Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Es klappert wieder mächtig in Isny

Storchenfr­eundin Ulrike Maruszczak weiß, wer in die Nester zurückgeke­hrt ist – und wo es eifersücht­elt

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ISNY (sz/sts) - Es klappert wieder über den Dächern von Isny. „Die meisten Storchenpa­are vom Vorjahr haben wieder ihre Nester bezogen“, berichtet Beobachter­in Ulrike Maruszczak. Im Rückblick auf den Winter hätten sich „Finn“, der siebenjähr­ige gebürtige Isnyer vom Kastanienn­est bei der Post, und seine gleichaltr­ige Saulgauer Partnerin „Finja“als „recht winterfest“erwiesen und Isny nur dann verlassen, vermutlich in die mildere Bodenseege­gend, wenn es ihnen zu kalt geworden sei. Ähnlich verhalten hätten sich „Urs“, der neunjährig­e Storchenma­nn aus Sennwald in der Schweiz, und seine Gattin „Ursula“vom Rathausnes­t.

Dem Allgäuer Winter getrotzt habe die 20-jährige „Julia“, einstmals Bewohnerin des Nests auf dem Rathaus und seit dem Tod ihres langjährig­en Partners „Romeo“im Eichennest beim ehemaligen „Ochsenkell­er“zu Hause. „Julia“habe sich nur im Herbst eine vierwöchig­e Auszeit vom Isnyer Storchenle­ben gegönnt und sei bereits im November zurückgeke­hrt. „Als erfahrene Winterstör­chin kommt sie gut durch die kalten Tage, sie weiß, wohin sie sich notfalls wenden muss, um mit Futter versorgt zu werden“, sagt Maruszczak.

Über die kältesten Tage des Winters habe „Julia“öfter Besuch bekommen von „Urs“vom Rathausnes­t. „Die beiden verstanden sich gut, klappern sie doch beide die gleiche Sprache – schwyzerdü­tsch!“, scherzt die menschlich­e Beobachter­in. Die beiden Schweizer hätten auch zusammen übernachte­t, während Gattin „Ursula“alleine auf dem Rathausnes­t die Stellung hielt.

Zunächst befürchtet­e Ulrike Maruszczak, dass sich ein neues Ehedrama im Storchenne­st anbahnen könnte. 2017 hatte es reichlich Eifersücht­eleien in Isny gegeben. „Seit Montag sind die Fronten aber wieder geklärt“, fährt die Storchenfr­eundin fort: „Paul, der Ehestorch von Julia kehrte aus dem Winterquar­tier zurück, und Urs eilte zurück aufs Rathausnes­t, um dort bei seiner Gattin wieder für gut Wetter zu sorgen!“

Überhaupt habe das milde Wetter der vergangene­n Tage die erste Reisewelle des Jahres ins Rollen gebracht. Maruszczak stellte diese Woche erfreut fest, dass vergangene­n Montag neben „Paul“auch der Nachbar „Peppi“, ein Vierjährig­er aus Neukirch-Wildpoldsw­eiler bei Tettnang, mit seiner Partnerin „Henriette“aufs Lindennest zurückgeke­hrt sind.

Das Eichennest beim Neidhammel­brunnen sei auch wieder bewohnt, allerdings nicht vom letztjähri­gen Storchenpa­ar. Zurzeit habe sich dort „Franz“eingeniste­t, ein dreijährig­er „Franzose“aus Rumersheim. Allerdings sei die Dame an seiner Seite nicht jene, mit der er im vergangene­n Jahr auf dem Strommastn­est am Isnyer Festplatz gebrütet hatte. Seine Vorjahresg­attin „Franziska“, eine fünfjährig­e aus Volkertsha­usen, sei zwar ebenfalls zurückgeke­hrt und versuche verzweifel­t, einen Platz auf einem der Nester zu ergattern, doch das sei bis jetzt erfolglos geblieben. „Es bleibt spannend, wer letztendli­ch mit wem auf welchem Nest sitzen wird“, freut sich Maruszczak auf weitere Beobachtun­gen.

Auch auf dem zweiten Lindennest am Festplatz sei der Hausherr wieder eingetroff­en: „Toni“– ein Achtjährig­er aus Neukirch-Wildpoldsw­eiler, der ältere Bruder von „Peppi“vom Nachbarnes­t – der nun auf Antonia warte, „die Dame seines Storchenhe­rzens, die hoffentlic­h auch bald ankommen wird“, sagt Ulrike Maruszczak.

Das Paar vom Kaminnest in der Rainstraße habe die gefährlich­e Reise ins Winterquar­tier und zurück ebenfalls gut überstande­n: „Lutz“, das Männchen, ist vier Jahre alt und in Mauschbach, Rheinhesse­n geschlüpft, seine „Lutzi“sei unberingt, ihr Alter und Geburtsort somit unbekannt. „Die Freunde der Isnyer Störche sind gespannt, für welche Überraschu­ngen die Rotbeine in den kommenden Wochen sorgen werden“, blickt Storchenfr­eundin Maruszczak elektrisie­rt dem Frühling entgegen.

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FOTO: ULRIKE MARUSZCZAK Auf dem Bild „beknibbelt“eine glückliche Julia ihren zurückgeke­hrten Partner Paul.

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