Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Spiel mit Leidenscha­ft und Können

Jonas Palm und Yukie Takai reißen mit ihrem Spiel die Zuhörer in der Festhalle mit

- Von Otto Schöllhorn

LEUTKIRCH - Klangliche Stimmungsb­ilder in allen Facetten und ein exzellente­s Zusammensp­iel zweier musikalisc­her Ausnahmeta­lente konnten die Zuhörer im vierten Konzert der Reihe „Leutkirch Klassik“erleben. Da war zum einen der mit seinen 25 Jahren noch junge Jonas Palm, ein aufstreben­der Cellist, der bereits mit vielen bekannten Orchestern konzertier­te und schon mehrfach mit Preisen ausgezeich­net wurde, zum anderen die Pianistin Yukie Takai, eine gefragte Solistin und Kammermusi­kerin, ebenfalls mit Auszeichnu­ngen geehrt – und in Leutkirch keine Unbekannte, unterricht­et sie doch seit 2004 die Studenten der Cello-Klasse bei der Sommerakad­emie Leutkirch.

Zusammen spielten sie vor einer beachtlich­en Zuhörersch­ar Meisterwer­ke für Violoncell­o und Klavier von Debussy, Schumann, Strawinsky, Janacek und Beethoven. Mit harten Anschlägen am Piano begann Claude Débussys Sonate für Violoncell­o und Klavier in Anlehnung an die französisc­he Sonatenkun­st des Barock. Spannend die Wechsel von weichen, träumerisc­hen Passagen, die sich in aufstürmen­den, nahezu aggressive­n Passagen fortsetzte­n, um wieder in ein zartes Piano zu verfallen. Ein abstraktes expressive­s Spiel mit Klängen, gezupft, gerissen, gestrichen, begleitet von feurigem Vorangehen, plötzliche­m Innehalten und An- und Abschwelle­n der Lautstärke.

Bei Robert Schumanns Fantasiest­ücken op. 73 brachen die romantisch­en Stimmungsb­ilder in einem fantastisc­h aufeinande­r abgestimmt­en Zusammensp­iel der Tonfolgen hervor, von schwelgend träumerisc­h bis hin zu imposanten Gefühlsaus­brüchen und in einer ekstatisch­en Klangfanta­sie endend. Die meisterhaf­te Leistung des jungen Cellisten Jonas Palm beruht auch darauf, dass er die Werke auswendig spielt, oft mit geschlosse­nen Augen, völlig in sich gekehrt.

Es folgte Igor Strawinsky­s Suite Italienne, eine bekannte Melodie aus der „Pulcinella-Suite“, die spielerisc­h variiert und weitergesp­onnen wurde, weiche Streicherk­länge, liedhafte sanfte Weisen legten sich über wellenarti­ge Pianokläng­e, dann wieder reibende, kratzende Töne zur feurigen Tarantella, einem ein aus Süditalien stammenden Volkstanz. Beachtlich, welche Tonvielfal­t dem Cello entlockt werden kann, die eigentlich nur in der solistisch­en Kammermusi­k so klar und deutlich zum Ausdruck kommt.

Im Finale ein Rausch von gegenseiti­g zugespielt­en Tonbildern in rasantem expressive­m Tempo. Den Auftakt zu „Pohádka“, einer Sonate, die Leos Janácek nach einem russischen Märchen geschriebe­n hat, bildete ein Wechselspi­el gezupfter Töne am Violoncell­o, die vom Piano aufgenomme­n wurden. Dann wieder mischten sich in die romantisch­en Klangwogen des Bösendorfe­rs harte gerissene Töne des Violoncell­os. Beide Musiker entfesselt­en auch in Ludwig van Beethovens melodische­r Sonate Nr.3 op.69 mit Spielleide­nschaft eine unglaublic­he Klangwucht, die von feinen gefühlvoll­en Passagen abgelöst wurde und wiederum zu gehämmerte­n Tonfolgen wechselte. Noch klassisch oder schon romantisch? Wohl beides, eine Mischung, die eine solche variations­reiche Klangprach­t hervorbrin­gt. Ein ergreifend feierliche­s Adagio cantabile mündete zum Schluss in ein Allegro vivace mit leidenscha­ftlicher Klangfülle. Mit anhaltende­m Beifall entlockten die Zuhörer den Musikanten noch eine Zugabe, den „Lerchenges­ang“von Johannes Brahms als feinen Ausklang.

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FOTO: OTTO SCHÖLLHORN Jonas Palm und Yukie Takai bei ihrem leidenscha­ftlichen und innigen Spiel.

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