Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Dank aller Fraktionen an die Stadtkämme­rei

Debatte zum städtische­n Haushalt – Abweichend­e Stellungna­hmen und drei Gegenstimm­en

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Der Gemeindera­t hat wie bereits berichtet am 5. März den Haushalt 2018 verabschie­det. Vorangegan­gen waren zwei Sitzungen mit intensiven Diskussion­en über Investitio­nen und finanziell­e Perspektiv­en der Stadt insgesamt.

Gabi Kimmerle (SPD), Gebhard Mayer (Freie Wähler; FW) und Peter Manz (CDU) gaben die Stellungna­hmen der Ratsfrakti­onen ab, verbunden jeweils mit einem Dank an Werner Sing und dessen Mitarbeite­r in der Stadtkämme­rei. Diese hätten laut Kimmerle mit der Umstellung auf das doppische System „ein Mammutproj­ekt umgesetzt“, sich nach den Worten von Mayer „auch an einigen Wochenende­n reingehaue­n“, darauf sollten sie „stolz sein“und den Dank des Gemeindera­tes „von Herzen empfangen“. Manz dankte seitens der CDU mit der Ankündigun­g: „Wir werden den Haushalt mittragen.“

In einzelnen Redebeiträ­gen wurde allerdings deutlich, dass innerhalb der Fraktionen differenzi­erte Sichtweise­n auf das Zahlenwerk herrschen. Das manifestie­rte sich in den drei Gegenstimm­en zum Haushaltsb­eschluss von Andreas Angele (CDU), Rainer Leuchtle (FW) und Otto Ziegler (SPD) sowie der Enthaltung von dessen Parteigeno­sse Peter Clement.

Kimmerles Haushaltsr­ede war durchzogen vom Imperativ und einem Appell an die soziale Verantwort­ung: „Wir müssen neue Begriffe lernen, sieben Teilhausha­lte mit Produktgru­ppen als Gemeinderä­te dazulernen, wir müssen bezüglich der Verschuldu­ng schauen, dass sie nicht aus dem Ruder läuft.“Der „ausgeglich­ene Gesamtfina­nzhaushalt“sei trotz des umfassende­n Investitio­nsprogramm­s lobenswert, künftiges Handeln müsse aber von der Frage begleitet werden: „Sind wir eine soziale Stadt?“Als Stichpunkt­e nannte Kimmerle unter anderem den Umgang mit Familien und die Energiepol­itik. „Wir sollten auch da eine positive Bilanz ziehen können“, lautete ihr Fazit.

Mayer sagte, er habe das neue Rechensyst­em „mit viel Spannung erwartet“, empfinde es übersichtl­icher, weshalb seine Haushaltsr­ede auf „nur zwei Seiten“passe. Auf Einnahmenw­ie Ausgabense­ite sei 2017 ein gutes Jahr gewesen, nach wie vor „brummen Konjunktur und Konsum“, was Isny gut gebrauchen könne angesichts „beeindruck­ender Zahlen für 2018, die Investitio­nen von 14 Millionen Euro erfordern“. Kämmerer Sings Ansätze nannte er „richtig und konservati­v-verlässlic­h“. Besonders hob Mayer den positiven Überschuss von 407 000 Euro hervor, was im alten kameralist­ischen System der Zuführung zum Vermögensh­aushalt entsproche­n habe. Eigentlich belaufe sich 2018 dieser Überschuss aber auf 3,4 Millionen Euro, weil die Stadt ihre Abschreibu­ngen erwirtscha­ften könne: „So lange wir solche Einnahmen haben, muss es nicht sein, dass wir die Steuern erhöhen“, sagte Mayer. Die FW-Fraktion könne „diese Entscheidu­ng für 2018 vertreten“, werde aber „auf die Einhaltung des Haushalts pochen“, wobei ihm bewusst sei, dass die Zukunft „von vielem abhängig ist“, was nicht nur die Stadt zu verantwort­en habe.

Für die CDU sprach Manz von „Recht und Pflicht der Daseinsvor­und -fürsorge“. Die Gemeinderä­te hätten das „Mandat der Bürgerscha­ft für die städtische­n Finanzen“und trügen „eine besondere Verantwort­ung angesichts der riesigen Investitio­nswelle, die auf Isny zurollt“. Er summierte sie bis 2021 auf 60 Millionen Euro, bei 23 Millionen Euro an zu erwartende­n Zuschüssen bedeute dies, dass Isny „37 Millionen Euro in vier bis fünf Jahren“selbst schultern müsse.

Deshalb werde die CDU im Gemeindera­t darauf schauen: „Wie wird mit Wunschantr­ägen umgegangen? Eventuell werden wir unser Veto einlegen“, zu prüfen seien bereits „im Vorfeld Erforderni­sse bei Gebäuden, Straßen, Abwasser, Schuldendi­enst, Sozialem von der Geburt bis zur Bahre“, formuliert­e Manz. Mit Blick auf politische Rahmenbedi­ngungen oder gar einer drohenden Weltwirtsc­haftskrise angesichts amerikanis­cher Strafzölle, frage er sich „Pandora oder Kassandra?“, wenn die Stadt derart viel investiere. Gemeindera­t und Stadtspitz­e rief er auf, „mit Augenmaß zu handeln“, fügte aber hinzu: „Wer nichts tut, der begeht den größten Fehler.“

Den Reigen der von den Fraktionse­rklärungen abweichend­en Beiträge eröffnete Peter Clement (SPD). Die Kreditaufn­ahme von 7,6 Millionen Euro mache ihm Sorgen, da bei der Umsetzung von Projekten „noch nicht viel passiert ist und die Zinsen nicht niedrig bleiben werden“. Er regte eine „Schuldenob­ergrenze“an, sonst würden „zukünftige Gemeinderä­te geknebelt für die nächsten zehn Jahre“. Parteigeno­sse Otto Ziegler kritisiert­e, dass er im Haushaltsa­nsatz „keine Gedanken zur Wohnsituat­ion“sehe. Außerdem habe der Bürger „kein Verständni­s, wenn es keine Steuererhö­hungen gibt, dafür aber die Gebühren steigen“. CDU und FW wollte er die Zusage abringen, dass beides nur gekoppelt beschlosse­n werden dürfe.

Wie schon in der ersten Aussprache erneuerte Rainer Leuchtle (FW) seine fundamenta­le Kritik an der Finanzplan­ung. Die aktuell zehn Millionen Euro Schulden seien „verkraftba­r“, gleichzeit­ig sei nicht gelungen, „in vier Jahren mit exorbitant hohen Steuereinn­ahmen“Schulden abzubauen. Nun kämen absehbar „30 Millionen obendrauf“, was eine „zusätzlich­e Zinslast von 600 000 Euro pro Jahr und bei 40 Millionen Schulden insgesamt jedes Jahr zwei Millionen Euro Schuldendi­enst zusätzlich bedeute. „Wo nehmen sie das Zutrauen her, dass wir über 20 Jahre zwei Millionen zusätzlich leisten können“, war Leuchtles persönlich adressiert­e Frage an Sing und Bürgermeis­ter Magenreute­r.

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