Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Die Betroffenen suchen den Kontakt im Internet“
Hans Birkle vom Weissen Ring Biberach spricht am Tag der Kriminalitätsopfer über Internetkriminalität
BIBERACH - Auf den Tag der Kriminalitätsopfer heute, am 22. März, macht der Weisse Ring aufmerksam. Die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer will die Öffentlichkeit für das Thema Gewalt und Kriminalität sensibilisieren. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto Internetkriminalität. SZ-Volontärin Maike Woydt hat mit Hans Birkle, Außenstellenleiter des Weissen Rings Biberach, gesprochen.
Herr Birkle, warum steht das Thema Internetkriminalität im Fokus?
Es ist ein sehr aktuelles Thema. Die Anzahl der Straftaten im Internet wächst stetig. Laut Kriminalstatistik für das Jahr 2016 gibt es mehr als eine Viertel Millionen Straftaten in Deutschland, die im Internet passieren. Zu dieser weltweiten Plattform haben sehr viele Menschen Zugang.
Wie kann man im Internet zum Kriminalitätsopfer werden?
Viele Opfer von Straftaten im Internet gibt es bei unterschiedlichen Betrugsmaschen oder durch Ausspähung der persönlichen Daten.
Können Sie Beispiele nennen?
Wir haben in der Vergangenheit bereits mehrere Opfer betreut. Aktuell geschieht dies bei einem Mann, der über über das Internet eine Beziehung mit einer Frau suchte, die ihn dann finanziell stark ausgenutzt hat. Diese Fälle gibt es bei beiderlei Geschlechtern. Die Betroffenen suchen den Kontakt im Internet. Dabei werden den Opfern werden irgendwelche Geschichten erzählt, wie zum Beispiel dass man zur Zeit im Ausland lebt und man nun einen Besuch in Deutschland machen möchte. Danach werden häufig Problemsituationen vorgegaukelt, die die Opfer zu Geldtransfers veranlassen. Zu den vereinbarten Treffen kommt es in den wenigstens Fällen und das Geld ist in aller Regel verloren. Das Internet bietet viele Vorteile, birgt aber auch Gefahren. Vor allem viele jungen Menschen sind zu unvorsichtig. Welche Fälle gibt es? Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet. Sie haben meist über den Computer oder das Smartphone dauerhaft Zugang zum Internet. Dort werden sie oft Opfer von Verleumdungen oder Mobbing. Sie zu schützen ist für Erziehungsberechtigte meist schwierig, da sie sich oft selbst nicht so gut in der Materie auskennen wie ihre Kinder. Es hilft, wenn … Eltern aber auch die Lehrer in den Schulen mit den Kindern und Jugendlichen über die Gefahren sprechen. Außerdem sollten sich diese auch untereinander über die Gefahren austauschen.
Welche Folgen hat das für die Opfer?
Die Hälfte aller Internetnutzer hat schon einmal schlechte Erfahrungen im Internet gemacht. Neben den finanziellen Folgen, die sie häufig zu tragen haben, spielen auch oft psychische Folgen und Belastungen eine Rolle. Gerade wenn es wie bereits beschrieben um Partnerschaftsgeschichten geht oder hohe finanzielle Verluste.
Wo kann man sich Hilfe suchen?
Hilfe bekommen Betroffene bei der Polizei und den Opferhilfeorganisationen, wie dem Weissen Ring. Viele unterlassen die Anzeige oder Kontaktaufnahme, weil sie sich schämen. Es ist aber wichtig, solche Vorfälle anzuzeigen, denn nur so können Täter ermittelt und weitere Personen davor geschützt werden, nicht selber zum Opfer zu werden. Außerdem finden sich auch im Internet auf verschiedenen Seiten vielfältige hilfreiche Tipps. Der Weisse Ring bietet darüber hinaus kostenlose Infomaterialien zur Vorbeugung an, auch da lohnt sich ein Blick.