Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
ZF: 100 neue Stellen und Sonderprämien
Konzern reagiert auf hohe Auslastung – Betriebsratschef berichtet über Zuschläge
FRIEDRICHSHAFEN - Es brummt im Moment bei ZF am Standort Friedrichshafen. Deshalb sollen um die 100 neue Mitarbeiter eingestellt werden, befristet allerdings. Zudem gebe es erhöhte Überstundenprämien, teilt Betriebsratsvorsitzender Achim Dietrich mit. Wenige Tage vor dem Beginn der Betriebsratswahlen erhofft er sich dank solch guter Nachrichten sicher Rückenwind.
Das Unternehmen selbst gibt sich eher zugeknöpft: „Aufgrund der hohen Nachfrage nach unseren Produkten ist der ZF-Standort Friedrichshafen derzeit sehr gut ausgelastet. Um die Aufträge termingerecht abzuarbeiten, haben wir mit dem Betriebsrat einen Rahmen vereinbart, der Einstellungen von bis zu rund 100 befristeten Mitarbeitern ermöglicht“, teilt ein Sprecher auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung lediglich mit. Zum Thema Überstundenprämien ist von Unternehmensseite nichts zu erfahren.
Mitteilsamer ist Achim Dietrich, der sich mit einem Flugblatt unter dem Titel „Zusätzlicher Einsatz, zusätzlicher Cash“an die ZF-Mitarbeiter gewandt hat und ab Dienstag bei der Betriebsratswahl um Stimmen wirbt. In dem Flyer berichtet er von einer „außerordentlichen Auftragslage“, die zu einer „extremen Anspannung in vielen Bereichen“führe. Der Betriebsrat habe deshalb der befristeten Anstellung von 110 neuen Mitarbeitern zugestimmt. Zudem habe das Gremium grünes Licht gegeben für bis zu 50 Überstunden pro Monat. Zugleich habe man verschiedene Prämien für die nötige Mehrarbeit vereinbart, so Dietrich: sieben Euro zusätzlich zu den tariflichen Zuschlägen pro geleisteter Überstunde in der Produktion, zwölf Euro pro Stunde für die Beschäftigten im 4-Gruppenmodell für Einsätze in ihrer Freischicht unter der Woche.
„Absolute Hochphase“
Hintergrund der Sonderregelungen, die ZF bislang offiziell nicht bestätigt hat, ist die derzeit offenbar sehr gute Auslastung der Produktion in Friedrichshafen. „Wir sind in einer absoluten Hochphase, vergleichbar mit der Zeit vor der Krise 2008“, so Achim Dietrich. Gründe hierfür nach Aussage des Gewerkschafters: Der angekündigte Abzug von Aufträgen des Großkunden MAN kommt noch nicht richtig zum Tragen, ein gemeinsames Projekt mit der chinesischen Firma Foton und die anhaltende Hochkonjunktur.
„Für viele Kolleginnen und Kollegen ist es im Moment gar nicht nachvollziehbar, warum wir für den Standort eine Beschäftigungssicherung vereinbart haben“, sagt Dietrich. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Zahl der MAN-Aufträge planmäßig ab 2020 stark zurückgehen werde. Zudem laste der Auftrag aus China Friedrichshafen nur vorübergehend aus, weil Fertigung und Montage hierfür Schritt für Schritt in den Fernen Osten verlegt werden. Dies sei auf Grund der politischen und ökonomischen Gegebenheiten auch nicht anders zu machen.
„Die jetzige Lage ist schön für den Standort“, so Achim Dietrich. „Wir dürfen aber niemandem das Gefühl geben, das geht die nächsten zehn Jahre so weiter.“Er stehe deshalb nach wie vor hinter den Vereinbarungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung, die im September 2016 von Unternehmen und Betriebsrat unterzeichnet worden waren. Darin hatten die rund 9000 ZFMitarbeiter auf tarifliche Lohnerhöhungen verzichtet und im Gegenzug eine Jobgarantie bis 2022 sowie Investitionszusagen für Friedrichshafen in Höhe von 600 Millionen Euro erhalten.