nach Reutte in Tirol – eine sehr schöne Bahnstrecke. Es kann tatsächlich sein, dass das Isnyer Konzert das erste im Allgäu ist, hoffentlich aber nicht das letzte.