Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Mehr Zeit mit Handy als mit Kindern“
Zum Leserbrief „Bildung hängt von Rahmenbedingungen ab“in der Ausgabe vom 13. März:
Man stelle sich vor, man ist im Besitz eines alten, etwas ramponierten Rechenschiebers. Nun wird er repariert und aufgehübscht, er ist wieder voll funktionsfähig. Doch bedauerlicherweise braucht man zum Lösen eines mathematischen Problems einen modernen Computer mit großer Rechenleistung. Dumm gelaufen. Genauso verhält es sich mit dem Vorschlag, die überholten Isnyer Schulgebäude zu renovieren. Auch ich bin für Nachhaltigkeit, aber nur da, wo sie sinnvoll ist. Neue, zukunftsorientierte, innovative Schulkonzepte brauchen neue, zukunftsorientierte, innovative Räumlichkeiten.
Mir geht das von der Stadt Isny vorgelegte Baukonzept gar nicht weit genug. Eine Wohlfühlschule für Kinder wäre angesagt, wo unbeschwert die Neugierde der Kinder bedient und die Kreativität der Kinder gefördert wird. Aber auch ich weiß, dass den Kosten Grenzen gesetzt sind. Das Lehren und Lernen der Zukunft wird sich vom heutigen, in fest zugeordneten Klassenzimmern stark unterscheiden.
Frau Pscheidel fordert, lieber mehr Geld für benachteiligte Familien auszugeben. Was bringt es? Sind Kinder von reichen Eltern mehr behütet und umsorgt? Eher das Gegenteil ist der Fall. Viele Kinder reicher Eltern fühlen sich vernachlässigt, allein gelassen und mit Geld und Geschenken zugeschüttet. Dabei sehnen sie sich nach Zeit mit den Eltern, Wertevermittlung und Liebe.
Neueste Studien zeigen: Die deutschen „Durchschnittseltern“verbringen täglich mehr Zeit mit ihrem Handy als mit ihren Kindern. Bravo Deutschland. Erziehung durch die Eltern wird immer mehr vernachlässigt, in allen Gesellschaftsschichten. Die Aufgaben der Erziehung, der Wertevermittlung und der Bildung der Kinder, vor allem auch der Charakterbildung, werden immer mehr den Schulen zugeschoben.
Darum mein Appell: Lasst uns in Isny so viel wie möglich Geld für den Bau guter, nachhaltiger und zukunftsorientierter Schulen ausgeben.
Bernd Marquardt, Isny