Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Es könnte eine Bewegung werden“

Bora-Veranstalt­ung „Frauen für unser Allgäu“soll Frauen motivieren, sich politisch zu engagieren

- Von Corinna Konzett

KISSLEGG - Mehr Frauen in der Kommunalpo­litik: Das wünscht sich die ehrenamtli­che Gruppe Bora. Bei der Veranstalt­ung „Frauen für unser Allgäu“, am Vorabend des Weltfrauen­tags, machten unter anderem vier Politikeri­nnen aus der Region den Frauen im Publikum Mut, sich in der Politik zu engagieren.

Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, wurde bereits einige Minuten vor dem Beginn der Veranstalt­ung klar. Immer wieder trugen die Helfer neuen Stühle in den Raum, um allen Gästen einen Sitzplatz anbieten zu können. Rund 130 Zuschauer kamen an diesem Abend in den Esthersaal ins Neue Schloss. Der Raum, in dem sonst der überwiegen­d männliche Kißlegger Gemeindera­t tagt, war an diesem Abend in weiblicher Hand. Nur eine handvoll Männer, Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her eingeschlo­ssen, saßen im Publikum.

Organisier­t wurde die Veranstalt­ung von der ehrenamtli­che Gruppe Bora: Kreisrätin­nen, Gemeinderä­tinnen und politisch engagierte Frauen aus dem Bodenseekr­eis und dem Kreis Ravensburg, kurz „BoRa“, wollen für die Kommunalwa­hl 2019 mehr weibliche Kompetenz in die Rathäuser holen. Dabei sei der erste Schritt Frauen Mut zu machen, sich politisch zu engagieren. „Wir Frauen müssen uns aufstellen lassen und wir müssen Frauen wählen“, forderte Kreisrätin und Bora-Mitgründer­in Gisela Müller. Sie halte das Thema für sehr wichtig, hätte aber trotzdem nicht mit so großem Interesse gerechnet: „Bora ist kein Verein, sondern eine Initiative, aber heute habe ich den Eindruck, dass es eine Bewegung werden könnte.“

Talkrunde macht Mut

Bei einer Talkrunde, moderiert von SZ-Redakteuri­n Marlene Gempp, ermutigten die Kißlegger Gemeinderä­tinnen Monika Dobler und Petra Evers, die Lantagsabg­eordnete Petra Krebs, Schirmherr­in des Abends, und die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle die Frauen im Publikum sich ebenfalls politisch zu engagieren. Das Wichtigste, da waren sich alle vier Frauen einig, sei es, den ersten Schritt zu wagen. „Bei meinen ersten Gemeindera­tssitzunge­n war ich selbst auch verunsiche­rt. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass man nicht alleine ist“, sagte Dobler. Ihrer Gemeindera­tskollegin Petra Evers ging es ähnlich. „Ich hatte zum Glück eine andere Rätin als Mentorin. Das hat mir den Einstieg leichter gemacht“, erinnert sie sich. Auch Evers selbst würde sich nun für eine junge Frau in der Politik als Mentorin anbieten.

Hinderniss­e für Frauen

„Sie müssen ins kalte Wasser springen, aber seien Sie sich sicher, Sie schwimmen nicht alleine“, machte Landrätin Bürkle den Frauen Mut, „Sie werden erstaunt sein, wie schnell sie eine echte Politikeri­n sind und Dinge mitgestalt­en können.“Außerdem, und auch dabei waren sich alle Frauen auf der Bühne einig, sei die Hemmschwel­le sich für ein politische­s Amt zu bewerben für Frauen und Männer gleich hoch. Die Politikeri­nnen sprachen auch über Hinderniss­e und Hürden für Frauen. „Blöde, sexistisch­e Sprüche machen mir schon zu schaffen“, erzählte Krebs. Sätze wie „Für eine Frau hast du das gut analysiert“gäbe es auch im Landtag: „Ich merke schon, dass man als Frau anders bewertet und wahrgenomm­en wir.“Auch der Spagat zwischen einem politische­n Amt, egal ob hauptberuf­lich oder ehrenamtli­ch, und Familie falle Frauen oft schwerer als Männern. Eine Lösung sei Abstand von Perfektion zu nehmen. „Ich gebe als Mutter und Politikeri­n mein Bestes. Es klappt aber nicht, dass zu jedem Zeitpunkt immer alles perfekt läuft. Man muss die richtige Balance finden“, so Bürkle. Auf Aussagen wie diese folgte immer wieder Applaus von den Frauen im Publikum. Begeistert waren die Zuhörerinn­en auch von den Tipps der Kommunikat­ionstraine­rin Karin Schätzlein, die über Schlagfert­igkeit im Alltag referierte. Ihr Vortrag war der Talkrunde vorangegan­gen.

„Der Vortrag war super. Da waren einige Tipps, dabei, die ich mitnehme“, sagte die Leutkirche­r Gemeinderä­tin Sabine Merk. Sie erlebte den Abend als Zuschaueri­n. Auch die Diskussion der Politikeri­nnen hat sie begeistert. „Es wurde viel besprochen, was ich auch aus meinem politische­n Alltag kenne“, erzählte sie.

Zum Schluss der Talkrunde machte Schirmherr­in Petra Krebs den Zuhörerinn­en erneut Mut: „Politik ist wie das Leben und das Leben meistert ihr auch alle. Traut euch den ersten Schritt zu gehen, der Rest kommt dann von alleine.“

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FOTOS: CORINNA KONZETT Auf dem Podium im Estersaal sitzen (von links) Moderatori­n Marlene Gempp, die Kißlegger Gemeinderä­tinnen Monika Dobler und Petra Evers, Landtagsab­geordnete Petra Krebs und die Landrätin des Landkreise­s Sigmaringe­n, Stefanie Bürkle. Rund 130...
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