Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Darf die Kundin Kunde heißen?
Der Wahnsinn kennt offenbar keine Grenzen. Pardon, korrekt und geschlechtergerecht muss es wahrscheinlich heißen: Der Wahnsinn und die Wahnsinnin kennen offenbar keine Grenzen. So viel Zeit und Höflichkeit müssen schließlich sein! Wo kämen wir denn sonst auch hin? Zurück in die Steinzeit gewiss, als die Frau die Höhle hütete und der Mann das Mammut jagte. Nur gut, dass wir keine anderen, gravierenderen Probleme haben.
Aber wir wollen uns ja nicht lustig machen über das mehr als berechtigte Herzensanliegen besorgter Damen, die stets auch weibliche Endungen hören und als Kundin, Wählerin oder Zuschauerin tituliert werden mögen. Ohne weiteres, schuldhaftes Nachdenken werfen wir daher frohgemut den allgemeinen Sprachgebrauch der gefühlt vergangenen 2000 Jahre über Bord, der Sammelbegriffe wie Schüler oder Käufer geschlechtsneutral gemeint hat. Ebenso bereitwillig nehmen wir die Verkomplizierung der Sprache in Kauf, die durch Abkürzungen wie Tanke oder Kita noch lange nicht genug verhunzt ist. Gleichzeitig geloben wir hoch und heilig, beim nächsten Absingen der Nationalhymne das deutsche Vaterland – igittibääh – durch Heimatland und brüderlich durch geschwisterlich zu ersetzen. Einverstanden wären wir sogar, eine bekannte Frauenzeitschrift in „Emil“umzutaufen. Hauptsache kein Geschlechterkrieg mehr!
●» d.uhlenbruch@schwaebische.de
Wahnsinn und Wahnsinnin kennen keine Grenzen.
Von Dirk Uhlenbruch