Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Krisenmanagement gegen tiefe Milchpreise
Kreisverband des BDM traf sich in Gaisbeuren mit Politprominenz zur Versammlung
REUTE-GAISBEUREN - Faironika, die schwarz-rot-goldene Kuh mit der Aufschrift „Die Faire Milch“begrüßte die 35 Besucher des Versammlung des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Adlersaal in Gaisbeuren. Zum 20-jährigen Bestehen hatte der Kreisverband Ravensburg Politiker, Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung und seine Mitglieder eingeladen. Die Bewertung der aktuellen Lage der Milchbauern fiel unterschiedlich aus.
Kreisvorsitzender Rolf Weidner blickte voller Stolz auf die Geschichte des BDM zurück. Der BDM-Landesvorsitzende Karl-Eugen Kühnle hingegen zeigte anhand von aktuellen Grafiken die wirtschaftlichen Tendenzen auf dem bundesdeutschen Milchmarkt – und die Tendenzen waren nicht gut. Nicht zum ersten Mal in der 20-jährigen BDM-Geschichte zeichne sich für die milchproduzierenden Höfe eine Krise ab. Um diese abzuwenden hat der BDM ein mehrstufiges Konzept zum Krisenmanagement entwickelt, das im Wesentlichen auf einer Reduzierung der Milchmengen aufbaut.
Das Konzept war 2016 erfolgreich im EU-Mengenreduktionsprogramm. Die Erfahrung zeige, so Kühnle, dass eine Mengenreduktion um zwei Prozent den Milchpreis um bis zu 30 Prozent steigen lasse. Nachdem 2016 jedoch eine einmalige Aktion war, ist es nun das politische Ziel des BDM, auf Bundes- und EU-Ebene einen Automatismus, der die Milchmenge reduziere, formell zu verankern. Es werde ein langer und schwerer Weg bis dahin, doch die ersten Schritte seien getan und Maria Heubuch, die für die Grünen im Europäischen Parlament sitzt, wie auch CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser sagten die geschlossene Unterstützung ihrer Fraktionen im Landtag zu.
Heubuch zeigte Zusammenhänge zwischen der europäischen Politik und deren Unterstützung für die heimische Landwirtschaft auf. Auch Albrecht Siegel vom Landwirtschaftsamt Ravensburg ging auf die finanziellen Unterstützungsleistungen ein. Haser hingegen mahnte in seinem Grußwort das nach wie vor fehlende Realitätsbewusstsein in der politischen und vor allem in der gesellschaftlichen Diskussion an. Schlagwörter wie Biodiversität, Pflegerichtlinien und Tierwohl seien Ansprüche an die Landwirtschaft, bei deren Erfüllung die Gesellschaft auch dafür Sorge tragen müsse, dass landwirtschaftliche Betriebe weiterhin in der Lage sind, ihre Familie zu ernähren. Eine interessante und mutmachende Perspektive bot der neue BDM Geschäftsführer Rainer Forster, der seine Philosophie und Motivation an diesem Abend den Mitgliedern vorstellte. Trotz oder gerade wegen seines markanten oberbayrischen Dialekts
ist Forster davon überzeugt, dass es die Bauern sind, die seine Sprache verstehen – und das nicht nur im akustischen Sinn.