Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bundeswehr mangelt es an einsatzbereiten Kampfpanzern
Einem Bericht zufolge kann Deutschland seine Nato-Verpflichtungen derzeit nicht erfüllen
BERLIN - Deutschland hat einem Bericht zufolge große Probleme, seine Zusagen an die Nato zu erfüllen. Wie die Zeitung „Die Welt“berichtete, fehlt es an einsatzbereiten Kampfpanzern, wenn die Bundeswehr Anfang 2019 die Führung der multinationalen Eingreiftruppe (VJTF) übernehmen soll.
Aus einem vertraulichen Papier des Verteidigungsministeriums gehe hervor, dass der für die Aufgabe vorgesehenen Panzerlehrbrigade 9 in Munster derzeit nur neun von 44 vorgesehenen Kampfpanzern des Typs Leopard 2 zur Verfügung stünden. Zudem seien von den 14 benötigten Schützenpanzern vom Typ Marder nur drei einsatzfähig. Gründe seien die mangelnde Versorgung mit Ersatzteilen und hohem Wartungsaufwand. Demnach fehlen auch Nachtsichtgeräte, Granatmaschinenwaffen, Unterstützungsfahrzeuge, Winterbekleidung und Schutzwesten.
Dem „Welt“-Bericht zufolge ist auch die Luftwaffe nicht in der Lage, ihre Nato-Verpflichtungen zu erfüllen. So habe sich die Einsatzbereitschaft der Eurofighter, TornadoKampfjets und Transporthubschrauber CH-53 in den vergangenen drei Jahren weiter verschlechtert. Jedes dieser Waffensysteme steht der Truppe statistisch nur vier Monate im Jahr für Einsatz, Ausbildung und Übung zur Verfügung. Die anderen acht Monate bleiben die Flugzeuge wegen Reparaturen, Instandsetzung und Umrüstungen am Boden.
Die 5000 Soldaten der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) sind ständig in Alarmbereitschaft und sollen teils binnen 48 Stunden samt Ausrüstung und Waffen in Krisengebiete verlegt werden können. Diese Speerspitze ist Teil der Eingreiftruppe Nato Response Force (NRF).
Dennoch ein „gesuchter Partner“
Trotz der neu bekannt gewordenen Mängel sei Deutschland laut HansPeter Bartels, dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestags, „ein gesuchter Partner bei allem, was Nato und EU tun“. Dennoch müsse die Bundeswehr, um einen glaubwürdigen Beitrag zur kollektiven Verteidigung und zur Abschreckung leisten zu können, „als Ganzes einsatzfähig sein“. Das sei sie „bei Weitem nicht.“
Um das von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigte 130-Milliarden-EuroProgramm für die Ausrüstung bis 2030 zu erreichen, sei eine Aufstockung des Verteidigungshaushalts notwendig. „Dafür müssten also in der nächsten Zeit jährlich zehn Milliarden Euro für die Entwicklung und Beschaffung von Rüstungsmaterial bereitstehen. Gegenwärtig sind das aber im Verteidigungshaushalt nur sechs Milliarden. Das reicht nicht“, sagte Bartels.
„Außerdem soll die Bundeswehr bis 2024 von heute planmäßig 185 000 Soldatinnen und Soldaten auf 198 000 aufwachsen, um die Personallücken zu schließen. Auch das kostet“, so Bartels weiter.