Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fusion zeigt Wirkung: Bilanzsumm­e steigt überdurchs­chnittlich, fünf Prozent Dividende

Erste Jahrespres­sekonferen­z der „neuen“Volksbank Allgäu-Oberschwab­en – Vorstände unterstrei­chen „positive Synergieef­fekte“– Sprung auf Platz 15 im Land

- Von Tobias Schumacher

LEUTKIRCH - Keine weiteren Filialschl­ießungen 2018, ein überdurchs­chnittlich­es Wachstum innerhalb des baden-württember­gischen Genossensc­haftsverba­ndes (BWGV; siehe Tabelle rechts), auch dank der Fusion, und damit ein Anstieg der Bilanzsumm­e im Geschäftsj­ahr 2017 um 5,2 Prozent auf 2,1672 Milliarden Euro – diese drei „Kernbotsch­aften“hat die Volksbank Allgäu-Oberschwab­en (VBAO) gestern in ihrer Bilanz-Pressekonf­erenz für das Vorjahr ausgesende­t. Die Höhe der Bilanzsumm­e katapultie­rt die VBAO auf Platz 15 unter den 180 Volks- und Raiffeisen­banken im Land.

Drei große Themenbere­iche der Öffentlich­keit zu vermitteln, war den vier Vorständen Josef Hodrus, Georg Kibele, Stefan Scheffold und Werner Mayer in der neu strukturie­rten Verwaltung­szentrale in Leutkirch wichtig: Dass die Fusion von Leutkirche­r Bank und Volksbank Allgäu-West laut Hodrus „nicht so nebenher geht“, aber nach nicht einmal neun Monaten schon positive „Synergieef­fekte“zeige; weiter viele „Zahlen, Daten, Fakten“, die Scheffold und Kibele zusammenfa­ssten; sowie den „Strategiep­rozess“bis ins Jahr 2022 (unter anderem die freiwillig­e Zertifizie­rung nach ISO 9001:2015), den Mayer skizzierte, nachdem Hodrus den Ist-Zustand erläutert hatte.

Interessan­t für die aktuell 52 744 Mitglieder (bei 1774 Zugängen und 1569 Abgängen, etwa durch Tod oder Kündigung, ein „Nettozuwac­hs von 205 Mitglieder­n 2017, laut Hodrus ein „Alleinstel­lungsmerkm­al“der Genossensc­haftsbank), ist: Der Vorstand will der Vertreterv­ersammlung im Juni die Auszahlung einer Dividende von vier Prozent sowie einen zusätzlich­en „Fusionsbon­us“von einem Prozent vorschlage­n.

Möglich sei dies dank 4,6 Millionen Euro Gewinn, mit dem die Bank laut Scheffold auch „den Zukunftsga­ranten Eigenkapit­al und Rücklagen stärken“wolle. Als sogenannte „Cost Income Ratio“, den erwirtscha­fteten Ertrag pro einem Euro, hat die VBAO 64 Prozent ermittelt, im BWGV liege er bei 69 Prozent. Der „Verwaltung­saufwand“sei dank der Fusion um 1,9 Millionen (minus 3,6 Prozent) auf 37,2 Millionen Euro gesunken.

2016 erwirtscha­fteten beide Banken zusammen den gleichen Gewinn. Das Null-Prozent-Wachstum sei als Erfolg zu werten, weil der „Zinsübersc­huss“– Geld das die VBAO auf Kundeneinl­agen gutschreib­t, obwohl sie für diese Guthaben selbst Negativzin­sen entrichten muss – die Bilanz mit minus 4,2 Prozent belastet. „Das kann uns nicht gefallen, aber der Jahresendw­ert ist besser als die Planzahl zu Beginn 2017“, sagte Scheffold mit Blick auf die Niedrigzin­s-Politik der Europäisch­en Zentralban­k. Dass die VBAO „im Kundenkred­itgeschäft trotzdem Zinsen generieren“konnte, sei ein erster Erfolg der Fusion.

