Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Angriffslust hat gute Gründe
Mit Flixbus dringt erstmals ein ernstzunehmender Wettbewerber ins Kerngeschäft der Deutschen Bahn ein, dem Fernverkehr. Zumindest auf den beiden ersten Strecken kann dies zu günstigeren Preisen führen. Zudem können Reisende aus kleineren Städten auf bessere Verkehrsanbindung durch das kombinierte Bus-Schiene-Angebot hoffen. Flixbus ist aus gutem Grund angriffslustig.
Alle bisherigen Versuche von Konkurrenten auf den langen Strecken sind gescheitert. Denn die Barrieren für Neulinge sind hoch. Triebwagen und Waggons kosten viel Geld. Die Trassen müssen frühzeitig geplant und gebucht werden. Zudem erfordert der Zugverkehr auch Kapazitäten für die Wartung oder den Ersatz von Zügen. Marketing und Vertrieb sind ein weiterer wichtiger wie teurer Baustein.
Das Geschäftsmodell von Flixbus verteilt die Lasten und reduziert so die Risiken. Für Verkehr und Technik sind erfahrene Bahnunternehmen verantwortlich. Große Neuinvestitionen sind nicht nötig. Marketing und Vertrieb können mit den für den Busverkehr vorhandenen Strukturen digitalisiert gesteuert werden. Das Unternehmen hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Zudem stehen finanzkräftige Investoren für einen langen Atem.
Die Vorherrschaft der Deutschen Bahn auf den Fernstrecken wird nicht gefährdet. Dazu wären Milliardeninvestitionen fällig. Auf ausgewählten Verbindungen wird Flixbus erfolgreich sein können. Für die Attraktivität des Schienenverkehrs kann Wettbewerb nur gut sein.