Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Familie sucht Mitbewohner
Die Steurs aus Altusried wünschen sich Menschen, die mit ihnen zusammenleben möchten
ALTUSRIED - Mehr Menschen bedeuten mehr Gedankenanstöße, mehr Perspektiven und weniger Tellerrand. So lautet das Rezept von Familie Steur. Die Altusrieder wollen mit anderen Menschen gemeinschaftlich wohnen, leben, essen, reden. „Weil man als Familie im Alltag leicht in ein Hamsterrad gerät“, sagt Stefan Steur (44). Um dem zu entgehen, wollen sie sich mit Gleichgesinnten zusammentun. Ob in einem alten Bauernhof oder einem Mehrfamilienhaus – egal, bei den Details sind sie offen. Allerdings: Bisher fehlen ihnen die Mitbewohner. Und ein passendes Haus.
Die Idee ist eine alte. Nicht nur hatte der Familienvater schon immer diesen Wunsch. Auch sagt seine Ehefrau Caro Steur (35): Eigentlich war diese Form des Wohnens früher ganz normal. „Bis zur Industrialisierung war man allein gar nicht überlebensfähig“, erklärt Stefan Steur. Auch heutzutage würde diese Form des Zusammenlebens viele positive Nebeneffekte mit sich bringen: „Man kann sich beispielsweise Waschmaschine und Auto teilen“, sagt die 35Jährige.
Jeder kann etwas beisteuern
Denn keinen zu großen ökologischen Fußabdruck auf der Welt zu hinterlassen, das ist den beiden wichtig. Ihre künftigen Mitbewohner sollten da ähnlich ticken. „Sie müssen nicht zwingend bio essen wie wir – aber sie sollten doch bewusst leben“, findet Caro Steur. Ansonsten seien sie völlig offen: Ob jung, ob alt, jeder könne Interessantes beisteuern. „Nur sollte mindestens eine Familie dabei sein“, sagt sie. Denn Samuel (3) hätte so Spielkameraden. Und die Eltern könnten sich austauschen über die Herausforderungen mit dem Nachwuchs und sich abwechseln bei der Fahrt zum Kindergarten.
„Uns geht es darum, den Alltag zu teilen“, sagt der 44-jährige Vater. Gemeinsames Kochen, Schneeschaufeln oder Lagerfeuer – die Steurs sind offen, in welche Richtung sich das Wohnprojekt entwickelt. Bisher stellen sie sich ein Haus mit mehreren Wohnungen vor. „Es ist wichtig, dass jeder einen eigenen Bereich hat, in den er sich zurückziehen kann“, sagt seine Ehefrau. Das gehe bei einem Haus leichter als bei einer WG.
Wenn möglich, wollen sie in der Region bleiben. Stefan Steur – eigentlich gelernter Zimmerer – hat sich hier als Baumpfleger selbstständig gemacht, leitet in Kempten eine Gruppe für improvisierten Tanz. Sie arbeitet als Heilerziehungspflegerin und gibt montags Yoga-Stunden. „Und ich liebe den Schnee“, sagt der 44-Jährige.
Auch sonst können sie sich nicht vorstellen, in eine Großstadt zu ziehen. Dort gibt zwar ebenfalls jede Menge Eindrücke – die sie ja eigentlich suchen. „Die sind aber meist auf meinen Geldbeutel und meinen Konsum ausgerichtet“, sagt Stefan Steur. „Das ist aber nicht das, was mich glücklich macht.“Auch will er die Menschenmassen und den Lärm nicht: „Ich mag es gerne still.“