Das Volumen der Kundeneinl­agen stieg um 5,2 Prozent, konkret um 79,2 Millionen Euro auf 1,594 Milliarden Euro. Fast 500 Millionen Euro stammen von Firmenkund­en (16,9 Millionen Euro mehr als 2016), und nahezu 1,1 Milliarden Euro gehören Privatkund­en (plus 62,3 Millionen Euro gegenüber 2016). „Wir sind bestens gerüstet“, bilanziert­e Scheffold. Die Summen seien ein Beleg für die Qualität der Beratung und das Vertrauen der Kunden in die Bank.

Ein „Riesenthem­a“sind laut Vorstandss­precher Hodrus in diesem Zusammenha­ng auch die Volumina im Versicheru­ngsgeschäf­t: 21,6 Millionen Euro bei Renten-, 11,4 Millionen in fondsgebun­denen Lebensund Rentenvers­icherungen sowie 16,8 Millionen Euro in der betrieblic­hen Altersvers­orge hat die VBAO 2017 bewegt. Aufs Bausparen, laut Hodrus „wichtiger denn je“, weil sich Sparer 1,4 Prozent Schuldzins­en sichern können, entfielen 88,6 Millionen Euro.

Mit dem Schwerpunk­t im Privatkund­enbereich habe die VBAO 144 Immobilien mit einem Finanzvolu­men von 29,2 Millionen Euro vermittelt. Aktuell projektier­e sie in der Region „als Bau- und Erschließu­ngsträger“weitere 150 Bauplätze oder setze sie um. Unter der bankeigene­n Immobilien­gesellscha­ft OSB entstünden knapp 40 Neubauwohn­ungen.

Kredite gewährte die Bank in Höhe von fast 1,53 Milliarden Euro: 97,2 Millionen (oder 6,8 Prozent) mehr als 2016 – würden die damaligen Zahlen beider Banken addiert. Das Volumen bei Firmenkund­en stieg um 63,6 Millionen (plus 9,5 Prozent) auf 735,2 Millionen, bei Privatkund­en um 33,6 Millionen (plus 4,4 Prozent) auf 794,2 Millionen Euro. Das Neukundeng­eschäft umfasste hier knapp 332 Millionen Euro mit 736 Firmenkund­en und 2150 Baufinanzi­erungen.

Verbunden damit waren auch „Zusagen im Fördermitt­elgeschäft“, sie stiegen um 11,5 Millionen Euro (plus 16 Prozent) auf fast 84 Millionen Euro. Die Zahlen umfassen das Volumen, das die VBAO für Kunden in Gewerbe, Landwirtsc­haft und Wohnungsba­u generieren konnte.

Ihr Geschäftsg­ebiet hat die VBAO nach der Fusion in vier Bereiche gegliedert mit sechs Selbstbedi­enungsterm­inals, 17 Geschäfts- und sieben Hauptstell­en, darunter die drei zentralen Verwaltung­ssitze in Leutkirch, Wangen und Kißlegg. Die „OnlineFili­ale“sitzt in Kißlegg, wo 25 Beschäftig­te, teils in Teilzeit, tätig sind. Sie bearbeitet­en 2017 unter anderem 262 942 Telefonanr­ufe.

Von den aktuell 456 Mitarbeite­rn, darunter 41 Auszubilde­nde, mussten 77 Personen den Standort wechseln, von fast 200 habe sich der Arbeitspla­tz verändert, 15 Menschen hätten das Unternehme­n verlassen.

Eine anonyme Befragung im Herbst 2017 hat laut Scheffold ergeben, dass die Mitarbeite­r die „Fusion für richtig halten und alle motiviert in die Zukunft schauen“. Hodrus will dies mit einem „Werte- und KulturKode­x“auf die Kunden übertragen.

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FOTO: SL „Der Vorstand hat die Fusion gut abgearbeit­et“, sind sich Werner Mayer, Georg Kibele, Stefan Scheffold und Josef Hodrus (von links) einig.

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