Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
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Die Aggressivität, die ihm Gegner unterstellen, sieht man Österreichs populärstem Fernsehjournalisten Armin Wolf wahrlich nicht an. Mit eher biederem Habitus sowie stets heiserer Stimme moderiert er dreimal wöchentlich das ORF-Nachrichtenmagazin „Zeit im Bild 2“, kurz „ZiB 2“. Doch sein bohrender, entlarvender Interviewstil ist gefürchtet, sein Anspruch ist, die Zuseher hintergründig zu informieren. Auf nichtssagende Antworten geizt der 51-jährige gebürtige Tiroler nicht mit ironischen Bemerkungen.
Was anderswo als professioneller Journalismus gilt, ist im obrigkeitsgläubigen Österreich eine Unverschämtheit. Politiker werfen ihm „Lynchjustiz“, „Verhörmethoden“und „lustvoll inszenierte Hinrichtung“vor. Das höflichste Kompliment ist „Wolf im Schafspelz“. Darauf reagierte er einmal bei einer Preisverleihung: „Nicht Politiker und Parteien müssen mit dem ORF zufrieden sein, unser Publikum muss zufrieden sein.“
Gegenwärtig ist Wolf Ziel der Kampagne der rechten FPÖ gegen den ORF. Kürzlich postete FPÖ-Chef und Vizekanzler HeinzChristian Strache auf Facebook nach Trump-Manier ein Plakatfoto von Wolf mit der Schlagzeile: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF.“Wolf kontert mit einer Klage gegen den Vizekanzler, der wiederum die Diffamierung als Satire verkaufen wollte.
Das Magazin „Politico“setzte kürzlich den preisgekrönten Wolf auf die Liste der 28 einflussreichsten Journalisten Europas. Tatsächlich lieferte er dem heimischen Journalismus einige Sternstunden. Vor rund einem Jahr legte sich Wolf mit Erwin Pröll an, einem der mächtigsten Landesfürsten Österreichs: Wolf löcherte das scheidende ÖVP-Urgestein mit Fragen über die Finanzierung seiner Privatstiftung mit öffentlichem Fördergeld. Pröll drohte vor laufender Kamera: „Das kommt noch zu Ihrem Chef!" Wolf sitzt noch immer im ZiB 2-Studio, Pröll hingegen sah sich gezwungen, seine Stiftung aufzulösen und das Fördergeld zurückzuzahlen. Rudolf Gruber