Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
In Rohrdorf erklingt feinste Frühlings-Blasmusik
Musikkapellen Merazhofen und Rohrdorf haben ein Gemeinschaftskonzert im Gemeindesaal gegeben
ROHRDORF - Draußen ist der Winter zurückgekehrt, drinnen ist es gut warm und vor allem proppenvoll. Die Musikkapelle Rohrdorf hatte zusammen mit der Gastkapelle, dem Musikverein Merazhofen, zum traditionellen Frühlingskonzert im Gemeindesaal eingeladen. Die gut 50 Musiker aus dem 400Seelen-Dorf Merazhofen präsentierten unter ihrem Dirigenten Karl Kurray ein breit gefächertes Programm. „Mir hend en starka Musikverein, heit send en Merazhofe nemme viel Leit dorhoimd“, meinte Andreas Netzer, einer der Konzertbesucher, der „seine“Kapelle zum Gastspiel begleitet hatte.
„Attila“– militärisch, kantig, triumphal schritt der Hunnenkönig und Feldherr förmlich durch den Saal. „Zeichen der Zeit“führte unmissverständlich den Fluss der Zeit vor Augen mit musikalischen Bildern der Jahreszeiten, mit sanften Bildern des Friedens, auch mit donnernden, realen und künftig möglichen Katastrophen. Zwischendurch, immer wieder als Mahnung und wie ein erhobener Zeigefinger, auf die Zeichen der Zeit zu achten, als Ruf zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung. Charakteristisch für das „Concerto. Blecho. Grosso“waren solistische Passagen jeweils von Tuba, Tenorhörnern, Trompeten und Klarinetten. „Colorado“malte bunt und farbig die Bergwelt der Rocky Mountains vors Auge, basierend auf einem alten Indianerlied. Zum Schluss intonierten die Merazhofener „A Tribute to Michael Jackson“, eine Hommage auf den erfolgreichsten Unterhaltungskünstler aller Zeiten, den „King of Pop“.
Nach der Pause weckten die Rohrdorfer auf musikalische Weise die Lust, endlich die Wanderstiefel zu schnüren. Ihr Motto: Unsere Alpen. „Alpine Inspirations“malte fein und rein mit solistischen Einlagen Bergpanoramen. „Pilatus: Mountain of Dragons“beschreibt die Suche nach einem beängstigenden Ungeheuer in unwirtlicher, bergiger Gegend, den Kampf mit einem Drachen und schließlich den Beschluss, künftig friedlich zusammenleben zu wollen. Die „Sinfonie Nr. 40 in G-moll“von Wolfgang Amadeus Mozart sei bei den Proben für die Rohrdorfer eine ziemliche Herausforderung gewesen, gibt Dirigent Klaus Butscher unumwunden zu. Vor Jahren habe die Kapelle schon einmal eine Mozart-Sinfonie versucht und in der Konzertkritik der „Schwäbischen Zeitung“sei danach zu lesen gewesen: „Mozart hätte sich wohl im Grab umgedreht.“– „Wir versuchen‘s trotzdem nochmal“, fügte Buscher hinzu „aber machen Sie sich auf ein Scheitern gefasst. Und wenn sich Mozart nochmal umdrehen sollte, dann läge er jetzt wenigsten wieder normal in seinem Grab.“Zur Beruhigung der Rohrdorfer: Mozart dürfte sich nicht nochmal umgedreht haben. Außerdem weiß niemand, wo.
Urkunden und Blumen
Nach „Selection From Band of Brothers“und „Eiger: A Journey to the Summit“waren die Ehrungen durch Heribert Maier vom BlasmusikKreisverband an der Reihe (siehe
Kasten). Und der erste Vorsitzende Norbert King ernannte drei Musikanten mit Urkunde, Geschenkkorb und Blumen zu Ehrenmitgliedern. Über Flügelhornist Günther Morgen sagte King: „Wenn der Musikkapelle bei irgendwelchen Anlässen irgendetwas fehlt, geht man zum Günther. Der hat es oder besorgt es. Geht nicht, gibt’s nicht.“Bassist Bertram Landsbeck bescheinigte er: „Er machte ganz selbstverständlich die Hauptarbeit beim Auf- und Abbau unserer Feste.“Und über Schlagzeuger Erwin Morgen wusste King zu berichten: „Man könnte es sicher an einer Hand abzählen, wenn man nachzählen würde, wie oft er in den zurückliegenden 40 Jahren gefehlt hat.“