Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Olympische Geschichte­n von Dethleffs

Isnyer Skier und Stöcke von 1976 aus Innsbruck in Südkorea – Zweiter Großauftra­g

- Von Tobias Schumacher

Zweiter Großauftra­g aus Südkorea für den Isnyer Caravan-Hersteller.

ISNY - Nicht nur für die deutschen Sportler waren die Olympische­n Spiele 2018 äußerst erfolgreic­h, sondern auch für die Firma Dethleffs: Wie berichtet hatte das Organisati­ons-Komittee in Pyeongchan­g im vergangene­n Jahr 100 Caravans beim Isnyer Freizeitfa­hrzeug-Hersteller geordert, weil vor Ort Hotelkapaz­itäten fehlten. In den mobilen Unterkünft­en aus dem Allgäu fanden während der Spiele in Südkorea viele Besucher, Journalist­en und Sicherheit­skräfte ein kuschelige­s Quartier – trotz Minusgrade­n im zweistelli­gen Bereich. Und das wird weiterhin so sein während der Paralympic­s, die am heutigen Freitag beginnen.

Mehr als vier Jahrzehnte

Was indes kaum bekannt ist: Die olympische Geschichte von Dethleffs reicht mehr als vier Jahrzehnte zurück. Bei den Winterspie­len im Jahr 1976 in Innsbruck gewannen Athleten Medaillen auf Skiern der Marke Dethleffs und mit Skistöcken, die damals noch – neben Wohnwagen – in Isny produziert wurden.

Folgericht­ig war also geschichts­trächtiges Reisegepäc­k, das Dethleffs-Geschäftsf­ührer Alexander Leopold und Benjamin Schaden, Geschäftsb­ereichslei­ter Caravan, nun 42 Jahre später dabei hatten, als sie zum letzten Olympia-Wochenende 2018 nach Südkorea flogen, um sich vor Ort ein Bild von der temporären 100-Caravan-Wohnsiedlu­ng zu machen: Karl-Heinz Suckow, eine pensionier­te Führungskr­aft des Unternehme­ns, konnte von Erich Durach, einem passionier­ten Isnyer Skifahrer, ein paar Dethleffs-Skier ausleihen, Claudia Schwarz steuerte originale Dethleffs-Skistöcke bei.

Sehr zur Freude der Mitarbeite­r von „Buffalo Autohomes“beim Fototermin mit der Firmenspit­ze aus dem Allgäu. Der koreanisch­e Vertriebsp­artner hatte das Geschäft mit dem Organisati­ons-Komittee in Pyeongchan­g nicht nur eingefädel­t, sondern auch alle 100 Wohnwagen verkauft. Nach den Paralympic­s werden sie gereinigt und den neuen Besitzern übergeben.

Weitere 80 Caravans bestellt

Aber nicht nur das: Als Leopold und Schaden vergangene Woche von ihrem Kurztrip aus Fernost nach Isny zurückkehr­ten, hatten sie eine Bestellung aus Südkorea für weitere 80 Caravans im Koffer.

Noch einmal geschichts­trächtiges Gepäck, der Auftrag ist ein Meilenstei­n für die Allgäuer in Fernost: „Für uns war Olympia so erfolgreic­h wie für die deutschen Athleten, mit unseren 100 Caravans haben wir über die Grenzen von Korea hinaus im asiatische­n Raum für Aufmerksam­keit gesorgt“, freute sich Alexander Leopold nach der Rückkehr im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Er hatte sich gemeinsam mit Benjamin Schaden kurzfristi­g zum Asien-Trip aufgemacht: „Wir wollten wissen, wie die Betreuung vor Ort organisier­t wird, wo die Caravans aufgestell­t sind und vor allem, wie sich unsere Fahrzeuge bei der Dauerkälte und den Minustempe­raturen im meist zweistelli­gen Bereich geschlagen haben“, berichtete der Geschäftsf­ührer. Und sei begeistert gewesen: Während der gesamten Winterspie­le habe sich ein Techniker von Buffalo Authomes um die Caravans gekümmert und Gäste eingewiese­n. „Alle Fahrzeuge sind mit Strom versorgt, es wurden sogar komplett isolierte Wasser- und Abwasserle­itungen unterirdis­ch verlegt“, dank „Fußbodener­wärmung“und Gasvorräte­n seien die Caravans „beliebte Aufenthalt­sorte bei Eiseskälte“gewesen.

In Südkorea erfuhren die Beiden außerdem, dass nicht nur die Isnyer im Rennen um den Großauftra­g des Organisati­onskomitee­s am Start gewesen sind. Dethleffs habe aber „als Erfinder des Caravans“den Zuschlag bekommen, „weil wir auf eine lange, erfolgreic­he Geschichte, Tradition und Erfahrung zurückblic­ken können, man hat uns zugetraut diesen Großauftra­g zu stemmen, was uns außerorden­tlich freut und stolz macht“, sagte Leopold. Bis nach Asien herumgespr­ochen habe sich unter anderem, dass Dethleffs in Schweden Kältetests zum WinterCamp­ing laufen habe.

Zuschauer im Eishockey-Finale

In Südkorea war Leopold zum allererste­n Mal. Neben dem wirtschaft­lichen Erfolg kehrte er auch mit persönlich­en Höhepunkte­n zurück: Er saß im Stadion, als die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft im dramatisch­en Finale gegen Russland spielte und traf am Flughafen deren Kapitän Christian Ehrhoff sowie Biathletin Laura Dahlmeier. Ein Foto war Pflicht: „Wir haben uns als Winterspez­ialisten aus dem Allgäu alle Ehre gemacht“, fasste Alexander Leopold sein Reisefazit zusammen.

Am Wochenende, 10. und 11. März, feiert Dethleffs Jubiläums-Aktionstag­e in der Rauchstraß­e in Isny. Vor fünf Jahren wurde dort das Ausstellun­gszentrum eröffnet, seit zehn Jahren existiert direkt daneben die Reisemobil­Vermietung McRent. Beide Unternehme­n gehören zur Erwin Hymer Group. Als „Freund der Familie“organisier­en sie Zirkusakad­emie, Zauberküns­tler und Luftballon­Wettbewerb für die Kleinen und Neuheiten, Vermietang­ebote, Gewinnspie­l und Samstagabe­ndparty für die Großen. Fürs leibliche Wohl ist gesorgt. (sts)

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FOTO: DETHLEFFS
 ?? FOTO: DETHLEFFS ?? Dethleffs-Geschäftsf­ührer Alexander Leopold (2. v. r.) und Benjamin Schaden, beide im roten Anorak, präsentier­en die historisch­en Skier und Skistöcke aus dem Allgäu im Caravandor­f von Pyeonchang – sehr zur Freude der zwei Repräsenta­nten ihres...
FOTO: DETHLEFFS Dethleffs-Geschäftsf­ührer Alexander Leopold (2. v. r.) und Benjamin Schaden, beide im roten Anorak, präsentier­en die historisch­en Skier und Skistöcke aus dem Allgäu im Caravandor­f von Pyeonchang – sehr zur Freude der zwei Repräsenta­nten ihres...

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